Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)
Gefängnis ganz schön trostlos sein, wenn sie tatsächlich ewig leben sollte.
» Nichts.« Thea schüttelte den Kopf. » Penn und Sawyer kümmern sich darum. Es bedeutet nur zusätzliche Arbeit für sie. Das ist alles.«
» Und Penn hasst zusätzliche Arbeit«, sagte Lexi und schaute lächelnd auf Gemma herab. » Aber das ist nicht der einzige Grund, warum du in Schwierigkeiten bist. Penn hat von deiner kleinen Knutscherei mit Sawyer erfahren.«
» Lexi«, stöhnte Thea und schob die Sirene aus der Tür. » Lass sie in Ruhe. Sie muss sich ausruhen.«
» Sie hat mich einen Psycho genannt!«, protestierte Lexi, während Thea sie wegzog. » Sie bekommt Ärger, wenn sie so über mich redet.«
» Lexi, du bist ein Psycho.« Thea schloss die Tür hinter sich, aber Gemma konnte sie trotzdem noch vor dem Zimmer reden hören. » Und Gemma gehört jetzt zu uns. Du wirst lernen müssen, mit ihr auszukommen.«
» Sie darf aber nicht mit Penns Freunden rummachen«, beharrte Lexi. Ihre Stimme wurde leiser, als sie und Thea sich entfernten.
» Du auch nicht, aber du machst es trotzdem«, bemerkte Thea.
» Aber ich krieg Ärger deswegen«, jammerte Lexi.
» Gemma wird sicher auch Ärger kriegen«, sagte Thea. » Nur nicht jetzt.«
ACHTZEHN
Verschollen
D ie Geisterséance hatte sie auf der Suche nach Gemma keinen Schritt weitergebracht. Marcy hatte lediglich einen üblen Sonnenbrand davongetragen, über den sie sich am nächsten Tag bei der Arbeit fortwährend beklagte.
» Ich hoffe, deine Schwester weiß zu schätzen, was ich alles für sie auf mich genommen habe«, murmelte sie.
Sie saß an ihrem Tisch, den Kopf auf das kühle Laminat gelegt. Die Arme waren ausgebreitet und hoben sich tomatenrot vom Hellbraun des Holzimitats ab. Seit dem Morgen hatte sie sich kaum bewegt.
Während Marcy mit Nichtstun beschäftigt war, sah Harper die Bücher durch, die am vergangenen Abend im Einwurfkasten gelandet waren, und scannte sie zurück in das System.
» Bestimmt«, sagte Harper. » Sobald wir sie finden, werde ich ihr von deinem heldenhaften Kampf mit der Sonne erzählen. Gemma wird total beeindruckt und dir auf ewig dankbar sein.«
» Wenn es nicht zu sehr wehtun würde, die Arme zu heben, würde ich dir jetzt meinen Mittelfinger zeigen«, beschwerte sich Marcy.
Anstatt darauf zu antworten, nahm Harper den Bücherstapel, den sie gerade zurückgebucht hatte, und ging zu den Regalen, um die Bücher aufzuräumen. Es waren nur so wenige, dass sie keinen Wagen dazu brauchte, und außerdem hauptsächlich Kinderbücher, die sowieso nicht sehr schwer waren.
» Habt ihr heute Abend noch was vor, Alex und du?«, fragte Marcy, etwas lauter, damit Harper es auch hörte.
» Ähm, ich weiß nicht.«
Harper kniete vor den Kinderregalen. Sie waren besonders niedrig, damit auch die Kleinen sie gut erreichten. Die Bücher lagen immer noch etwas unordentlich in den Fächern, weil sie die Bücherei gestern in aller Eile verlassen und nicht aufgeräumt hatten.
Harper stellte alle Bücher in der richtigen Reihenfolge zurück und rückte diejenigen zurecht, die schief oder verkehrt im Regal standen.
» Was meinst du damit, du weißt es nicht?«, rief Marcy ihr zu.
» Ich meine es so, wie ich es sage«, erwiderte Harper genervt.
Mittlerweile hatte ihr Sucheifer wieder nachgelassen. Alles, was sie unternommen hatten, sämtliche Telefonanrufe, das ganze Suchen, hatte sie Gemma keinen Deut näher gebracht. Und sie hatten nicht nur keinen Schimmer, wo sie war, sie wussten nicht einmal genau, was sie war.
Ja, Alex hatte die Idee gehabt, Gemma könnte eine Sirene sein, und Harper nahm an, dass da durchaus etwas dran war, aber sie hatte keine Ahnung, was das für Gemma bedeutete. In ihrer Freizeit las Harper nach wie vor alles über Sirenen und Mythologie, was sie finden konnte, aber bislang hatte sie nichts entdeckt, was ihr weiterhalf.
Vielmehr schien ein Großteil der Informationen, die sie las, immer genau dem zu widersprechen, was sie zuvor gelesen hatte. Viele der Texte gingen davon aus, dass die Sirenen längst gestorben seien, dadurch getötet, dass ein Schiff trotz des Sirenenliedes ohne anzuhalten an ihnen vorbeigesegelt war.
Nichts ergab wirklich einen Sinn und nichts brachte sie Gemma näher. Am Ende schien alles, was sie getan hatte, völlig sinnlos gewesen zu sein. Die traurige Wahrheit war, dass sie ihrer Schwester nicht half und keine Ahnung hatte, wie sie das ändern könnte.
» Und das heißt?«, fragte Marcy. » Wollt
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