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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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manche Dinge erinnert man sich ewig«, fuhr Hobart fort. »Ich erinnere mich an den Blutgestank und den Teerkessel und das Häufchen abgehackter Hände hinter dem großen Hackklotz. Fast ein Dutzend schwarze und eine kleine weiße.«
    Pauling wiederholte ihre Frage: »Was war die Wahrheit über Anne Lane?«
    »Am schlimmsten war das Warten. Ich habe ein Jahr lang meine rechte Hand betrachtet. Dinge mit ihr gemacht. Sie zur Faust geballt, die Finger gespreizt, mich mit meinen Fingernägeln gekratzt.«
    »Wieso hat Knight Anne Lane ermordet?«
    »Die beiden hatten keine Affäre miteinander. Ausgeschlossen! Dafür war Knight nicht der Typ. Das soll nicht heißen, dass er Skrupel gehabt hätte. Im Umgang mit Frauen war er ein bisschen schüchtern, das ist alles. Mit Zufallsbekanntschaften aus Bars oder Nutten ist er zurechtgekommen, aber Anne Lane hat in einer ganz anderen Liga gespielt. Sie hatte Klasse, sie hatte Persönlichkeit, sie hatte Energie, sie hatte Selbstbewusstsein. Sie war intelligent. Was Knight zu bieten hatte, hätte sie nicht interessiert. Nicht in einer Million Jahren. Und Knight hätte sich ohnehin nicht an sie rangemacht, denn Anne war die Frau des Kommandeurs. Für den amerikanischen Soldaten ist dies das größte Tabu aller Zeiten. Im Film passiert es vielleicht, aber im richtigen Leben kommt es niemals vor. Und wenn doch, wäre Knight der letzte Marine der Welt gewesen, der so was versucht hätte.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Ich habe ihn sehr gut gekannt. Und er hatte keine Kumpel, die Stimmen hätten imitieren können. Erst recht keine Frauenstimme. Knight hatte keine Freundinnen. Er hatte überhaupt keine Freunde außer mir und der Einheit. Er kannte niemanden gut genug, um ihm diese Aufgabe übertragen zu können. Welcher Marine tut das schon? Da wusste ich, dass er Bockmist erzählt hatte. Er kannte keinen Menschen, zu dem er hätte gehen und sagen können: Hey, hilf mir mal bei dieser vorgetäuschten Entführung, okay?«
    »Wieso hat er dann überhaupt versucht, Ihnen Bockmist zu erzählen?«
    »Weil er besser verstanden hat als ich, dass die Realität für uns zu Ende war. Für uns gab es zu diesem Zeitpunkt tatsächlich keinen Unterschied mehr zwischen Wahrheit und Erfindung. Beide waren absolut gleichwertig. Er hat sich nur ein bisschen amüsiert. Vielleicht wollte er mich unterhalten. Aber ich konnte es mir nicht abgewöhnen, das Gesagte zu analysieren. Er hat mir jede Menge Gründe, Details, Tatsachen und Szenarien angeboten, die ich über fünf lange Jahre hinweg sehr sorgfältig geprüft habe, aber die einzige Story, die ich jemals geglaubt habe, war die, dass Lane die ganze Geschichte inszeniert hat, weil Anne ihn verlassen wollte. Sie wollte eine Scheidung, sie wollte Alimente, und das konnte Lanes Ego einfach nicht ertragen. Also hat er sie ermorden lassen.«
    »Wieso sollte Lane mit Knight einen Mann beseitigen wollen, der nur seine Befehle ausgeführt hat?«
    »Lane wollte sich absichern. Nichts unerledigt lassen. Und er wollte vermeiden, in jemands Schuld zu stehen. Das war eigentlich die Hauptsache. Letztlich war es der wahre Grund. Das Ego eines Typen wie Lane konnte auch das nicht ertragen. Jemandem dankbar sein zu müssen.«
    Schweigen im Raum.
    »Was ist mit Knight zuletzt passiert?«, fragte Reacher.
    »Sein vierter Geburtstag«, antwortete Hobart. »Er hat auf den Teerkessel verzichtet. Er wollte nicht mehr leben. Der Feigling hat mich einfach sitzen lassen. Verdammter Jarhead!«

42
     
    Zehn Minuten später kam Dee Marie Graziano zurück. Sie meldete sich über die Sprechanlage neben der Wohnungstür und bat um Hilfe beim Herauftragen ihrer Einkäufe. Reacher ging die drei Treppen hinunter und schleppte vier große Einkaufstüten nach oben in die Wohnung. Dee Marie packte sie in der Küche aus. Sie hatte viele Suppen, Jell-O, Schmerzmittel und antiseptische Salben gekauft.
    Reacher sagte: »Wir haben gehört, dass Kate Lane auf den Hamptons Besuch von einer Frau gehabt hat.«
    Dee Marie schwieg.
    »Waren Sie das?«, fragte Reacher.
    »Ich war erst im Dakota«, entgegnete sie. »Aber der Portier hat mir gesagt, sie seien verreist.«
    »Also sind Sie hingefahren.«
    »Zwei Tage später. Wir haben beschlossen, ich sollte es tun. Es war ein langer Tag. Schrecklich teuer.«
    »Sie sind hingefahren, um Anne Lanes Nachfolgerin zu warnen.«
    »Wir dachten, sie sollte erfahren, wozu ihr Mann fähig ist.«
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Wir waren am Strand, und sie hat sich

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