Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
ließ seine Schalenhälfte fallen. Sie rollte zum Felsrand und wäre in die Tiefe gefallen, hätte Alissa nicht schnell ihre Geistesgegenwart wiedergewonnen und einen weiten Satz gemacht, um sie zu bergen.
»Diebe!«, kreischte das Adlerweibchen. »Miese Diebe!«
Es landete auf einem nahen Felsen, während die Wiesel den Hang hinab rannten, weg von dem Nest. Alissa stolperte, rutschte über die Kante und stürzte. Der Wind pfiff an ihr vorbei, während sie wie ein Stein in die Tiefe plumpste und ihre Vorderbeine dabei über dem Kopf zusammenschlugen. Sie hielt die Eierschalenhälfte immer noch fest mit den Pfoten umklammert. Plötzlich kam sie ruckend zu einem Halt und schwebte dann langsam weiter nach unten, da die Eierschale wie ein Fallschirm wirkte und ihren Fall bremste.
»He!«, rief Grind, als er sah, was mit Alissa geschah. »Das würde mir auch gefallen.«
Er sprang über die Felskante, um sich zu ihr zu gesellen, wobei er seine Schalenhälfte ebenfalls wie einen Fallschirm hielt. Gemeinsam schwebten sie dicht am Berg in die Tiefe, wo das Adlerweibchen nicht herabstürzen und sie angreifen konnte, da es befürchten musste, mit den Flügeln gegen den Fels zu schlagen. Außerdem gab es so nah am Berg gefährliche Aufwinde, die den Flug des Adlers stören würden.
Stattdessen wandte der große Raubvogel seine Aufmerksamkeit Kunicht zu, der immer noch hangabwärts rannte.
Kunicht der Zweifler spähte ängstlich nach hinten und sah, dass der starre Blick der räuberischen Adleraugen ganz allein auf ihn gerichtet war. »Aaaaaaaaaaah!«, schrie er voller Entsetzen. »Aaaaaaaaaah!«
Das Vogelweibchen wollte sich auf Kunicht stürzen; die großen dunklen Flügel schlugen kraftvoll. Ihr Flug war so voller Stärke, dass selbst die Schneegans japste und die Hasen vor Angst zitterten. Zweifellos, so dachten alle ringsum, war es um dieses Wiesel geschehen. Bald werden von ihm nur noch ein paar Streifen Fleisch übrig sein, die in der Sonne trocknen, sein Kadaver wird zu einem leeren Gerippe verdorren, seine Augäpfel werden von Mannschaften fleißiger Ameisen abtransportiert und seine Zunge von müßigen Maden verzehrt werden.
Der Luftstrom, den die Flügel des großen Seeadlers erzeugten, wirbelte Staub und Kies auf, und diesen Wirbel zog er wie einen Schweif hinter sich her.
Kunichts Lungenflügel drohten zu platzen, während er verzweifelt nach einem Fels suchte, unter dem er sich verstecken könnte.Während des Suchens rannte er weiter, und einmal liefen seine kräftigeren Hinterbeine schneller als die Vorderbeine, sodass sich sein Körper in der Mitte krümmte und er Gefahr lief, dass sein Hinterteil den Kopf und die Schultern überholte. Die Augen traten ihm vor Angst aus den Höhlen, die Zunge hing ihm vor Erschöpfung schlaff aus dem Mund, und in seinem Kopf drehte sich alles.
Im letzten Augenblick, kurz bevor die schrecklichen Krallen sich in ihn bohrten, sah er die Öffnung zum Bau eines Berghasen und flitzte hinein.
Wie alle Behausungen von Berghasen war diese ein sehr kurzer Tunnel, der grünen Kapelle ähnlich, mit einer Öffnung an beiden Enden. Der Bau war bereits von einer Häsin besetzt, die ihn mit ihrem rundlichen Rumpf fast zur Gänze ausfüllte. Das plötzliche Eindringen des Wiesels stieß sie an der anderen Seite hinaus. Sie bemühte sich angestrengt, wieder in den Tunnel zu gelangen, nur um feststellen zu müssen, dass er von dem zitternden Kunicht belegt war. Jedoch überwog ihre Angst vor dem Adler ihre Angst vor dem Wiesel, und sie zwängte sich wieder mit aller Gewalt zurück in den Bau.
»Aufrücken, aufrücken!«, schrie Kunicht und schob das massive Hinterteil der Häsin weiter. »Platz da! Platz da!«
Die Häsin weigerte sich, irgendeine Äußerung zu tun oder von der Stelle zu weichen. Also verharrten beide in ihrer Position und drückten sich aneinander, jeder in dem Versuch, sich mehr Platz zu verschaffen.
Das Adlerweibchen umkreiste den Bau, wobei es einmal tiefer sackte und versuchte, den großen gebogenen Schnabel an einer Seite hineinzuschieben und einen der beiden Besetzer herauszuzerren. Sie reichte jedoch gerade eben nur bis zu Kunichts Hinterteil, das sie kratzte.
»Arrrrrchchchaaa! Ich bin verwundet!«, plärrte Kunicht der Häsin ins Ohr. »Ich blute!«
Die Häsin rührte sich nicht, sagte nichts, tat gar nichts. Sie war einfach nur da, ein Klumpen aus Fell und Knochen. Sie hielt die Augen geschlossen und betete zweifellos zum Gott der glücklichen Hasen. Was
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