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Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)

Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)

Titel: Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hocking
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Sirene«, erklärte Thea. » Wenn du isst, gibst du dabei so eine Art Singsang von dir, eine Mischung aus Katzenschnurren und Schlaflied. Das hat eine betäubende Wirkung auf deine Beute. Es ist fast, als wären sie im Koma. Sie wissen nicht, was passiert. Sie sterben ganz friedlich.«
    » Trotzdem.« Gemma verkroch sich wieder unter ihrer Decke. Das zu wissen, tröstete sie zwar ein bisschen, konnte aber ihre Schuldgefühle nicht vertreiben. » Ich habe immerhin einen Menschen getötet.«
    » Das ist wirklich schwer zu verkraften«, erwiderte Thea. » Ich meine, dass wir selbst töten. Wenn du eine Kuh töten müsstest, hättest du auch ein schlechtes Gewissen, aber wenn du einen Hamburger isst, denkst du nicht groß darüber nach, dass dafür ein Lebewesen sterben musste.«
    » Das ist was anderes«, beharrte Gemma.
    » Das kommt dir nur so vor«, widersprach Thea. » Aber je länger du lebst, desto mehr verändert sich deine Sicht auf die Menschen. Sie sterben die ganze Zeit, wegen der kleinsten Dinge. Ihr Leben ist sehr, sehr flüchtig. Das Beste, worauf sie hoffen können, ist ein schmerzloser Tod, und den bieten wir ihnen.«
    » Das kannst du doch nicht ernsthaft glauben«, sagte Gemma. » Du glaubst doch nicht wirklich, dass du ihnen einen Gefallen tust, indem du sie umbringst?«
    » Manchmal schon.« Thea klang traurig, sie schaute auf Gemmas Decke und zupfte an einem losen Faden. » Es hilft mir, wenn ich versuche, jemanden zu finden, der es verdient hat.«
    » Jemand, der es verdient hat zu sterben?«, fragte Gemma ungläubig.
    » Ja, Pädophile, Vergewaltiger, so Leute eben«, meinte Thea. » Auf die haben wir meist sowieso die größte Wirkung, deshalb ist es leicht, sie aufzuspüren.«
    » Luke war aber kein Pädophiler oder Vergewaltiger«, entgegnete Gemma. » Und ich wette, die anderen Jungen, die ihr in Capri ermordet habt, auch nicht.«
    Thea schüttelte den Kopf. » Das war nicht ich. Das war Penn und selbst für ihre Verhältnisse war es ganz schön grausam. Sie hat menschliches Blut gesammelt, um eine neue Sirene zu erschaffen.«
    » Für dieses winzige Fläschchen hat sie all diese Jungs umgebracht?«, fragte Gemma. » Das kann doch nicht sein.«
    » Vor dir hatten wir ja schon zwei fehlgeschlagene Versuche«, erwiderte Thea. » Penn hat Aggies Blut in einem Krug aufbewahrt, weil sie wusste, dass wir sonst kein Sirenenblut mehr bekommen würden. Aber mit den Menschen war sie nicht so sparsam. Sie wusste ja, dass wir uns jederzeit mehr besorgen konnten. Also hat sie nur so viel genommen, wie sie brauchte, und die Leichen liegen gelassen, und als die Mädchen starben, brauchte sie eben mehr Blut und einen neuen Jungen.«
    » Dann hast du sie nicht gegessen?«, fragte Gemma.
    » Nein«, wehrte Thea ab. » Penn teilt nicht gerne, aber das stört mich nicht. Ich suche mir lieber Leute aus, die es verdient haben, als liebeskranke Jungs.«
    » Aber du hast kein Recht zu entscheiden, wer es verdient hat«, beharrte Gemma. » Du kannst nicht darüber bestimmen, wer lebt und wer stirbt. Du darfst nicht Gott spielen.«
    » Jeden Tag entscheiden Menschen darüber, ob andere leben oder sterben«, sagte Thea nüchtern. » Außerdem spielt es keine Rolle, ob du damit einverstanden bist, was wir tun, und ob du es richtig findest. Ich tue, was ich tun muss, um zu überleben, und du wirst das irgendwann auch so machen.«
    » Störe ich hier ein kleines Gespräch unter Freundinnen?«, fragte Lexi plötzlich und erschien in Gemmas Tür.
    Sie hatte sich umgezogen und trug nun ein kurzes weißes Nachthemd. Ihre langen Haare hingen offen herab und kaschierten so ihre Brüste ein wenig, die sich durch den dünnen Stoff abzeichneten. Aufreizend lehnte sie am Türrahmen.
    » Nein, Gemma ruht sich nur ein bisschen aus«, sagte Thea und stand auf.
    » Ich dachte nur, ich sollte dich warnen, dass du ganz schön in der Tinte sitzt, Gemma.« Lexi lachte bei diesen Worten, ein merkwürdiges, kokettes Kichern.
    » Wieso das denn?« Gemma setzte sich auf.
    » Sawyer hat gerade Penn angerufen. In der Gasse wimmelt es von Polizisten«, verkündete Lexi. » Sie haben die Leiche gefunden.«
    » Was bedeutet das?«, fragte Gemma, und die Furcht, entdeckt zu werden, stieg in ihr auf.
    Sie strebte nicht an, ungestraft mit einem Mord davonzukommen. Und irgendwie konnte ihr ja eigentlich nichts Besseres passieren, als verhaftet zu werden, weil sie dann niemanden mehr verletzen würde. Aber auf der anderen Seite würde das Leben im

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