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Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Titel: Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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sie betraf, so befand sie sich auf irgendeiner fernen Insel, einen hohen Berg hinaufrennend, an einem Ort, wo es weder Adler und noch Wiesel gab. Sie hatte sich seelisch transferiert.
    Der Adler kreiste noch eine Weile um den Bau, dann flog er endlich davon, wahrscheinlich auf der Suche nach den beiden Fallschirmspringern, die ins Tal hinabgeglitten waren.
    Kunicht versetzte der Häsin einen kräftigen Klaps auf den Rumpf, einfach weil sie da war, dann krabbelte er aus dem Bau. Sie ihrerseits sagte nichts. Sie war nicht da. Sie weilte an einem fernen Ort.
    »Ich lebe«, sagte er zu sich selbst, als ob er es gar nicht richtig glauben konnte. »Ich lebe noch.«
    Kunicht verbrachte den Rest der Nacht unter einem Felsen.
    Am nächsten Morgen machte er sich auf der anderen Hangseite an den Abstieg, wo ein Ziegenpfad verlief und ihm den Weg wies. Er war nach wie vor auf der Hut, hielt sich dicht am Felsen, huschte von einem Steinhaufen zum nächsten, nur für den Fall, dass der Adler zurückkehrte. Auf halber Strecke nach unten traf er drei Mäusehirtenwiesel, die ihre Herde den Berg hinaufführten. Er hielt sie an, um nach dem Weg zu fragen. »In welcher Richtung geht’s ins Tal?«, fragte er. »Immer zum flacheren Gelände hin, ja?«
    »Abwärts«, brummte ein Mäusehirte mürrisch.
    »Ihr… ihr habt nicht zufällig etwas zu trinken dabei, oder?«, fragte Kunicht. »Ich habe großen Durst. Ich bin von einem Adler angegriffen worden, müsst ihr wissen. Davon bekommt man einen trockenen Mund.«
    »Du meinst, die Angst trocknet einem den Mund aus«, warf einer der anderen Mäusehirten ein. »Ich bin ganz deiner Meinung. Warte einen Augenblick, dann bekommst du einen angenehmen warmen Trunk aus Mäusemilch. Ich wollte sie sowieso jetzt melken.«
    Ohne weitere Umstände setzte sich der Mäusehirte neben zwei seiner Wühlmäuse und molk sie nacheinander in einen Eimer. Die anderen beiden Mäusehirten führten ihre Herden ein Stück hangaufwärts, um sich dort im Schatten einer Bergkiefer auszuruhen. Sie beobachteten Kunicht unter dem Baum hervor, und ihre Gesichter sahen in dem dunklen Schatten sehr hart und verbittert aus.
    Kunicht fragte den freundlichen Mäusehirten: »Wer seid ihr? Wie heißt ihr?«
    »Wir sind drei Brüder«, antwortete der Mäusehirte, der immer noch mit Melken beschäftigt war. »Ich bin Aufderhut und die anderen beiden sind Wachsam und Vollda.«
    »Nun, freut mich zu hören«, sagte Kunicht, »in Anbetracht der Tatsache, dass sich ein ekelhafter großer Adler am azurblauen Himmel eurer Heimat herumtreibt, aber ihr müsst doch Namen haben.«
    »Das sind unsere Namen.«
    Kunicht war verwirrt. »Wie bitte?«
    »Aufderhut, Wachsam und Vollda.«
    Plötzlich begriff Kunicht, wovon der Mäusehirte sprach. »Oh… oh, ich verstehe. Na ja, es ist nicht verwunderlich, dass ich ein wenig verwirrt war. Schließlich sind das recht sonderbare Namen.«
    »Nicht für Mäusehirten. Sie sollen uns an unsere Pflichten erinnern. Unsere Mutter und unser Vater waren außerordentlich vorsichtige Wiesel. Sie wollten uns ständig an die Notwendigkeit erinnern, dass wir auf der Hut, wachsam und geistig voll da sein müssen.«
    »Aber das sind doch eure Namen«, sagte Kunicht, der nun vollends verwirrt war. »Warum braucht ihr eine Erinnerung daran, wer ihr seid?«
    »Diesmal habe ich mich nicht auf unsere Namen bezogen«, erklärte der Mäusehirte geduldig. »Ich habe mich auf die Notwendigkeit bezogen, hier in den Bergen stets wachsam zu sein.«
    »Oh«, sagte Kunicht. »Ganz recht.«
    Nachdem das Melken beendet war und die beiden ergiebigen Wühlmäuse zu der übrigen Herde getrottet waren, wurde Kunicht der Eimer gereicht. Er trank erfreut; die warme Flüssigkeit rann ihm angenehm die Kehle hinunter. Dann dankte er dem Mäusehirten.
    »Keine Ursache«, sagte Aufderhut.
    »Meinen aufrichtigen Dank auch deinen Brüdern – äh – Wachsam und Vollda.«
    »Ich werd’s ausrichten. Obwohl sie dich für ihr Geld lieber den Berg hinunter geschubst hätten. Sie sind nicht so großzügig wie ich. Ich bin der freundlichste von uns dreien.«
    »Wenn das so ist, dann danke ihnen eben nicht «, erwiderte Kunicht leicht eingeschnappt.
    »Ooohh, das ist jetzt aber ein bisschen hart«, meinte Aufderhut.
    »Nun, wenn sie dazu neigen, erschöpfte Reisende vom Weg zu stoßen, dann verdienen sie es nicht besser. Gibt es irgendwo in der Nähe ein Quartier, das für ein Wiesel auf Wanderschaft geeignet erscheint? Irgendein Gasthaus oder eine

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