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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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angehört, was ich zu sagen hatte.«
    »Das war alles?«
    »Sie hat sich alles angehört. Besonders reagiert hat sie nicht.«
    »Wie deutlich haben Sie sich ausgedrückt?«
    »Ich habe gesagt, dass wir keinen Beweis haben, aber andererseits auch keine Zweifel.«
    »Und sie hat keine Reaktion gezeigt?«
    »Sie hat sich alles angehört. Hat mir eine faire Chance gegeben, alles zu sagen.«
    »Haben Sie ihr von Ihrem Bruder erzählt?«
    »Das gehörte zu meiner Story. Sie hat darauf nicht viel gesagt. Sie ist schön, und sie ist reich. Solche Leute sind anders. Was ihnen nicht selbst passiert, passiert überhaupt nicht.«
    »Was ist Ihrem Mann geschehen?«
    »Vinnie? Dem ist der Irakkrieg geschehen. Falludscha. Eine Sprengfalle am Straßenrand.«
    »Mein Beileid.«
    »Angeblich ist er sofort tot gewesen. Aber das sagen sie immer.«
    »Manchmal stimmt es auch.«
    »Das hoffe ich. Wenigstens dieses eine Mal.«
    »Im Corps oder bei einer Privatfirma?«
    »Vinnie? Im Corps. Vinnie hat Privatfirmen gehasst.«
     
    Reacher ging wieder ins Wohnzimmer. Hobart lag mit halb geschlossenen Augen da, und seine Lippen waren zu einer Grimasse verzogen. An seinem mageren Hals traten die Sehnen deutlich hervor. Im Verhältnis zu seinen Arm- und Beinstümpfen wirkte sein schrecklich ausgezehrter Körper bizarr lang.
    »Brauchen Sie irgendwas?«, fragte Reacher ihn.
    Hobart antwortete: »Dumme Frage.«
    »Was sagt Ihnen die Kreuz-Drei?«
    »Knight.«
    »Wie das?«
    »Drei war seine Glückszahl. Club – die Kartenfarbe Kreuz – war sein Spitzname im Corps. Weil er gern feierte und wegen des Wortspiels mit seinem Namen. Knight Club, Nightclub, Sie wissen schon. Damals haben ihn alle Club genannt.«
    »Er hat auf Anne Lanes Leiche eine Spielkarte zurückgelassen. Die Kreuz-Drei.«
    »Das hat er getan? Er hat’s mir erzählt, aber ich hab’s ihm nicht geglaubt. Ich dachte, das wäre eine Ausschmückung. Wie in einem Buch oder Film.«
    Reacher schwieg.
    »Ich muss auf die Toilette«, erklärte Hobart. »Sagen Sie’s Dee.«
    »Das mache ich«, erwiderte Reacher. »Dee soll mal Pause haben.«
    Er trat ans Sofa, packte die Knopfleiste von Hobarts Hemd und richtete ihn gerade auf. Legte ihm einen Arm um die Schultern, beugte sich nach vorn, schob seinen anderen Arm unter seine Knie und hob ihn hoch. Der Invalide war unglaublich leicht. Wahrscheinlich wog er keine fünfzig Kilo. Es war nicht mehr viel von ihm übrig.
    Reacher trug ihn ins Bad, packte ihn wieder mit einer Hand vorn am Hemd und hielt ihn wie eine Stoffpuppe senkrecht in der Luft. Zog den Reißverschluss seiner Jeans auf und streifte sie vorsichtig herunter.
    »Das haben Sie schon mal gemacht«, sagte Hobart.
    »Ich war Militärpolizist«, erklärte Reacher. »Ich habe alles schon mal gemacht.«
     
    Reacher trug Hobart wieder zum Sofa, und Dee Marie fütterte ihn erneut mit Suppe. Benutzte dasselbe feuchte Tuch, um ihm das Kinn abzuwischen.
    Reacher sagte: »Ich möchte Ihnen beiden eine wichtige Frage stellen. Ich muss wissen, wo Sie in den letzten vier Tagen waren und was Sie getan haben.«
    Dee Marie antwortete. Keine Verstellung, kein Zögern, nichts Aufgesetztes oder sorgfältig Einstudiertes. Nur ein leicht zusammenhangloser und deshalb völlig überzeugender Bericht über vier willkürlich ausgewählte Tage aus einem nicht enden wollenden Albtraum. Diese vier Tage hatten damit begonnen, dass Hobart im Saint Vincent’s Hospital lag. Dee Marie hatte ihn nachts mit einem schweren Malariaanfall in die Notaufnahme gebracht. Der dortige Arzt hatte ihn für achtundvierzig Stunden aufgenommen, damit er mit Infusionen versorgt werden konnte. Dee Marie hatte die meiste Zeit an seinem Bett gesessen, ihn anschließend mit einem Taxi nach Hause gebracht und auf ihrem Rücken in den dritten Stock getragen. Seither waren sie in der Wohnung gewesen, hatten gegessen, was sich in den Küchenschränken fand, und nichts Besonderes getan, auch keinen Besuch bekommen, bis die Tür aufgeflogen und Reacher mitten in ihrem Wohnzimmer gelandet war.
    »Wieso wollen Sie das wissen?«, fragte Hobart.
    »Die neue Mrs. Lane ist entführt worden. Und ihre Tochter.«
    »Sie dachten, ich wär’s gewesen?«
    »Eine Zeit lang.«
    »Denken Sie noch mal nach.«
    »Das habe ich bereits.«
    »Wieso sollte ich das tun?«
    »Aus Rache. Wegen des Geldes. Das Lösegeld war genau die Hälfte dessen, was Lane für Burkina Faso kassiert hat.«
    »Ich hätte alles gewollt.«
    »Ich auch.«
    »Aber ich hätte keiner

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