Watersong - Sternenlied (German Edition)
«
Gemma lächelte sie dankbar an, weil sie Alex zu Hilfe gekommen war. Harper fiel auf, dass ihre Schwester kurz die Hand auf sein Bein gelegt hatte, um ihn aufzumuntern.
» Wo warst du eigentlich? « Marcy schaute Harper fragend an. Ihre spitzen Kommentare hatten sie überhaupt nicht beeindruckt. » Du warst plötzlich verschwunden. «
» Ich bin einem Bekannten begegnet « , antwortete Harper ausweichend und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Gemma und Alex zu. » Wie gefällt euch das Picknick bisher? «
» Gut « , sagte Luke. » Aber ich hätte mehr Sonnencreme auftragen sollen. « Seine blasse Haut schien das Licht zu reflektieren und seine roten Locken standen ihm wirr vom Kopf ab. » Ich bin so viel Sonne nicht gewöhnt. «
» Lebst du in einem Verließ, Luke? « , fragte Marcy. » Ich frage nur, weil du so blass und dünn bist und aussiehst, als hätten deine Eltern dich lange Zeit im Keller angekettet. «
» Nein « , grummelte Luke und deutete dann auf die kanadische Flagge auf Marcys T-Shirt. » Ich dachte, Kanadier seien nett. «
» Ich stamme nicht aus Kanada « , korrigierte Marcy ihn. » Ich trage dieses Shirt nur, um meine antipatriotische Einstellung deutlich zu machen. «
» Du bist wirklich ein ganz reizendes Mädchen, Marcy « , sagte Alex trocken.
» Ich tue mein Bestes « , erwiderte Marcy gleichmütig.
Da quasi die ganze Stadt sich im Park versammelt hatte, war der Geräuschpegel bislang recht hoch gewesen. Aber plötzlich senkte sich Stille über den Bereich mit den Biertischen, als flüsterten die Leute nur noch miteinander.
Harper sah sich um. War irgendetwas passiert? Aber sie hatte den Grund für die plötzliche Stille schon entdeckt. Die Menge hatte sich geteilt, um Platz für Penn, Lexi und Thea zu machen, die schnurstracks auf ihren Tisch zugingen.
Penn trug ein so tief ausgeschnittenes Kleid, dass ihre Brüste beinahe herausfielen. Am Ende des Tisches blieb sie stehen und stemmte die Hände in die Hüften.
» Wie geht’s euch? « , fragte sie und musterte alle nacheinander.
» Super « , sagte Luke eifrig. Er schien nicht zu spüren, wie gespannt die Atmosphäre geworden war. » Ich, äh … amüsiere mich prächtig. Ihr seht großartig aus. Ich meine, ihr seht aus, als hättet ihr auch Spaß. «
» Vielen Dank. « Penn schaute auf ihn herab, lächelte und leckte sich hungrig die Lippen.
» Du bist auch nicht zu verachten « , fügte Lexi hinzu.
Sie griff nach einer roten Locke, zog sie lang und ließ sie dann wie eine Feder zurückschnellen. Luke senkte den Kopf und kicherte wie ein Schulmädchen.
» Können wir etwas für euch tun? « , fragte Gemma.
Harper fiel auf, dass Gemma beinahe trotzig das Kinn vorstreckte, als Penn ihre dunklen Augen auf sie heftete. Und dann sah sie etwas, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ: Penns Augen veränderten die Farbe. Sie waren plötzlich nicht mehr beinahe schwarz, sondern merkwürdig goldfarben, wie die Augen eines Vogels.
Mit diesen merkwürdigen Augen starrte sie Gemma direkt an, aber deren Miene blieb unverändert, als sei ihr diese erstaunliche Verwandlung gar nicht aufgefallen.
Einen Augenblick später hatten Penns Augen wieder ihre übliche, seelenlose Farbe. Harper blinzelte und schaute sich um, aber niemandem sonst schien etwas aufgefallen zu sein. Alle starrten wie gebannt auf Penn, und Harper fragte sich, ob ihre Sinne ihr einen Streich gespielt hatten.
» Nein. « Penn schaffte es, sogar ein Schulterzucken verführerisch wirken zu lassen. » Ich wollte nur mal kurz Hallo sagen. Wir kennen noch nicht viele Leute in der Stadt und sind immer auf der Suche nach neuen Freunden. «
Thea sah allerdings nicht so aus, als wolle sie Freundschaft schließen. Sie stand ein paar Schritte hinter Penn und Lexi, zwirbelte an einer langen roten Haarsträhne und blickte niemanden am Tisch direkt an.
» Du hast doch schon Freundinnen « , sagte Harper zu Penn und deutete auf Lexi und Thea.
» Man kann nie genug Freunde haben « , entgegnete Penn, und Lexi zwinkerte Luke zu, was einen erneuten Kicheranfall auslöste. » Und eine Freundin wie Gemma könnten wir besonders gut gebrauchen. «
Harper wollte Penn gerade fragen, was sie damit gemeint hatte. Was um Himmels willen wollten die drei denn von ihrer kleinen Schwester? Aber Marcy schnitt ihr das Wort ab.
» Moment « , sagte sie, den Mund voller Pommes. » Wart ihr nicht mal zu viert? « Sie schluckte und blickte zu den Mädchen auf. » Was habt ihr denn mit ihr
Weitere Kostenlose Bücher