Watersong - Sternenlied (German Edition)
Uhr hatte Alex sie nach Hause gebracht und sie bis zur Tür begleitet. Gemma wusste, dass Harper und ihr Vater im Haus waren, und er wusste das auch. Sie hatte also nicht erwartet, dass er sie küssen würde. Doch er tat es. Nicht besonders lang oder leidenschaftlich, aber so war es irgendwie noch schöner. Sein Kuss wirkte respektvoll und vorsichtig.
Gemma hatte vor Alex erst zwei Jungs geküsst, einen davon in der ersten Klasse bei einer Runde Flaschendrehen. Ihren einzigen richtigen Kuss hatte ihr der Junge gegeben, mit dem sie drei Wochen lang ausgegangen war, und er hatte sie so heftig abgeknutscht, dass sie Angst gehabt hatte, er würde ihr die Lippen aufreißen.
Alex’ Küsse waren das genaue Gegenteil davon. Sie waren süß und perfekt und ließen ihr Herz tanzen, wenn sie daran dachte.
Sie fragte sich, warum sie nicht schon viel früher gemerkt hatte, was für ein toller Typ Alex war. Wenn es ihr früher aufgefallen wäre, hätten sie schon seit Monaten zusammen sein und verstohlen diese wundervollen Küsse austauschen können.
Als sie an der Bucht ankam, stellte sie ihr Fahrrad wieder auf dem Kai ab, denn dies war der sicherste Ort dafür. Sie fuhr an Daniels Boot, der Schmutzigen Möwe, vorbei und hörte aus dem Inneren laut Led Zeppelin dröhnen.
Wäre es drinnen still gewesen, hätte sie vielleicht angehalten und sich noch einmal bei ihm bedankt, weil er ihr neulich aus der Patsche geholfen hatte. Aber sie wollte ihn nicht stören.
Sie fand es schlimm, dass Harper Daniel dauernd anblaffte, und sie verstand nicht, was ihre Schwester gegen ihn hatte. Sicher, Daniel schien nur in den Tag hinein zu leben. Aber nur weil sein Leben nicht in geordneten Bahnen verlief, war er noch lange kein schlechter Kerl.
Wenn Gemma ihrem Dad das Mittagessen brachte, grüßte Daniel sie immer, und einmal hatte er ihr dabei geholfen, ihre Fahrradkette neu aufzuziehen.
Am Ende des Kais sicherte Gemma ihr Rad und zog sich bis auf den Bikini aus. Dann sprang sie ins Wasser und schwamm in die Bucht hinaus.
Am Strand und im Jachthafen war es voller als sonst um diese Tageszeit, was daran lag, dass es ein Feiertag war. Sie würde fast bis zur Grotte an der Mündung der Bucht schwimmen müssen, um den Menschenmengen zu entkommen.
Aber das störte sie nicht. Sie musste eine möglichst lange Strecke schwimmen, um auszugleichen, dass sie ein paar Tage lang nicht trainiert hatte.
Als Gemma so weit draußen war, dass sie die Leute am Strand nicht mehr hören konnte, drehte sie sich auf den Rücken und ließ sich treiben. Die schwachen Wellen schaukelten sie sanft. Gemma blickte in den Nachthimmel und bewunderte seine Schönheit. Sie verstand vollkommen, warum Alex die Sterne so liebte.
Harper schwamm nicht so gern wie Gemma, aber das galt wahrscheinlich für die meisten Menschen. Wenn Harper mit ihr schwimmen ging, bekam sie immer Angst, wenn Gemma sich so im Wasser treiben ließ. Harper war überzeugt davon, dass die Flut Gemma irgendwann aufs offene Meer hinausziehen würde und sie für immer verloren wäre.
Gemma hatte nie geglaubt, dass das passieren würde, und die Vorstellung ängstigte sie auch nicht besonders. Ehrlich gesagt fand sie den Gedanken, eins mit dem Ozean zu werden, sogar ziemlich reizvoll.
» Gemma. « Ihr Name schwebte durch die Luft wie eine Melodie.
Zuerst dachte sie, ihre Ohren hätten sie getäuscht und der Klang einer Anlage am Strand habe sich mit dem Rauschen der Wellen vermischt. Aber dann hörte sie ihren Namen wieder und diesmal war es lauter.
» Gemma « , sang jemand in der Nacht.
Strampelnd schaute sich Gemma nach dem Rufer um und sie wurde bald fündig. Die Strömung hatte Gemma sehr nahe an die Schmugglerhöhle getrieben. Sie war nur ein paar Meter von ihr entfernt und die Höhle wurde vom Schein eines Lagerfeuers erleuchtet.
Gemma hatte zwar nicht wirklich auf ihre Umgebung geachtet, aber sie war sicher, dass dieses Feuer vor ein paar Sekunden noch nicht da gewesen war. Genauso wenig wie Penn, Lexi und Thea.
In den vergangenen Tagen hatte Gemma genug von den dreien gesehen, und hätte sie auch nur die leiseste Vermutung gehabt, dass die Mädchen hier waren, wäre sie niemals so weit hinausgeschwommen und hätte besser aufgepasst, wohin die Strömung sie trieb.
Thea kauerte am Feuer, ihr Schatten fiel riesengroß auf die felsige Höhlenwand. Penn drehte sich langsam und anmutig um das Feuer, im Rhythmus einer Musik, die nur sie hörte. Und Lexi stand direkt am Rand der Grotte und
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