Way Out
eine Antwort von der Veterans’ Administration.«
»Okay, dann machen wir mit den Telefonbüchern weiter.«
»Meine alten Telefonbücher werfe ich ins Altpapier. Ich besitze kein Archiv. Ich habe ganz bestimmt nichts aus der Zeit vor fünf Jahren.«
»Vielleicht hat er hier Angehörige. Zu wem könnte man zurückkommen?«
Im Telefonbuch standen sieben Hobarts, aber einer war zweimal aufgeführt. Ein Zahnarzt, Praxis und privat, verschiedene Adressen, verschiedene Nummern, derselbe Mann.
»Rufen Sie sie alle an«, sagte Reacher. »Geben Sie sich als VA-Sachbearbeiterin aus, die eine Unstimmigkeit in den Akten aufklären will.«
Pauling schaltete den Lautsprecher ihres Tischtelefons ein und erreichte mit den beiden ersten Anrufen zwei Anrufbeantworter und verursachte beim dritten einen Fehlalarm. Irgendein alter Kerl, der selbst eine Veteranenrente bezog, wurde ganz nervös, weil er fürchtete, sie könnte ihm gestrichen werden. Pauling beruhigte ihn jedoch, und er erklärte, er habe noch nie von jemandem mit dem Namen Clay James Hobart gehört. Auch die Anrufe Nummer vier und fünf blieben ergebnislos. Mit dem sechsten Anruf erreichte sie die Zahnarztpraxis. Der Doktor machte Urlaub auf Antigua. Seine Sprechstundenhilfe ließ sie wissen, dass er keinen Verwandten namens Clay James habe. Ihre Auskunft klang so überzeugt, dass Reacher sich fragte, ob sie vielleicht mehr als nur eine Sprechstundenhilfe war, auch wenn sie nicht mit ihm auf Antigua weilte. Aber vielleicht arbeitete sie nur schon sehr lange für ihn.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Pauling.
»Wir versuchen’s später noch mal mit den beiden ersten«, antwortete Reacher. »Ansonsten bleibt uns nichts anderes übrig, als gemeinsam alt zu werden.«
Aber Paulings Mann aus dem Pentagon war anscheinend richtig in Fahrt gekommen, denn elf Minuten später summte ihr Handy erneut, und der Typ lieferte weitere Informationen. Reacher sah zu, wie Pauling alles in rascher Kritzelschrift, die er verkehrt herum und aus einiger Entfernung nicht lesen konnte, auf einem gelben Block notierte. Zwei Seiten. Dieses Gespräch dauerte lange. So lange, dass Pauling anschließend die Batterieanzeige des Mobiltelefons kontrollierte und das Ladegerät anschloss.
»Hobarts Adresse?«, fragte Reacher.
»Noch nicht«, entgegnete Pauling. »Die VA mauert noch. Aus Datenschutzgründen.«
»Wo er wohnt, ist keine ärztliche Diagnose.«
»Genau das sagt mein Freund auch.«
»Was hat er also für uns?«
Pauling schlug die erste Seite ihrer Notizen auf.
»Lane steht offiziell auf einer schwarzen Liste des Pentagon.«
»Warum?«
»Sie wissen, was das Unternehmen ›Just Cause‹ war?«
»Panama«, sagte Reacher. »Gegen Manuel Noriega. Vor über fünfzehn Jahren. Ich war selbst kurz da.«
»Lane ebenfalls. Damals noch in Uniform. Er hat sich dort bewährt und ist Oberst geworden. Dann nahm er am ersten Golfkrieg teil und schied anschließend unter etwas merkwürdigen Umständen aus. Aber das hat das Pentagon nicht daran gehindert, ihn später wieder unter Vertrag zu nehmen. Da er wegen seiner guten Leistungen bei ›Just Cause‹ als Experte für Mittel- und Südamerika galt, wurde er nach Kolumbien geschickt. Er hat die Keimzelle seiner jetzigen Crew mitgenommen, um eines der Drogenkartelle zu bekämpfen. Dafür wurde er von Washington bezahlt, aber kaum war er dort, hat er auch Geld von dem Drogenkartell genommen, um ein konkurrierendes Kartell auszuschalten. Das Pentagon war darüber nicht allzu empört, weil ein Kartell so schlimm ist wie das andere, aber es hat Lane als unzuverlässig eingestuft und nie wieder engagiert.«
»Seine Männer sagten, sie seien im Irak und in Afghanistan gewesen.«
Pauling nickte. »Nach dem Anschlag aufs World Trade Center sind alle möglichen Leute an alle möglichen Orte geschickt worden. Auch Lanes Crew. Aber nur als Subunternehmer. Mit anderen Worten: Das Pentagon hat jemanden engagiert, der als zuverlässig galt, und dieser Jemand hat Lane einen Teil der Arbeit überlassen.«
»Und das war akzeptabel?«
»Der Schein wurde gewahrt. Nach seinem ersten Einsatz in Kolumbien hat das Pentagon nie wieder einen Scheck auf den Namen Lane ausgestellt. Aber später brauchte es alle Söldner, die es kriegen konnte, deshalb hat es bei dieser Praxis beide Augen zugedrückt.«
»Er scheint regelmäßig Arbeit zu haben«, sagte Reacher. »Und er verdient gut, lebt wie ein König, und der größte Teil des afrikanischen Geldes ist noch
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