WattenMord (German Edition)
Aufgaben?“
„Derzeit betreue ich unsere Ausstellung. Das beginnt morgens damit, den ersten Rundgang zu machen.“ Sie kaute auf der Unterlippe und wich den Blicken der Polizisten aus. Plötzlich wirkte sie wieder nervös, und auch ihr Lachen klang ein wenig hysterisch. „Womit wir wieder beim Thema wären.“
„Ist Ihnen außerdem etwas aufgefallen, als Sie heute Morgen ins Multimar kamen? Etwas Ungewöhnliches?“ Petersen fixierte die junge Frau mit seinem Blick. Seine Miene wirkte versteinert, und Wiebke wunderte sich über seine knallharte Art, die sie nicht von ihm gewohnt war. Sie beschloss, ihn später endlich zu fragen, was ihn beschäftigte.
„Nicht dass ich wüsste“, erwiderte Beke Frahm, ohne ihn anzublicken. „Ich war ja nicht die Erste im Gebäude. Meist sind ein paar Techniker schon da, die sich um die anfallenden Reparaturen und Wartungsarbeiten kümmern. Aber in der Ausstellung war ich die Erste an diesem Morgen. Das ist nichts Besonderes, sollte das ihre nächste Frage sein. Haben Ihre Leute denn keine Einbruchspuren festgestellt?“
„Wir warten die Auswertung der Untersuchungen ab“, erwiderte Petersen ausweichend. Dass er mit Piet Johannsen nicht darüber gesprochen hatte, ob sich möglicherweise jemand unbefugt Zutritt zum Multimar verschafft hatte, ärgerte ihn sichtlich.
„Der Täter muss ja irgendwie da reingekommen sein. Und zum Team gehört er nicht, so viel kann ich Ihnen sagen.“ Ein seltsamer Unterton klang in Beke Frahms Worten mit.
„Warum legen Sie für Ihre Kollegen die Hand ins Feuer?“, fragte Petersen.
„Ich weiß einfach, dass die Kollegen so etwas nicht tun würden.“ Sie lachte, und es klang gereizt.
„Darf ich fragen, wo Sie die letzte Nacht verbracht haben?“ Wiebke achtete auf jede Regung im Gesicht der jungen Frau, deshalb entging ihr nicht das fast unmerkliche Zucken im rechten Augenwinkel von Beke Frahm.
„Hier“, sagte sie ein wenig zu schnell. „Ich war hier.“
„Allein nehme ich an?“ Wiebke musterte sie eindringlich. „Oder haben Sie einen Freund?“
„Nein, wie kommen Sie darauf?“
„Wäre das so abwegig?“
Nun lächelte die junge Frau, doch ihre Blässe war einem leicht roten Hautton gewichten. „Nein“, sagte sie kopfschüttelnd. „Das wäre es wohl nicht. Also – ich war allein hier, habe Fernsehen geguckt, gebadet und bin dann recht früh zu Bett gegangen.“
„Danke.“ Wiebke erhob sich, Petersen folgte ihr.
Auch Beke Frahm stand auf und brachte ihren Besuch zur Tür. Wiebke reichte ihr eine Visitenkarte mit dem Wappen der Polizei von Schleswig-Holstein und bat sie, sie anzurufen, falls ihr noch etwas einfiele. An der Tür wandte sie sich noch einmal um. „Ach und, Frau Frahm: Wie sind sie so schnell von Tönning hierher gekommen? Mit dem Auto?“
„Nein.“ Sie lächelte. „Normalerweise fahre ich mit dem Rad, das ist gut für die Figur.“ Sie klopfte sich bezeichnend auf die Hüften. „Aber heute war ich spät dran. Um Ihre Frage zu beantworten: Ich habe mich von einem Freund abholen und nach Hause fahren lassen.“
„Hat der Freund sie morgens auch zur Arbeit gebracht, wenn sie normalerweise mit dem Rad fahren?“, fragte Petersen.
„Ja … ist das wichtig?“
„Für unsere Ermittlungen sind auch solche Details wichtig. Eventuell brauchen wir später noch den Namen und die Adresse ihres Freundes.“ Petersen nickte, dann waren sie draußen.
Nachdem sich die Wohnungstür hinter ihnen geschlossen hatte, blickte Wiebke ihren Kollegen an. „Und nun?“
„Komm erst mal mit.“ Er ging nach unten; Wiebke folgte ihm. Als sie draußen standen, winkte er ab. „Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll“, murmelte er und zündete sich mit umständlichen Bewegungen eine Zigarette an. „Aber irgendetwas stimmt mit ihr nicht. Sie hat ein schlechtes Gewissen.“
„Warum sollte sie das haben? Sie hat die Leiche im Wasser gefunden, ist nervös und steht unter Schock – das würde auch ihre Flucht aus dem Multimar erklären. Meinst du, sie verschweigt uns etwas?“
„Da ist mehr im Busch“, bestätigte Petersen und paffte den Rauch in den wolkigen Himmel. Seite an Seite marschierten sie zum Auto. Dort wurden sie bereits erwartet.
Wiebke erkannte den alten Mann, der vorhin den Müll nach unten gebracht hatte.
„Und?“, fragte er sie grimmig. „Zieht sie jetzt aus?“
„Wie bitte?“ Wiebke lächelte.
„Ob das junge Ding nun auszieht.“ Er betrachtete die Polizisten. „Sie sind doch von
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