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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Missbildung, die ihn am Sprechen hindere.«
    »Beschreibung?«, fragte Reacher.
    Der Alte machte eine kurze Pause, um seine Gedanken zu sammeln, dann gab er ziemlich genau die gleiche Beschreibung, die sie schon von dem Hausmeister in der Sixth Avenue kannten. Ende dreißig, vielleicht vierzig, weiß, mittelgroß, drahtig, sportlich schlank, bartlos. Jeans, blaues Hemd, Baseballmütze, Sneaker, alles abgetragen und bequem. Nichts Auffälliges oder Erinnernswertes an ihm außer der Tatsache, dass er stumm war.
    »Wie viel hat er für den Stuhl gezahlt?«, fragte Reacher.
    »Fünf Dollar.«
    »War es nicht ungewöhnlich, dass ein Mann einen einzelnen Stuhl kaufen wollte?«
    »Finden Sie, ich sollte automatisch die Polizei rufen, wenn jemand, der kein Restaurantbesitzer ist, bei mir etwas kauft?«
    »Wer kauft einzelne Stühle?«
    »Massenhaft Leute«, antwortete der alte Mann. »Leute, die frisch geschieden sind, eine Pechsträhne haben oder ein einsames neues Leben in einer Einzimmerwohnung im East Village beginnen. Manche dieser Apartments sind so winzig, dass nur ein Stuhl reinpasst. Vielleicht für einen Schreibtisch, der zugleich als Esstisch herhalten muss.«
    »Okay«, sagte Reacher. »Das klingt plausibel.«
    Der alte Mann wandte sich an Pauling und fragte: »Waren meine Informationen nützlich?«
    »Vielleicht«, entgegnete Pauling. »Aber sie haben nichts Neues gebracht.«
    »Sie wussten bereits, dass der Mann nicht sprechen konnte?«
    Pauling nickte.
    »Das tut mir leid«, sagte der alte Mann. »Sie können den Stuhl behalten.«
    »Ich hab’s satt, ihn herumzutragen«, meinte Reacher.
    Der alte Mann neigte den Kopf. »Hab ich mir gedacht. In diesem Fall dürfen Sie ihn gern hierlassen.«
     
    Pauling und Reacher traten auf den Gehsteig der Bowery hinaus, und das Letzte, was sie von dem Stuhl sahen, war nun, dass ein junger Kerl, vielleicht ein Enkel des Alten, ihn an einer Stange hochhob und wieder zu den beiden anderen an die Wand hängte.
    »Die Ochsentour«, bemerkte Pauling.
    »Kapier ich nicht«, sagte Reacher. »Wieso schicken sie den Kerl, der nicht sprechen kann, zu allen Besorgungen los?«
    »Der andere muss etwas noch Auffälligeres an sich haben.«
    »Ich mag mir gar nicht vorstellen, was das sein könnte.«
    »Lane hat diese beiden Männer im Stich gelassen. Warum helfen Sie ihm also?«
    »Ich helfe nicht ihm. Dies ist jetzt für Kate und die Kleine.«
    »Die sind tot. Das haben Sie selbst gesagt.«
    »Dann brauchen sie eine Story. Eine Erklärung. Das Wer, das Wann, das Warum. Alle müssen erfahren, was mit ihnen geschehen ist. Sie sollten nicht einfach stillschweigend verschwinden . Irgendjemand muss für sie eintreten.«
    »Und das sind Sie?«
    »Ich spiele das Blatt, das ich bekommen habe. Zwecklos, darüber zu jammern.«
    »Und?«
    »Und sie müssen gerächt werden, Pauling. Weil dies nicht ihr Kampf war. Vor allem nicht Jades Kampf, stimmt’s? Hätte Hobart oder Knight oder sonst jemand Lane direkt zu erledigen versucht, hätte ich ihn vielleicht von der Seitenlinie aus angefeuert. Aber das hat er nicht getan und sich stattdessen Kate und Jade geschnappt. Und ein zweifaches Unrecht ergibt kein Recht.«
    »Ein dreifaches auch nicht.«
    »In diesem Fall schon«, sagte Reacher.
    »Sie haben Kate oder Jade nie zu Gesicht bekommen.«
    »Ich habe ihre Fotos gesehen. Das genügt.«
    »Ich würde nicht wollen, dass Sie böse auf mich sind«, meinte Pauling.
    »Nein«, antwortete Reacher. »Das würden Sie nicht.«
     
    Sie gingen nach Norden in Richtung Houston Street, ohne eine bestimmte Vorstellung davon zu haben, wohin sie wollten. Unterwegs musste Paulings Handy vibriert haben, denn sie zog es heraus, ohne dass Reacher es klingeln hörte. Lautlose Mobiltelefone machten ihn nervös. Er kam aus einer Welt, in der ein plötzlicher Griff in die Tasche eher einer Waffe als einem Handy galt. Immer wenn das passierte, spürte er einen unangenehmen kleinen Adrenalinstoß.
    Pauling blieb auf dem Gehsteig stehen, sagte laut ihren Namen, um den Verkehrslärm zu übertönen, und hörte ungefähr eine Minute lang zu. Bedankte sich dann und klappte das Handy zu. Wandte sich an Reacher und lächelte.
    »Mein Kumpel aus dem Pentagon«, erklärte sie. »Mit soliden Informationen. Vielleicht hat er doch irgendjemands Karteischrank aufgebrochen.«
    »Kann er uns einen Namen nennen?«, fragte Reacher.
    »Noch nicht. Aber eine Örtlichkeit. Es war Burkina Faso. Kennen Sie es?«
    »Ich war noch nie irgendwo in

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