Watersong - Sternenlied (German Edition)
ziemlich gut sein soll. «
» Ich sage es ja immer. Anhand der Bücher, die sich einer ausleiht, erfährt man eine Menge über ihn. «
» Du spionierst einfach gern « , korrigierte Harper sie.
» Du sagst das so, als sei es was Schlimmes. Es ist immer gut, zu wissen, was deine Nachbarn vorhaben. Der Meinung war Polen nach dem Zweiten Weltkrieg sicher auch. «
» Es gibt nie einen guten Grund, in jemandes Privatsphäre … «
» Wow, Harper. Kennst du den nicht? « , unterbrach Marcy und deutete auf den Bildschirm.
» Eine Menge Leute, die ich kenne, leihen sich hier Bücher aus « , sagte Harper, ohne von ihrem Buch aufzublicken. » Ich finde das nicht sehr bemerkenswert. «
» Nein, nein, das war mir auch längst zu langweilig, deshalb wollte ich auf der Website des Capri Daily Herald ein paar wütende Kommentare zum Leitartikel posten. Dabei habe ich das hier entdeckt. « Marcy drehte den Bildschirm in Harpers Richtung.
Harper sah auf und erblickte unter der Schlagzeile Junge seit zwei Tagen vermisst ein Bild von Luke Benfield, das Harper als das Foto aus ihrem Abschlussjahrbuch erkannte. Er hatte versucht, sein rotes Haar zu glätten, aber es stand ihm immer noch vom Kopf ab.
» Er wird vermisst? « , fragte Harper und rückte ihren Stuhl näher an Marcys heran.
Unter der Schlagzeile stand in kleineren Buchstaben: Vierter Vermisster in zwei Monaten. Im Artikel wurde Luke beschrieben – er war ein Ausnahmeschüler und würde im Herbst nach Stanford gehen. Außerdem standen dort sämtliche Informationen darüber, was geschehen war. Es waren nicht sehr viele. Luke war am Montag auf dem Picknick gewesen und hatte dann zu Hause zu Abend gegessen. Danach war er ausgegangen und hatte seiner Familie gesagt, er wolle sich mit jemandem treffen. Seitdem hatte ihn niemand mehr gesehen.
Seine Eltern hatten keine Ahnung, wo er sein konnte. Die Polizei hatte gerade erst mit den Ermittlungen begonnen, aber offenbar tappten sie genauso im Dunkeln wie bei den anderen vermissten Jungen.
Der Reporter zog Parallelen zwischen Lukes Verschwinden und dem der anderen drei Jungs. Alle waren Teenager. Alle waren abends ausgegangen, um sich mit Freunden zu treffen. Alle waren danach nicht mehr nach Hause gekommen.
In dem Artikel wurde auch erwähnt, dass in benachbarten Küstenstädten ebenfalls zwei Mädchen verschwunden waren. Alle Jungs stammten direkt aus Capri, aber die Städte, aus denen die Mädchen verschwunden waren, lagen eine gute halbe Fahrstunde entfernt.
» Glaubst du, sie werden uns auch verhören? « , fragte Marcy.
» Wieso? Wir hatten mit der Sache doch nichts zu tun. «
» Wir haben ihn am Montag aber gesehen. « Marcy zeigte auf den Bildschirm, als wolle sie sich dadurch verständlicher machen. » Er ist am Abend nach dem Picknick verschwunden. «
Harper dachte nach. » Ich weiß nicht. Vielleicht haben sie Fragen an uns, aber da steht ja, dass die Polizei gerade erst mit den Ermittlungen begonnen hat. Wahrscheinlich werden sie mit Alex reden wollen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie alle verhören werden, die beim Picknick waren. «
» Schon irre, stimmt’s? « , meinte Marcy. » Wir haben ihn gerade erst gesehen und jetzt ist er tot. «
» Er ist nicht tot. Er wird vermisst « , korrigierte Harper sie. » Es kann durchaus sein, dass er noch am Leben ist. «
» Das bezweifle ich. Es soll sich um einen Serienmörder handeln. «
» Wer sagt das? « , fragte Harper und lehnte sich zurück. » Im Herald steht nichts davon. «
» Ich weiß « , sagte Marcy achselzuckend. » Aber das sagen alle. Alle Leute aus der Stadt. «
» Nun, die Leute aus der Stadt wissen auch nicht alles. « Harper rollte zu ihrem Platz zurück, möglichst weit weg von diesem schrecklichen Artikel über Luke. » Ich bin sicher, er taucht unversehrt wieder auf. «
Marcy schnaubte. » Das bezweifle ich sehr. Niemand hat diese Jungs bisher gefunden. Ich sage dir, hier geht ein Serienmörder um, der sich … «
» Marcy! « , schnitt Harper ihr das Wort ab. » Luke ist Alex’ Freund. Er hat Eltern und ein Leben. Lass uns um ihretwillen hoffen, dass es ihm gut geht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. «
» Okay. « Marcy drehte den Bildschirm wieder zu sich hin und rückte ein Stück von Harper ab. » Ich wusste nicht, dass du auf dieses Thema so überempfindlich reagierst. «
» Ich reagiere überhaupt nicht überempfindlich. « Harper atmete tief durch und sagte dann in versöhnlicherem Tonfall: » Ich finde es nur
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