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Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Titel: Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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den Felsvorsprung hoch, so als würde er lediglich über die Mauer eines Obsthains klettern, um sich ein paar Äpfel zu holen.
    Alissa erreichte die gleiche Stelle, blickte kurz in die schroffe Schlucht hinunter und gesellte sich dann taumelnd zu ihm.



Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Als Alissa, Kunicht und Grind den Berggipfel erklommen hatten, hatte sich der Tag bereits zur Nacht geneigt. Ein heller Mond stand am Himmel und wies ihnen den Weg, doch Alissa wäre weniger Licht lieber gewesen. Der Mond würde den Adlern helfen, sie zu sehen, genau wie er ihnen half, den Weg zu finden. Rings um sich herum hörten sie die Rufe der Bergvögel und der Schneegans; ein allgemeines Geschrei ertönte als Warnung davor, dass sich Wiesel in der Nähe befanden.
    Auch die Berghasen, die ein wenig tiefer hausten, verkrochen sich in ihre kleinen U-förmigen Tunnel, ihre Baue, die sie sonst vor dem Adler schützten.
    Über den drei Wieseln befand sich das Nest des großen Seeadlers. Öde und anscheinend verlassen lag es da, beschienen von den Strahlen des Mondes. Sie hielten eine kurze Beratung ab.
    »Also gut«, sagte Kunicht unvermittelt, indem er sich zum Wortführer der Gruppe machte. »Ihr beide klettert hinauf und sucht die Eierschale, während ich hier bleibe und nach dem Adler Ausschau halte.«
    »Bist du sicher, dass du tapfer genug bist, um dich hinter diesen sicheren Felsen zu verstecken, während wir die gefährliche Strecke zu dem Nest hinauf bewältigen?«, fragte Alissa zynisch.
    »Ich werd’s schon schaffen«, antwortete Kunicht.
    »Wir alle gehen da rauf, Kunicht«, entschied Grind, »lass das in deinen Schädel einsickern.«
    »Ich nicht, ich nicht, ich nicht«, murmelte Kunicht. »Niemand kann mich dazu zwingen.«
    »Wenn du nicht mitkommst, werden wir dich beim Abstieg einfach hier zurücklassen«, erklärte Alissa. »Ohne Hilfe kommst du nie wieder runter, also gewöhnst du dich am besten an den Gedanken.«
    Kunicht bedachte sie mit einem hasserfüllten Blick. »Ich kann dich nicht leiden, Alissa«, sagte er. »Ich kann dich kein bisschen leiden.«
    Also machten sich die drei Wiesel an den Aufstieg, in der wieseltypischen geschmeidigen Gangart, von einem Stein zum nächsten springend, Schutz suchend, wo immer sie welchen fanden. Schließlich erreichten sie das Nest, das noch ein ganzes Stück unterhalb der Schneegrenze lag. Zu ihrer Erleichterung war es vollkommen leer. Kein Adler war da und übrigens auch kein Adlerjunges.
    Alissa wand sich zwischen den Ästen hindurch ins Innere des Nests. Zunächst fand sie nicht, wonach sie suchte, und war nahe daran, in Panik zu geraten, während sie Federn, alte Blätter und Stücke von getrocknetem Farn durchwühlte. Dann, als sie schon der Verzweiflung nahe war, fand sie etwas, halb versteckt im Heidekraut auf einer Seite des Nests. Als sie das abgestorbene Heidekraut hochhob, entdeckte sie zwei unversehrte Hälften einer ganzen Schale.
    Auf jeder Schalenhälfte befanden sich Muster und Zeichen, die Alissas Einschätzung nach die Landkarte darstellen mussten. Die Linien leuchteten schwach im Mondlicht und sie musste die Eierschalen in einem bestimmten Winkel halten, um sie deutlich zu erkennen. »Ich hab sie!«, rief sie.
    Endlich hatten sie eine Weltkarte gefunden. Sie hob die beiden Hälften der Eierschale hoch und wollte sie gerade Grind reichen, als Kunicht die Worte ausrief, die sie am allerwenigsten hören wollte: »Der Adler kommt!«
    Als Alissa den Blick zum Himmel hob, sah sie einen großen schwarzen Fleck, der sich gegen den Mond abhob. Er wurde mit jeder Sekunde größer. Vor ihren Augen wurden zwei riesige Flügel, verbunden mit einem kräftigen Körper, sichtbar. Unter diesem Körper waren zwei Beine, jeweils mit einer Reihe von Krallen bestückt, die ein Reh in kürzester Zeit in Stücke zerfetzen konnten, ganz zu schweigen von einem kleinen Wiesel. Zwei starre, boshafte Augen schleuderten ihren zornigen Blick auf sie, während der Adler herabstieß; der Wind raschelte in seinem Gefieder, Empörung mischte sich mit seinem Zorn.
    »Hilfe!«, schrie Alissa, wobei sie sich zwischen den Zweigen hindurch nach unten kämpfte. »Schnell, Grind – nimm die Eierschalen.«
    Sie warf die Schalen durch die Lücke, die sie beim Eindringen in das Nest zwischen den Zweigen geschaffen hatte. Sie wurden unversehrt aufgefangen, eine von Grind, die andere von Kunicht. Dann sprang sie selbst durch das Loch und landete auf Kunichts Kopf. Er stieß einen spitzen Schrei aus und

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