Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
antwortete Kunicht und saugte die Luft tief ein.
»Gut.«
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Wunde an seinem Schwanzansatz nicht tief war, begutachtete Sylber ihre Umgebung. Sie befanden sich außerhalb eines großen dunklen Waldes, den sie durchqueren mussten. Dies war der Ort, wo Magellan auf sie wartete. »Wie schwer sind deine Wunden, Grind?«
»Ich werd’s überleben«, murmelte Grind, während er die Stellen untersuchte, wo ihn die Pfeile getroffen hatten. Er blutete ein wenig, aber nicht schlimm. »Sie haben nichts Lebenswichtiges erwischt.«
»Also gut, ich möchte, dass ihr beide hier bleibt«, befahl Sylber, »während ich das vor uns liegende Gelände auskundschafte.«
»Was erwartet uns in diesem Wald? Wölfe?«, wollte Grind wissen.
»Vielleicht«, sagte Sylber. »Ich möchte die Gegend einfach zuerst ein wenig erforschen, bevor wir unseren Weg nach Süden fortsetzen. Ihr beide ruht euch hier ein wenig aus und sammelt neue Kräfte. Schaut mal, ob ihr etwas zu essen findet. Ich bin vor dem Abend wieder hier, wenn ich kann.«
»Vor dem Abend ?«, wiederholte Kunicht.
»Ja, das Ganze kann eine Weile dauern.«
Während die beiden Wiesel mit verdutzten Gesichtern zurückblieben, marschierte Sylber in den Wald. Sein Herz schlug schnell, denn er wusste, dass ihm ein endgültiges Kräftemessen mit Magellan bevorstand. Der Kopfgeldjäger trachtete ihm nach dem Leben und Sylber würde um Gedeih oder Verderb kämpfen müssen. Er wünschte, es wäre anders, aber der Fuchs ließ ihm in dieser Angelegenheit keine andere Wahl.
Im Inneren des Mischwaldes standen die Bäume dicht zusammen; Sonnenstrahlen sickerten durch spitzenähnliche Schichten von Blättern auf einen Boden, der mit toten Ästen bedeckt war. Dort schimmerten ihre gefleckten Muster in einem See von Schatten und Licht. Der Grund unter seinen Füßen war weich. Zwischen den dicht gewachsenen Bäumen herrschte Stille. Dieser Wald war kein Ort für Vögel oder Tiere, da es wenig Schutz und wenig Nahrung gab.
Sylber huschte von Schatten zu Schatten und fragte sich, wo die Begegnung mit Magellan wohl stattfinden würde. Die Vorteile lagen fast alle bei dem Fuchs, der nur zu warten und auf die nahenden Schritte seines Feindes zu lauschen brauchte. Erst wenn Magellan sichtbar in Erscheinung treten würde, konnte Sylber angreifen.
Wahrscheinlich waren Fallen auf dem Pfad errichtet worden, deshalb blieb Sylber zwischen den Bäumen. Er hätte es Magellan durchaus zugetraut, dass der Fallgruben gegraben oder Katapulte aus federnden Weidenzweigen angefertigt hatte, die beim Treten auf ein gespanntes Seil ausgelöst würden. Behutsam setzte er eine Pfote vor die andere, machte weite Sätze über verdächtig aussehende Äste und Wurzeln, wie nur lang gestreckte, geschmeidige Geschöpfe wie Wiesel es zu tun vermögen. Seine Augen waren stets wachsam und hielten nach dem kleinsten Anzeichen Ausschau, das auf die nahe Gegenwart eines Fuchses hindeuten könnte. Er lauschte. Er schnupperte.
Immer wieder hielt er inne und versuchte zu erspüren, was um ihn herum vorging. Er stand dann einfach nur da, so wie es Tiere zu tun pflegen, öffnete all seine Sinne, bereit, jede Warnung in sich aufzunehmen. Während einer dieser Pausen geschah es, dass er das Geräusch vernahm.
Es war ein scharfes Knack, nicht laut, aber unüberhörbar.
Sylber verharrte für einen Augenblick auf der Stelle, immer noch auf jede Veränderung des Lichts und auf jedes Geräusch lauernd.
Als er nichts mehr hörte, schlich er weiter, sehr vorsichtig. Er huschte durch Balken von Sonnenlicht, so wie Dunstschwaden durch die ersten Lichtstrahlen des frühen Morgens huschen. Kein Mensch, wie wachsam er auch hätte sein mögen, hätte ihn gesehen oder gehört. Er nutzte die Struktur einer Baumrinde, die Form einer Wurzel, die Brechung des Lichts und der Dunkelheit als Hintergrund, um sich unbemerkt voranzuschleichen.
Schließlich näherte er sich einer Stelle, wo das Rot der Erde und die toten Tannennadeln eine ungewöhnliche Färbung aufwiesen.
Er betrachtete diese Stelle eingehend, wobei er sich vollkommen still verhielt, und über eine sehr lange Zeit. Und wieder hätte jeder Mensch schon längst die Geduld verloren und wäre nach Hause zum Abendessen gegangen. Endlich sah er die Umrisse eines Fuchses, die sich vom Hintergrund lösten, auch wenn Magellan eine kluge Tarnung angelegt hatte. Es war bestimmt Magellan und nicht irgendein anderer Fuchs, denn was würde ein so kluges
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