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Waugh, Evelyn

Waugh, Evelyn

Titel: Waugh, Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ausflug ins wirkliche Leben
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Köfferchen in der Hand einsteigen.
    Später sah er dann seinen Feind siegessicher vom Berkeley Square herüberschlendern. Basil öffnete die Tür.
    »Mich haben Sie wohl hier nicht erwartet?«
    »Nein, aber ich bin ganz froh darum. Wir haben viel zu besprechen.«
    Sie gingen zusammen ins Vestibül. Der junge Mann war nicht mehr ganz so phantasievoll [461] gekleidet wie bei ihrer letzten Begegnung, aber sein Haar wucherte noch genau so, und der Bart kündete der Welt seinen verrufenen Stand. Sie musterten einander schweigend, bis Basil sagte: »Lord Pastmasters Hemden sind Ihnen zu groß.«
    Eine schwache Eröffnung.
    »Ich hätte es ja nicht von mir aus angesprochen«, sagte Albright, »aber Ihnen scheinen Ihre sämtlichen Sachen zu groß zu sein.«
    Basil steckte den Schlag ein, indem er sich eine Zigarre anzündete.
    »Barbara hat mir erzählt, Sie waren in diesem Sanatorium in Kent«, fuhr der junge Mann in leichtem Ton fort. »Da gibt es jetzt übrigens ein neues, ein viel besseres, in Sussex.«
    Basil wurde sich eines rasch aufkommenden Wiedererkennens bewusst, eines unangenehmen, vagen Gefühls der Artverwandtschaft; hatte er nicht vor langer, langer Zeit einmal jemanden gekannt, der zu den Älteren ebenso gesprochen hatte? Er sog tief an seiner Zigarre und musterte Albright. Die Augen, das ganze Gesicht kam ihm entfernt bekannt vor; es war das Spiegelbild eines Spiegelbilds, das er früher oft genug beim Rasieren gesehen hatte.
    »Barbara sagt, Sie hätten ihr einen Heiratsantrag gemacht.«
    [462] »Na ja, eigentlich hat sie davon angefangen. Aber ich habe gern angenommen.«
    »Sind Sie Clarence Albrights Sohn?«
    »Ja. Kannten Sie ihn? Ich kaum. Wie ich höre, muss er ein recht fürchterlicher Mensch gewesen sein. Falls der Stammbaum Ihnen wichtig ist, habe ich auch noch einen Onkel, der Herzog ist. Den kenne ich aber auch kaum.«
    »Und Sie sind Maler?«
    »Hat Barbara das gesagt?«
    »Sie sagt, Sie wären ein künstlerisches Genie.«
    »Eine treue Seele. Damit meint sie wohl meine Musik.«
    »Komponieren Sie?«
    »Ich improvisiere gelegentlich. Spiele Gitarre.«
    »Professionell?«
    »Manchmal. In Cafés, Sie wissen schon.«
    »Ich weiß leider gar nichts. Können Sie davon leben?«
    »Nicht, was Sie leben nennen würden.«
    »Darf ich dann fragen, wie Sie meine Tochter zu ernähren gedenken?«
    »Oh, das steht nicht zur Debatte. Eher umgekehrt. Ich tue dasselbe, was Sie getan haben – ich heirate Geld. Jetzt weiß ich schon, was Sie denken: ›Zahl ihn aus, damit er verschwindet.‹ Aber daraus wird nichts, das kann ich Ihnen versichern. [463] Barbara ist nämlich völlig vernarrt in mich, und, wenn es nicht egozentrisch ist, davon zu sprechen, ich auch in sie. Sie wollen doch sicher keine Gretna-Green-Hochzeit, bei der einem die Pressefotografen nachlaufen? Außerdem will Barbara Ihnen gar nicht zur Last fallen. Wie gesagt, sie ist eine treue Seele. Wir können das in aller Ruhe regeln. Denken Sie nur mal an die Steuern, die Ihre Frau durch eine schöne dicke Mitgift sparen kann. Für Ihre eigene Apanage dürfte der Unterschied kaum spürbar sein.«
    Und noch immer war Basil die Ruhe selbst; nicht die Spur von jener vulkanischen Senilität, die sich vor vierzehn Tagen noch in sengenden, gleißenden Lavaschauern entladen hätte. Er hatte in diesem ersten, allzu leichtsinnig provozierten Waffengang einen schlechten Stand. Also musste er nachdenken, einen Plan fassen. Im Augenblick war er nicht ganz bei Kräften. Gestern hatte er noch am Boden gelegen. Heute kehrte langsam seine Kraft zurück. Und morgen würde die Erfahrung siegen. Er hatte einen würdigen Gegner vor sich und spürte etwas von der Freude, die ein Ritter des sechzehnten Jahrhunderts empfunden haben mochte, wenn er mitten im Kampfgetümmel, im Klirren der Waffen einen ebenbürtigen Recken erkannte.
    [464] »Barbaras Mutter wird finanziell bestens beraten«, sagte er.
    »Wo ist übrigens Barbara? Wir wollten uns um zwölf hier treffen.«
    »Sie nimmt gerade im ›Claridge‹ ein Bad.«
    »Dann geh ich da am besten mal hin. Ich will sie zum Lunch ausführen. Sie könnten mir nicht zufällig fünf Pfund leihen?«
    »Doch«, sagte Basil. »Gewiss.«
    Wenn Albright ihn besser gekannt hätte, wäre er ob solcher Liebenswürdigkeit stutzig geworden. So aber dachte er nur: Der alte Knacker ist ja leichter rumzukriegen, als man mir überall erzählt hat. Und Basil dachte: Hoffentlich gibt er alles für den Lunch aus. Der Schein ist nämlich alles,

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