Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
trockene, staubige Unkraut der Gräben bewegte. In diesem Teil des Landes hatte es seit langer Zeit sehr wenig geregnet, sodass der Boden hart war und rissig an den Stellen, wo der Lehm ausgetrocknet und aufgesprungen war.
Einige Gräben führten so wenig Wasser, dass sie von allen Lebewesen verlassen worden waren. Gewöhnlich bot das Ufer eines Grabens Behausungen für alle möglichen Geschöpfe: Löcher für Wühl- und Spitzmäuse, Baue für Kaninchen, Horte für Enten und verschiedene Amphibien. Jetzt waren die Furchen rissig und mit sonnenverbranntem Ampfer und windgegerbten Disteln bewachsen, die aussahen, als ob blaue elektrische Funken zwischen ihren Wedeln hin und her schössen.
»Nicht vielen Wieseln ist bekannt«, sagte Waldschratt, der sich wieder mal mit seinem Wissen aufspielte, »dass es sieben verschiedene Sorten von Mäusen gibt, die in der Landschaft von Welkin leben. Es gibt Haus-, Wald-, Herbst- und Gelbnacken-Mäuse sowie Wasser-, Ufer- und Rennmäuse…«
»Und was ist mit Haselmäusen?«, unterbrach Lukas ihn, der es hasste, wenn Waldschratt die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. »Es gibt die gewöhnliche Hasel- oder Schlafmaus und die graue Haselmaus.«
»Richtig«, sagte Waldschratt, »aber auf die wäre ich noch gesondert zu sprechen gekommen.«
»Was ist mit der Feldmaus?«, rief Achsl triumphierend. »Ihr habt die gewöhnliche Feldmaus vergessen.«
»Nein, haben wir nicht«, widersprachen Lukas und Waldschratt gleichzeitig, die nun gegen den gemeinsamen Feind zusammenhielten.
»Eine Feldmaus…«, setzte Lukas an.
»Ist eine Waldmaus«, führte Waldschratt den Satz fort. »Sie sind ein und dieselbe Sorte.«
»Die Waldmaus ist auch bekannt unter dem Namen Langschwanzmaus, genau wie die Feldmaus«, ergänzte Lukas.
»So, jetzt wisst ihr’s«, beendete Waldschratt die Aufklärung.
Achsl gab in sehr weiser Einsicht Ruhe, wohl wissend, dass er Schwierigkeiten bekäme, wenn er mit einem der gelehrten Wiesel streiten würde – ganz zu schweigen von beiden.
Gegen Abend erreichte die Gruppe einen düsteren Streifen offenes Gelände, der nur als Ödland bezeichnet werden konnte. Es war kahl und weit, und ein wolkenverhangener Himmel lastete schwer auf seinen Schultern. Schatten jagten einander wie flach gedrückte Schlangen über den felsigen, schartigen Boden. Es gab Hügel, aber die waren verkümmert und kahl. Hier und da standen krüppelhafte Baumreste, die aus der Erde ragten wie verfaulte Zähne.
»Mir gefällt diese Gegend nicht«, sagte Sylber. »Sie sieht aus wie eine vergessene Ecke des Königreichs.«
Die Gruppe der Wiesel stand auf den Hinterbeinen und blickte über die sich verdunkelnde Landschaft, in der Hoffnung, in dieser leblosen Ebene so etwas wie eine Oase zu finden. Vielleicht ein kleines Wäldchen? Oder ein Gewässer mit Leben anstatt der stinkenden stehenden Teiche, die dumpf wie Blei schimmerten? Aber nirgendwo da draußen war ein Zeichen, das eine Spur von Hoffnung zu erwecken vermochte. Sylber fragte sich, ob sie am Rand dieses weiten toten Landes ihr Lager aufschlagen und ihren Weg am Morgen fortsetzen sollten. Obwohl es Hochsommer war, wirkte dieser Ort kalt und unwirtlich.
Plötzlich deutete Birnoria auf etwas. »Seht nur!«, rief sie.
Sylber und die anderen Wiesel spähten in die Richtung, in die ihre ausgestreckte Pfote wies. Ein Licht war dort aufgetaucht, draußen im Ödland, und es hatte die Form eines Kreuzes. Es schien über dem Boden zu schweben, wie ein wundersames Zeichen. Doch während sie es betrachteten, sahen sie allmählich eine feste Form um dieses Licht herum. Es war so etwas wie ein Gebäude und das Kreuz war ein Fenster. Hinter diesem Fenster hatte jemand ein Licht angezündet.
»Was meint ihr?«, fragte Sylber. »Der Wind frischt auf. Es wird hier ziemlich kalt und ungemütlich werden ohne Unterschlupf. Sollen wir es wagen, dort um Herberge zu ersuchen?«
Alissa zitterte. »Wir können es ja mal versuchen«, meinte sie. »Zumindest wird es dort hell und warm sein.«
»Und wenn es eine Garnison der Hermeline ist?«, murmelte Achsl. »Oder ein Versteck von schurkischen Iltissen?«
»Ich schätze, wir müssen das Wagnis eingehen«, entschied Sylber. »Es gefällt mir gar nicht, hier draußen ganz ohne Schutz zu bleiben. Füchse, Wölfe, Wildkatzen – was man sich nur denken kann – sind wahrscheinlich allesamt nicht fern. Es gibt hier nirgendwo Holz, um ein Feuer zu entfachen, das sie vielleicht abschrecken würde. Los, gehen
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