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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Werbeanzeigen für Armbanduhren und Autos in den Hochglanzmagazinen gebrütet? Lag sein Amerika nicht genauso grenzenlos unter Gottes Segen? Die Siege und Niederlagen des südlichen Kontinents hatten es selten ins Time Magazine geschafft. Wie sehr hatte er diese schrillen Anglos dafür verachtet, dass sie ihn nicht beachteten!
    Doch das war vorbei, rief er sich ins Gedächtnis, während er mit dem Dime schnippte. Heute waren die Anglos seine Kunden und Nachbarn. Er wandte Hammer den Rücken zu und schluckte schwer. Vorladungen stapelten sich bereits auf seinem Schreibtisch. Gulf-Pac hatte heutzutage mehr Anwälte als Gewinne. Aber sie würden diesen Latino nicht so leicht kleinkriegen.
    »Hammer macht sich Sorgen wegen der Umweltschutzbehörde«, sagte Meir zu Roman, während er seine Hände anhauchte, um sie zu wärmen. Der Wind ließ seine Ohren rot anlaufen.
    Hammer zog ein Taschentuch heraus und schnäuzte sich geräuschvoll. »Das ist richtig. Ich kann es nicht leiden, wenn diese kläffenden Regierungshunde hier herumschnüffeln. Sie müssen dieses Chaos beseitigen, und zwar pronto .«
    »Kümmern Sie sich um Ihr eigenes verdammtes Chaos«, sagte Roman.
    Meir zündete seine Zigarre wieder an. Während Nesbitt über die Toluolverschmutzung schimpfte, stieg Roman über einen orangefarbenen Zaun, um einen besseren Blick auf das Wasser werfen zu können. Ein Gestank nach Chemikalien und verrottenden Pflanzen stieg aus dem Kanal auf, eine ganze Ecke des Betonkais war abgebrochen, und verbogene Moniereisen standen heraus.
    Roman bemerkte ein merkwürdiges Pilzwachstum an den Pfeilern unterhalb des Kais. Als er den Blick abwandte, sah er einen Klumpen von etwas, das wie Baumharz oder mehrere Schichten Kleister aussah. Mit jeder kleinen Welle, die anbrandete, schien sich der Glibber ein paar Millimeter die Pfeiler hinaufzuarbeiten.
    Die klumpige Masse glänzte feucht. Roman kniete sich hin und stach mit seinem Montblanc-Füller hinein. Sofort platschte die gesamte Masse ins Wasser zurück. Die Wucherungen waren simultan gefallen – als wären sie miteinander verbunden. Nicht die winzigste Spur davon war zurückgeblieben. Roman betrachtete die Spitze seines Füllers. Sie war trocken.
    Er kickte ein loses Stück Beton in den Kanal, und das Platschen hallte wider. An diesem Morgen hatte er einen Termin mit seinen Panama-Verfrachtern. Dann musste er das Geschäft mit einer Ölraffinerie in Mobile, Alabama, unterzeichnen. Außerdem kam ein brasilianischer Banker nach Miami, um über einen neuen Erdgashafen in Fortaleza zu sprechen. Romans Gedanken wirbelten in einer Mischung aus Englisch, Spanisch und Portugiesisch durcheinander.
    In diesem Jahr expandierte seine Firma in diverse Richtungen, indem sie neue Standorte suchte, die Produktpalette erweiterte und ihr Geschäftsmodell diversifizierte. Ein Jahrzehnt lang war er achtzig Stunden die Woche im Einsatz gewesen, um die notwendige Basis für diese Entwicklung zu schaffen. Er hatte sich einen Haufen Geld geliehen, und diese drei Geschäfte waren entscheidend. Er konnte den Schlamassel in Baton Rouge nicht gebrauchen, nicht jetzt.
    Trotzdem stand er hier im stinkenden Louisiana-Wind, zitternd vor Kälte und mit dem instinktiven Gefühl, dass der übergewichtige und anmaßende Texaner recht hatte. Die Absenkung war nicht natürlich, auch nicht das kolloidale Dekokt im Teich, und sein Verstand sagte ihm, dass die beiden Dinge miteinander zu tun hatten. Irgendetwas war hier falsch gelaufen. Um weitere Prozesse zu vermeiden, sollte er den Kanal sofort absperren lassen.
    Aber das war kein einfaches Unterfangen. Der Schiffskanal war ein öffentlicher Wasserweg, der außer ihm von fünf anderen Firmen genutzt wurde. Die Sache musste umsichtig angegangen werden, und Roman wusste, dass er persönlich mit den Verantwortlichen und den anderen Firmenbesitzern sprechen musste, damit sie zustimmten. Er starrte in das grüne Kanalwasser und versuchte die Tiefe zu schätzen. Als er das glänzende Zehncentstück, den Dime, ins Wasser warf, machte es Blopp und versank mit schimmernden Spiegelungen, bis es in der trüben Tiefe verschwand.
    »Wo ist er?«, fragte Roman.
    Meir blinzelte. »Ihr Dime?«
    »Nein. Der Sand. Von der Absenkung müssten Hunderte Kubikmeter Sand zurückgeblieben sein. Wo ist er? Es gibt keine Strömung, die ihn fortspülen könnte.«
    Hammer Nesbitt trat an den Rand des Kais und sagte: »Vielleicht hat er sich über den Grund verteilt.«
    »Besorgen Sie Taucher und

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