Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)
blutverschmiert und von hellen Tränenspuren durchzogen. Während der ganzen Fahrt hatte sie so heftig geschluchzt, dass es fast an ein Wunder grenzte, dass sie die Straße überhaupt gesehen hatte, ganz zu schweigen davon, den Weg nach Hause zu finden.
Das Quietschen der Reifen, als sie mit dem Auto schlitternd vor der Haustür vorgefahren war, hatte alle herausgelockt. Sawyer stand schon in der Eingangshalle, als Gemma ins Haus kam, Lexi und Thea tauchten kurz danach auf.
» Bist du verletzt?« Sawyer eilte zu ihr und suchte sie nach Wunden ab.
Gemma hätte ihm sagen können, dass das viele Blut nicht von ihr stammte, doch sie stand so unter Schock, dass sie ihn einfach nur stumm gewähren ließ.
» Dann hast du also endlich gegessen?«, lächelte Penn, die nun ebenfalls aufgetaucht war, und musterte Gemma amüsiert.
» Ich hab doch gesagt, sie kommt zurück«, meinte Lexi stolz und trat zu ihr.
» Mag sein, aber sie sieht schrecklich aus«, tadelte Penn.
» Ihr geht’s gut, du Dummkopf«, sagte Lexi zu Sawyer. » Das ist nicht ihr Blut.« Sie schubste ihn weg und legte den Arm um Gemmas Schultern.
» Wessen Blut ist es dann?«, fragte Sawyer verwirrt.
» Gute Frage.« Penn trat direkt vor Gemma, der man ansah, dass sie am liebsten zu Boden gesunken und in Tränen ausgebrochen wäre. » Wo ist die Leiche?«
» Die Leiche?«, fragte Gemma benommen.
» Ja, du hast jemanden getötet und sein Herz gegessen«, sagte Penn, als sei das offensichtlich. » Also, wo ist die Leiche?«
» Ich, äh…« Gemma schluckte ihre Übelkeit hinunter und versuchte nachzudenken. » Ich weiß es nicht. Da war so ein Steakhaus in der Stadt. Es ist in der Gasse dahinter passiert.«
» Ein Steakhaus?« Penn wandte sich an Sawyer. » Weißt du, wovon sie redet?«
» Marcels Steakhaus vielleicht?«, fragte Sawyer.
» Ich glaub schon.« Gemma nickte wie betäubt. » Ich bin mir nicht sicher.«
» Fahr los und räum dort auf«, befahl Penn dem jungen Mann. » Beseitige die Sauerei, bevor man ihn findet.«
» Er heißt Jason«, fügte Gemma hinzu, als würde das Sawyer irgendwie helfen.
» Es ist egal, wie er heißt«, sagte Penn. » Kümmere dich darum.«
» Mach ich.« Sawyer nickte und eilte sogleich aus dem Haus, um Penns Befehl nachzukommen.
» Es tut mir leid«, sagte Gemma. Stumme Tränen rannen über ihr Gesicht. » Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, wo ich hinsollte.«
» Es war richtig, dass du zurückgekommen bist«, sagte Penn. » Aber nächstes Mal nimm die Leiche mit. Du kannst nicht einfach abhauen und deinen Abfall zurücklassen. Die Menschen werden sonst misstrauisch und das sollten wir unbedingt vermeiden.«
» Das Cabrio ist voller Blut«, rief Sawyer vom Vorgarten aus.
» Dann nimm einen anderen Wagen aus der Garage!«, brüllte Penn genervt und verdrehte die Augen. » Er hat echt Glück, dass er so hübsch und reich ist, denn ansonsten hat er nicht sehr viel zu bieten.«
» Aber er ist wirklich süß.« Lexi drückte Gemmas Schulter, um sie zu beruhigen. » Und jetzt machen wir dich erst mal sauber, ja?«
» Okay«, stimmte Gemma zu.
Lexi beugte sich vor und leckte ihr über die Wange. Gemma schreckte zurück und stieß Lexi mit aller Kraft von sich, sodass sie gegen den Garderobenschrank krachte.
» Hast du gerade Blut von meiner Wange geleckt?«, kreischte Gemma und wischte sich Lexis Spucke aus dem Gesicht, wobei sie sich nur noch mehr verschmierte. » Was bist du für ein Psycho!«
» Du bist doch diejenige, die von Kopf bis Fuß voll Blut ist!«, gab Lexi zurück, sichtlich gekränkt von Gemmas Reaktion. » Ich habe doch nur gekostet! Ich habe ihm nicht das Herz herausgerissen!«
» Lexi, das war wirklich daneben.« Penn sah sie angewidert an. » Thea, geh und hilf Gemma, sich zu säubern. Wenn Sawyer zurückkommt, besprechen wir, wie wir weiter vorgehen.«
» Komm mit.« Thea nahm Gemma bei der Hand und zog sie mit sich. » Wenn du dich gewaschen hast, wirst du dich viel besser fühlen, und wenn die Nahrung erst mal verdaut ist, kannst du auch wieder besser denken.«
» Das war keine Nahrung«, murmelte Gemma.
» Es ist das, was du jetzt isst, also ist es Nahrung«, gab Thea zurück.
Im oberen Badezimmer ließ Thea warmes Wasser in die Wanne ein. Gemma zog sich bis auf ihren Bikini aus und stieg hinein. Das Wasser färbte sich rosa, als sich das Blut damit vermischte, doch Gemma bemerkte es kaum.
Sie zog die Knie an die Brust und legte ihr Kinn darauf. Thea setzte
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