Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
Mondgans anhört. Sie machen so ungefähr tikki-tikki-tikki, wenn sie sich einer Schlange gegenüber sehen. Soll ich es mal versuchen?«
»Bitte«, flüsterte Sylber, während die Augen noch näher kamen. »So schnell wie möglich.«
Lukas gab die Laute von sich, die er für die richtigen hielt, indem er mit der Zunge am Gaumen schnalzte. Die Augen der Natter veränderten sich, als sie das Gackern hörte. Langsam wich sie zurück. Sylber spürte Angst bei der Schlange.
Wahrscheinlich sagte ihr die von ihren Vorfahren überkommene Erinnerung tief in ihrem Inneren, dass dieses Geräusch irgendwie etwas mit einem Schlangenmörder zu tun hatte. Vielleicht hatte es in prähistorischer Zeit sogar in Welkin Mondgänse gegeben, die mit diesen Lauten den Schlangen Angst eingejagt hatten. Vielleicht war der Grund dafür, dass eine Mondgans solche Laute von sich gab, der, dass er Schlangen in Angst versetzte. Wie auch immer, es schien zu funktionieren, und bald war der Tunnel wieder frei.
»Gut gemacht, Lukas«, sagte Birnoria. »Wie man sieht, war es doch nicht vergebens, dass du so viel gelesen hast.«
»So etwas würde ich nie behaupten«, erwiderte Lukas gereizt. »Nur Einfaltspinsel wie Kunicht geben so einen Unsinn von sich.«
»Wer ist hier ein Einfaltspinsel?«, schrie Kunicht.
»Lasst die Streiterei, ihr da hinten«, flüsterte Sylber. »Hört mal!«
Sie alle verstummten und lauschten angestrengt. Von oben waren die derben Töne von Hermelinen zu vernehmen, die sich unterhielten. Die Gruppe der Wiesel befand sich jetzt offenbar direkt unter dem Graben, wo sich die gegnerischen Streitkräfte sammelten.
»Siehst du sie?«, fragte eine Stimme von oben. »Wo stecken diese Wiesel? Sie sind wie vom Erdboden verschwunden.«
»Wahrscheinlich ducken sie sich feige ins Gras«, rief eine andere Hermelinstimme. »Man weiß doch, was für Hasenfüße diese Wiesel sind – ich schätze, wir müssen nach ihnen Ausschau halten.«
Ein Dritter klapperte überschwänglich mit den Zähnen. »Wahrscheinlich laufen sie mit schlotternden Knien bis in den Halbmondwald zurück. Ich bin noch nie einem Wiesel begegnet, das es unter gleichen Bedingungen mit einem Hermelin hätte aufnehmen können…«
»Unter gleichen Bedingungen!«, brummte Sylber. »Da oben sind bestimmt tausend von denen.«
»Vergiss es«, flüsterte Birnoria. »Du kennst doch diese Angeber – du weißt doch, wie sie sind. Lass sie nur reden. Wir sind diejenigen, die zuletzt mit den Zähnen klacken, wenn ihnen klar wird, dass wir sie hereingelegt haben. Prinz Punktum wird sie noch vor heute Abend an den Füßen von den Zinnen baumeln lassen.«
»Du hast Recht«, antwortete Sylber. »Kommt, lasst uns zum Ende dieses Tunnels gehen. Ich bin es leid, Würmer und Spinnen als Wegbegleiter zu haben. Ich brauche frische Luft.«
Die Gruppe tauchte schließlich in der Mitte des nächsten Feldes an die Oberfläche auf. Als sie sich nach hinten umblickten, sahen sie die Hermeline, die alle am Rand des Grabens auf der Lauer lagen und in die entgegengesetzte Richtung Ausschau hielten. Sylber war versucht zu brüllen: ›He, ihr da! Hier sind wir!‹, aber er wusste, dass das töricht gewesen wäre, und beherrschte sich.
Als sie ausreichend weit von den Hermelinen entfernt waren, gelangten sie zu einem Fluss, wo sie sich den Dreck von der Kleidung wuschen.
Achsl entfachte mit einigen Zündsteinen ein Feuer, an dem sie sich trockneten. Ihre unterirdische Wanderung hatte fast einen Tag lang gedauert, und der Abend senkte sich bereits herab. Eine große rote Kugel von Sonne verschwand langsam hinter dem Wald, den sie hinter sich gelassen hatten.
»Nun, ich hoffe, wir müssen so etwas nicht noch mal machen«, sagte Alissa. »Ich fand es grauenhaft da drunten. Ich bin ganz entschieden ein Wiesel, das das Tageslicht und die frische Luft liebt.«
»Früher einmal haben wir unsere Nester in Erdlöchern gebaut«, bemerkte Birnoria.
»Nun, ja«, räumte Alissa ein, »aber auch in hohlen Baumstümpfen und an ähnlichen Orten. Ich glaube, ich gehöre zu der Sorte von Wieseln, die hohle Baumstümpfe bevorzugt. Ich mag den Geruch der Erde nicht. Mit Efeu und Pilzen hingegen kann ich mich jederzeit anfreunden.«
Nun, da der zweite Tag ihrer Expedition vorüber war, waren sie beinahe an die Grenze der Grafschaft Sonstewo gelangt, die ihr Hoheitsgebiet war. Von morgen an würden sich die Wiesel in unbekanntem Territorium befinden, wo die Tiere sie nicht allzu gut kennen würden. Lord
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