Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
mich noch um die anderen beiden kümmern, verstehst du, die außerhalb des Waldes lagern, deshalb kann ich mich nicht allzu lange mit dir aufhalten. Du wirst hier eine beispielhafte Scharfschützenleistung erleben, wie du sie noch nie gesehen hast. Es wird ganz bemerkenswert werden. Allerdings wird dich beim Zuschauen der Pfeil durchbohren, sodass du das Ganze nicht allzu lange genießen kannst. Bist du bereit? Ich gehe davon aus, dass du es bist.«
Magellan trat zu der bereits zuvor ausgewählten Stelle zurück, von wo aus er den Pfeil abzuschießen gedachte.
Sylber spürte, wie Zorn in ihm aufwallte. Er würde sterben, und es gab kaum etwas, was er dagegen tun konnte. Sobald ein Tier erst einmal mit einer Schlinge um den Hals schlaff daliegt und um Luft ringt, ist es fast unmöglich, dass dieses Geschöpf den Draht, der sich immer tiefer in das Fell gräbt, aus eigener Kraft lockert.
Unmöglich.
Sylbers Zorn auf den prahlerischen Magellan war jedoch so mächtig, dass er wieder auf die Füße kam. Die Flamme seines Zorns loderte in seinem Inneren und nährte seine Kraft. In seinem angegriffenen Zustand, in seinem Wahn, versuchte Sylber ein hoffnungsloses Unterfangen. Er stürzte sich mit entblößten Zähnen auf Magellan.
Sylber wünschte sich nichts so sehr, als dem niederträchtigen Fuchs einen letzten Biss zuzufügen. Er wollte Magellan zeigen, dass sich Wiesel nicht einfach hinlegten und starben, mit einem Draht verankert an einem Eisenpfosten. Er wollte sein Zeichen auf dem Geschöpf hinterlassen.
Als er hörte, wie sich sein Widersacher näherte, drehte sich Magellan erstaunt um. Er erstarrte, als Sylber auf ihn zustürzte. Dann zeigte sein Gesichtsausdruck, dass er wusste, der Draht würde Sylber an der kurzen Leine halten. Vielleicht würde er dem Wiesel sogar den Hals brechen. Der Fuchs stand einfach nur da und sah mit einem hämischen Grinsen zu.
Sylber war jedoch mit noch mehr Zorn aufgeladen, als beiden Geschöpfen klar gewesen war. Anstatt dass der schlanke Pfosten ihn kurz gehalten hätte, wurde er durch die Wucht von Sylbers Sprung aus dem Boden gerissen. Sein Schwung schleuderte den spitzen Pfahl durch die Luft und peitschte ihn in Richtung Magellan. Die Spitze durchbohrte den Fuchs wie ein eiserner Pfeil und grub sich tief in seine Brust.
Mit einem Ausdruck fassungslosen Erstaunens im Gesicht taumelte Magellan nach vorn, jetzt durch die Drahtschlinge mit Sylber verbunden.
Indem er den Metallpfosten aus dem Boden gerissen hatte, hatte Sylber die Schlinge um seinen Hals noch fester zugezogen. Er lag da, wie betäubt, die Sinne drohten ihm zu schwinden. Magellan taumelte mehrere Schritte vor, fiel zur Seite und blieb am Boden liegen, wobei seine Nase beinahe die des Wiesels berührte. Die beiden Sterbenden blieben so liegen, blickten einander in die Augen; in dem einen brannte immer noch der Hass, im anderen gewann allmählich die Schicksalsergebenheit die Oberhand.
»Du…!«, krähte Magellan.
Das war das letzte Wort, dass Sylber je aus dem Mund des Fuchses hörte, während das Wiesel in jene Bewusstlosigkeit glitt, die den Tod ankündigt.
Achtunddreißigstes Kapitel
Sylber spürte, wie sich die Schlinge um seinen Hals lockerte und ihm ein Stock schmerzhaft in den Hals geschoben wurde. Es folgte eine Zeit, während der seltsamste Träume in seinem Kopf herumwirbelten. Seine Gliedmaßen schienen vom Körper losgelöst zu sein. Er wusste, dass er kaum noch am Leben war, aber auch noch nicht ganz tot; er hatte das Gefühl, dass irgendwelche Kräfte in beide Richtungen an ihm zerrten und jede versuchte, ihm die Seele zu entreißen. Dann folgte eine Zeit des Friedens, während sich sein Geist wieder in seine lebendige Form zurückbegab, und allmählich trat er ins Licht hinaus.
Als er die Augen öffnete, sah er als Erstes die spitzen Gesichter von Grind und Kunicht, die zu ihm herabsahen. Grind leckte sich die Zähne. Kunicht betrachtete ihn mit besorgter Miene. Sylber war immer noch benommen, und es dauerte eine Weile, bevor er sich aufrichten konnte.
Er befand sich nach wie vor auf der Waldlichtung. Er sah hinüber zu der Stelle, wo Magellan zuletzt gestanden hatte. Dort lag ein lebloses rotbraunes Etwas am Boden. Es hätte ein Haufen Herbstblätter sein können, bereit, vom Wind hinweggefegt zu werden. In der Nähe lag ein zerbrochener Bogen sowie ein Köcher, dessen Pfeile verstreut waren.
Magellan war tot.
Die Eisenstange steckte immer noch in der Brust des Fuchses. Er lag zwischen
Weitere Kostenlose Bücher