Watermind
dann …
»Du hast nur nach der Synkope gesucht, das ist alles.« Max strich ihr übers Haar. »Die Melodie hast du schon. Musst nur noch den Takt finden.«
Sie drehte sich um und strampelte die Decken weg. »Ich habe letzte Nacht verrückte Dinge gemacht. Als könnte ich den Genen meiner Mutter nicht entkommen.«
CJ hatte Max von ihrer Mutter erzählt. Die nutzlose, launische und schwache Mutter Carolyn Joan hatte ihren Mann und ihre kleine Tochter verlassen, nicht um die Welt zu retten, nicht um den Schwachen zu helfen oder die Kranken zu trösten. Nicht einmal, um mit einem Liebhaber durchzubrennen. Sie war nach Kalifornien gegangen, um Glasblasen zu lernen, wie ihr Harry erzählt hatte. CJ erinnerte sich an die funkelnden Glastiere, die ihre Mutter einmal zu Weihnachten geschickt hatte. CJ hatte sie einzeln mit einem Stein zertrümmert.
»Lamie, beruhige dich.« Max zog sie an sich. »Du erwartest zu viel. Manchmal vergisst du, dass der Herr uns alle aus Erde erschaffen hat.«
»Ist das so?« Sie schmiegte sich an ihn.
»Ja.« Max küsste ihr Haar und ihren Hals. »Weißt du, was Erde ist?«
»Sag es mir.« Sie leckte seine Brust. Seine Brustwarze schmeckte salzig.
»Erde ist alles durcheinandergemischt, und daraus besteht die ganze Welt.« Er küsste lange ihren Mund.
»Ich bin durcheinander.« Sie glitt mit ihrer Hand an seinem straffen Bauch hinab und umfasste seinen Penis.
Er stöhnte, schob sich auf sie und drang in sie ein. Sie bewegten sich rhythmisch zwischen den zerknüllten Laken, ignorierten die Kälte und ließen das hölzerne Kopfteil knarren. Sie kletterte auf ihn, und als sie zum Höhepunkt kam, bog sie den Rücken durch, schloss die Augen und stieß durch die zusammengebissenen Zähne einen Klagelaut aus, ließ die Wellen durch ihren ganzen Körper gehen und hoffte, sie würden sie reinwaschen.
26
Samstag, 12. März, 8.30 Uhr
»Sie sind eine naive Spinnerin.« Peter Vaarveen grinste und klimperte mit den weißen Wimpern. Er lümmelte im Labor von Quimicron herum und trank Starbucks-Kaffee. Ein Streifen aus rotem Sonnenbrand unterstrich seine Augen, wo die gipsweiße Haut zwischen Schutzbrille und Atemmaske der Sonne ausgesetzt gewesen war. Seine dicke Brille vergrößerte seinen amüsierten Blick. »Ja, das ist Schwachsinn vom Feinsten.«
CJ biss ihren Daumennagel ab, während er den Zehnseitenbericht in den Papierkorb warf. Sie hatte die letzten zwei Stunden damit zugebracht, ihren Tauchgang im Kanal zu dokumentieren, über den Adjektiven gegrübelt und Vorschläge gemacht, welche weiteren Daten gesammelt werden sollten. Peter hatte ihre Ergebnisse in weniger als zwei Minuten verworfen. Sie holte die zerknitterten Blätter wieder heraus. »Schauen Sie doch selbst nach, wenn Sie mir nicht glauben.«
»Was haben Sie gesehen? Blinkenden Staub im Wasser? Außerirdische Lichterscheinungen? Vielleicht sind es ja die Seelen ertrunkener Wasserratten.«
»Arschloch!« Sie drängte sich an ihm vorbei und ging zur Tür.
»Überlegen Sie es sich gut, ob Sie den Bericht der Oberhexe zeigen wollen.« Er zwinkerte CJ zu. »Sie wird Sie aus dem Projekt werfen, egal was Sie Roman Sacony erzählen. Wenn es um das Wissenschaftlerteam geht, bestimmt die Oberhexe.«
»Ich werde nicht …« CJ bemerkte, dass sie rot wurde. Ohne nachzudenken, knüllte sie ihren Bericht zusammen und warf ihn in Peters lachendes Gesicht. Dann stolzierte sie aus dem Büro.
Peters Witzeleien brachten sie zur Weißglut. Doch ganz gleich, wie wütend er sie machte, sie wusste, dass er recht hatte mit der Oberhexe – Knochenhexe würde besser zu ihr passen.
Während sie den leeren, hallenden Flur entlangging, wurde CJ klar, dass Yue sie ohne bessere Daten in der Luft zerreißen würde. Sie blieb stehen, ging ein paar Schritte zurück und blieb erneut stehen. Haus 2 machte am Samstagmorgen einen unwirklichen und verlassenen Eindruck, wie ein gekühltes Leichenschauhaus. Trotz des schlechten Wetters lief die Klimaanlage auf Hochtouren.
CJ stieg eine Treppe hinunter, hielt auf dem Absatz inne, überlegte es sich anders und ging wieder hinauf. Statt bei Yue anzuklopfen, machte sie sich auf die Suche nach dem Werksleiter Dan Meir. Er hatte immer einen anständigen und sympathischen Eindruck gemacht. Im Vorzimmer war es dunkel, also klopfte sie nur kurz an die Tür und streckte ihren Kopf hinein. Und ihr Blick fiel auf Roman Sacony.
Er hatte Meirs Schreibtisch mit Beschlag belegt. Sein Laptop summte, und er sprach in sein
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