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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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möglicherweise eine Reaktion ausgelöst, die zur Eisbildung geführt hatte. Sie verwies darauf, dass südkoreanische Wissenschaftler bei Raumtemperatur Eis erzeugt hatten, indem sie einen chemischen Prozess angewendet hatten, bei dem Wärme sehr schnell absorbiert wurde. Vielleicht war etwas Ähnliches im Devil's Swamp geschehen. Sie schloss nicht aus, dass die Kombination der Auslöser reiner Zufall war.
    Doch CJ glaubte nicht an Zufälle. Sie hatte den Eindruck, dass die Ablaufkette diverser Phänomene einen gemeinsamen Ursprung hatte. In der Nacht hatte sie verschiedene Theorien durchgespielt, und der nächste Teil ihres Berichts wagte sich in den Bereich wilder Spekulationen vor, die Harry lediglich ein höhnisches Lächeln entlockt hätten.
    Das Kolloid erzeugte womöglich seine gesamte Energie selbst. Sie hatten intakte Photovoltaikzellen in der Emulsion gefunden. Das klebrige Proplastid schützte sie vor Wasserschaden, und die Sonne von Louisiana konnte sie problemlos reaktivieren. Entsorgte Photovoltaikzellen hatten vielleicht über Jahre Strom im Sumpf abgesondert. Der Strom konnte das Kolloid wie ein Elektrolyt ionisiert und seine verschiedenen chemischen Schadstoffe dissoziiert und dadurch klares Wasser hergestellt haben. Das Wissenschaftlerteam sollte die Probe nach Elektrolysevorgängen untersuchen.
    In der Schlussfolgerung verließ CJs Phantasie die Bodenhaftung. Was, wenn der Strom anderen Elektroschrott im Wasser aktivierte? Schalter, Thyristoren, Transceiver, Speicherchips? In der Laborprobe befand sich eine wahre Fundgrube von Mikrocomputerelementen, alle umhüllt von Proplastid. Was, wenn der Strom ein paar dieser Komponenten anregte, sich gegenseitig Signale zu senden?
    Jedes winzige Computerteil trug ein programmiertes Element in sich, nur ein Fragment, aber wer wusste, womit es interagierte? Nach einiger Zeit konnte auch die simpelste Kombination eine hohe Komplexität herausbilden. Ein Mikrochip unter Strom hatte vielleicht selbst ein einfaches Netzwerk zur Datenübermittlung assembliert, so etwas wie der Embryo einer neuen Art von wasserbasiertem Computernetzwerk.
    Während sie diesen Teil nochmals las, kaute sie ihre beiden Daumennägel völlig herunter und band ihren kurzen Pferdeschwanz dreimal neu. Schließlich schickte sie den gesamten Bericht ab.
    Während sie auf Romans Antwort wartete, grübelte sie über mögliche Lücken in ihrer Begründung nach. Was war mit der Reaktion auf Schall? Diesen Punkt hatte sie nicht einmal erwähnt. Es gab so viele Unbekannte.
    Zwanzig Minuten später antwortete er mit einem Satz: »Schlagen Sie Methoden zur Neutralisierung vor.«
    »Nein!« Sie schlug mit den Fäusten auf die Tastatur.
    »Hat Ihr Freund die Verabredung abgesagt?« Peter grinste. Seine Glupschaugen tauchten bedrohlich hinter einer Reihe von Reagenzgläsern auf.
    CJ stand auf und ging hin und her. Das war nicht die Antwort, die sie erwartet hatte. Sie zitterte in der klimatisierten Luft, fand einen Laborkittel, der hinter der Tür hing, und schlüpfte hinein. Dann setzte sie sich wieder und tippte hektisch: »Das Kolloid ist eine einmalige Möglichkeit für die Forschung. Vielleicht entdecken wir wichtige günstige Eigenschaften. Wir sollten es weiter untersuchen. Dafür kann ich Methoden vorschlagen.«
    Die Antwort kam umgehend. »Schadensbegrenzung. Vorläufiger Bericht in Ordnung. Wichtigstes Ziel ist die Neutralisierung.«
    »Wie kann man nur so blöd sein?«, sagte sie laut. Sie hätte es beinahe eingetippt, aber Peters sardonisches Glucksen hielt sie davon ab. Sie starrte auf Romans Nachricht. Dann hämmerte sie auf ihre Tastatur ein und ließ sich von ihrer Wut mitreißen. »Wir sind vielleicht Zeugen der spontanen Entstehung eines intelligenten, flüssigen neuronalen Netzwerks.«
    Zuerst kam keine Antwort. Sie wusste, dass sie zu weit gegangen war. Warum nur hatte sie intelligent geschrieben? Blöde Übertreibung! Da ihre Daumennägel bereits abgeknabbert waren, kaute sie auf einer Haarsträhne herum. Peter hantierte mit dem Rasterelektronenmikroskop und untersuchte weitere Proben aus dem Teich. Sie stand auf und blickte über seine Schulter auf herumwirbelnde Fellknäuel.
    »Haarige kleine Mutanten.« Peter kicherte. »Wahrscheinlich synthetische Nanobarthärchen, die mit Cryptosporidium - Mikroben verschmolzen sind. In diesem verrückten Wasser ist von allem etwas.«
    CJ hörte ihren Laptop piepen. Roman hatte bereits geantwortet. »Ihre Felddaten sind interessant, aber die

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