Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)
verschwanden in den Wellen. Sie schwammen so schnell sie konnten ins offene Meer hinaus, und Gemma wusste, dass sie vorsichtig sein mussten, um von den vielen Menschen auf den Booten in der Bucht nicht entdeckt zu werden.
» Wir sollen also hierbleiben, damit Gemma tun kann, was sie will?«, fragte Lexi Penn, als sie weit genug von den Docks entfernt waren, um unbelauscht sprechen zu können. Thea war bereits weit vor ihnen, aber Lexi hatte auf Penn gewartet.
» Natürlich nicht«, schnaubte Penn. » Wir bringen sie um, sobald wir einen Ersatz für sie gefunden haben. Aber wir müssen herausfinden, was mit den Jungs in dieser Stadt los ist. Irgendetwas an diesem Ort ist merkwürdig, und ich will herausfinden, was es ist, damit ich es Demeter unter die Nase reiben kann.«
VIERUNDDREISSIG
…dann eben morgen.
G emma wusste, was sie zu tun hatte. Nach allem, was heute Abend passiert war, blieb ihr keine andere Option mehr. Sie hatte Harper zwar erzählt, was sie vorhatte, aber die Reaktion ihrer Schwester hatte ihr nicht verraten, ob sie ihren Plan guthieß. Aber letztendlich war das auch egal. Gemma hatte sich entschieden.
Als die Sirenen fort waren, hatte Gemma ihrer Schwester erklärt, warum sie sie verschont und ihr außerdem erlaubt hatten, in Capri zu bleiben. Und das war noch wesentlich einfacher gewesen, als zu Hause dann Brian zu erklären, wo sie gewesen war. Sie hatte gelogen und ihrem Vater erzählt, sie habe sich aus dem Haus geschlichen, um mit Alex das Feuerwerk anzuschauen. Er war trotzdem ziemlich sauer auf sie gewesen.
Brian blieb an diesem Abend lange wach, vielleicht, weil er so wütend war. Aber sobald Gemma sicher war, dass er schlief, schlich sie sich aus dem Haus. Sie hatte Harper gesagt, was sie vorhatte, damit ihre Schwester nicht ausflippte, weil sie nicht in ihrem Zimmer war.
Während sie über den Hof lief und am Spalier zu Alex’ Fenster hinaufkletterte, spürte sie beinahe, dass Harper sie von ihrem Schlafzimmerfenster aus beobachtete. Das war ihre Bedingung gewesen. Harper hatte eingewilligt, sie zu Alex gehen zu lassen, ohne ihrem Vater davon zu erzählen, solange sie Gemma die ganze Zeit im Auge behalten konnte.
Gemma kauerte sich auf das Vordach vor Alex’ Fenster und klopfte an die Scheibe. Nach dem Abend, der hinter ihnen lag, schlief er wahrscheinlich wie ein Stein, und sie wollte ihn unbedingt aufwecken.
Das Licht ging an und schimmerte durch die Vorhänge. Gemma klopfte wieder und ein paar Sekunden später schob Alex die Vorhänge zurück. Als er sie sah, schob er eilig das Fenster hoch.
» Was machst du hier?« Alex’ Haar war vom Schlaf zerzaust, er trug Boxershorts und sein muskulöser Oberkörper war nackt. » Willst du reinkommen?«
» Nein, das geht nicht.« Sie schüttelte den Kopf und kämpfte gegen die Tränen, die ihr bereits jetzt in die Augen stiegen. » Ich muss gleich wieder gehen.«
» Was ist los?« Alex lehnte sich aus dem Fenster und legte ihr die Hand auf den Arm. » Geht’s dir gut? Ist irgendwas passiert?«
» Nein, ich… ich wollte dich nur kurz sehen.«
» Warum?«
» Ich liebe dich«, flüsterte sie, und bevor er antworten konnte, beugte sie sich vor und küsste ihn, schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. Als sie ihre Lippen von seinen löste, hielt er sie weiter fest, und sie legte ihren Kopf an seine Schulter und drängte die Tränen zurück.
» Gemma, was ist denn los?«, fragte Alex verwirrt.
» Alex« , sang Gemma ihm leise ins Ohr. » Alex. Du wirst mir gehorchen.« Sie holte tief Luft und ließ ihr Lied seine Wirkung tun. » Du machst Schluss mit mir. Du willst nicht mehr mit mir zusammen sein. Du willst mich nicht einmal mehr sehen. Meine Sicherheit ist dir egal. Du…« Sie unterbrach sich. » Du liebst mich nicht mehr.«
» Gemma?« Er klang verwirrt. Seine Arme, die sie so stark und fest umschlungen hatten, erschlafften und ließen sie los.
» Verstehst du mich? Alex?« Sie wich von ihm zurück und schaute ihm in die Augen. » Bist du mein Freund?«
Er runzelte die Stirn und hinter dem Bann erkannte sie den Schmerz in seinen Augen. Endlich schüttelte er den Kopf. » Nein. Wir haben Schluss gemacht.«
» Richtig.« Gemma nickte.
» Was machst du hier?«, fragte Alex. » Warum bist du hierhergekommen?«
» Das bin ich nicht.« Sie wischte sich die Tränen ab. » Das ist alles nur ein Traum, und wenn du morgen aufwachst, wirst du dich nur noch daran erinnern, dass du nicht mehr mit mir zusammen sein
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