Way Out
originalverpackt.«
»Das zeigt nur, wie lukrativ diese Branche inzwischen geworden ist. Mein Mann sagt, dass Lane seit Kolumbien von den Brosamen von anderer Leute Tische gelebt hat. Ihm blieb gar nichts anderes übrig. Anfangs waren die Brosamen groß, aber sie werden kleiner. Heutzutage gibt’s eine Menge Konkurrenz. Damals in Afrika scheint er reich geworden zu sein, aber was er davon noch hat, ist im Prinzip alles, was er an Kapital besitzt.«
»Er stellt sich als der große Zampano hin. Mir hat er erzählt, er habe weder Partner noch Konkurrenten.«
»Dann hat er gelogen. Oder in gewisser Weise sogar die Wahrheit gesagt. Weil er nämlich in der Hierarchie ganz unten steht. Genau genommen hat er nichts seinesgleichen. Nur Vorgesetzte.«
»War er in Burkina Faso auch als Subunternehmer?«, fragte Reacher.
»Ich denke schon«, antwortete Pauling. »Ansonsten müsste er als Hauptunternehmer aktenkundig sein.«
»Waren amerikanische Dienste dort aktiv?«
»Schon möglich. In diesem Punkt ist mein Freund nicht sehr auskunftsfreudig.«
Reacher nickte. »Deswegen hilft er uns, stimmt’s? Hier hilft nicht ein MP dem anderen, sondern eine Bürokratie versucht, die Lage unter Kontrolle zu halten, den Informationsfluss zu steuern. Hier hat jemand beschlossen, uns privat mit Material zu versorgen, damit wir nicht durch die Gegend ziehen und in der Öffentlichkeit eine Menge Lärm erzeugen.«
Pauling schwieg. Dann summte ihr Handy wieder. Erst versuchte sie, mit eingestecktem Ladegerät zu telefonieren, aber dazu war das Kabel zu kurz. Sie zog den Stecker heraus und meldete sich. Hörte fünfzehn Sekunden lang zu, schlug ein neues Blatt ihres Notizblocks auf und kritzelte ein Dollarzeichen und dann zwei Ziffern und sechs Nullen aufs Papier. Als sie ihr Handy wieder zuklappte, drehte sie den Block um, damit Reacher sehen konnte, was sie geschrieben hatte.
»Einundzwanzig Millionen Dollar«, erklärte sie. »In bar. So reich ist Lane in Afrika geworden.«
»Sie hatten recht«, sagte Reacher. »Große Brosamen. Gar nicht schlecht für einen Subunternehmer.«
Pauling nickte. »Der gesamte Auftrag war hundertfünf Millionen wert. US-Dollar in bar aus den Devisenbeständen der Zentralbank. Zwanzig Prozent davon hat Lane dafür bekommen, dass er die Hälfte der Männer gestellt und den größten Teil der Arbeit übernommen hat.«
»In der Not kann man nicht wählerisch sein«, merkte Reacher an.
Dann sagte er: »Okay.«
»Okay was?«
»Was ist die Hälfte von einundzwanzig?«
»Zehn Komma fünf.«
»Genau. Das für Kate geforderte Lösegeld war exakt die Hälfte des Geldes aus Burkina Faso.«
Schweigen im Raum.
»Zehneinhalb Millionen Dollar«, sagte Reacher. »Das ist ein verrückter Betrag, aber jetzt ist er irgendwie verständlich. Bestimmt hat Lane von allem fünfzig Prozent als Gewinn einbehalten. Nun ist Hobart heimgekehrt und hat sich ausgerechnet, dass ihm für seine Leiden Lanes fünfzig Prozent zustehen.«
»Verständlich«, sagte Pauling.
»Ich hätte mehr gewollt«, meinte Reacher. »Ich hätte alles haben wollen.«
Pauling ließ ihren Fingernagel über das Kleingedruckte auf einer H- Seite des Telefonbuchs gleiten und benützte ihr normales Telefon, um noch mal die beiden ersten Hobarts anzurufen. Sie bekam wieder die beiden Anrufbeantworter. Sie legte auf. In dem kleinen Büro wurde es still. Dann summte ihr Mobiltelefon wieder. Diesmal steckte sie das Ladegerät aus, bevor sie das Handy aufklappte, nannte ihren Namen, hörte zu und schrieb dann nur drei Zeilen auf ein neues Blatt ihres Notizblocks.
Dann klappte sie ihr Handy wieder zu.
»Wir haben seine Adresse«, sagte sie.
35
Pauling sagte: »Hobart wohnt bei seiner Schwester. In einem Gebäude in der Hudson Street, das bestimmt zwischen der Clarkson und der Leroy Street liegt.
»Eine verheiratete Schwester«, stellte Reacher fest. »Sonst hätten wir ihren Namen im Telefonbuch gefunden.«
»Verwitwet«, erklärte Pauling. »Sie hat ihren Ehenamen behalten, lebt aber jetzt allein. Oder hat es zumindest getan, bis ihr Bruder aus Afrika zurückgekehrt ist.«
Hobarts verwitwete Schwester hieß Dee Marie Graziano und stand mit einer Adresse in der Hudson Street im Telefonbuch. Pauling klickte die Datenbank der städtischen Steuerbehörde an und konnte so herausfinden, dass die Adresse stimmte.
»Mietkostenzuschuss«, sagte sie. »Lebt seit zehn Jahren in der Wohnung. Wegen der niedrigen Miete ist sie bestimmt sehr klein.« Sie
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