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Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Titel: Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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ist?«
    »Es ist eine alte Abtei«, grunzte das Geschöpf, das sich irgendwo in der Tiefe seiner Kutte verlor. »Ein heiliger Ort. Ich spüre, dass einer von euch meinesgleichen ist.« Die Kapuze wandte sich Lukas zu.
    »Ja«, bestätigte Lukas. »Ich bin Mönch, obwohl ich keine Kutte trage. Wir Wiesel halten unser Fell für ausreichend, um uns gegen die Kälte zu schützen. Ihr hingegen seht offenbar die Notwendigkeit, Kleidung zu tragen, wofür der Grund welcher sein mag…?«
    »Du gehörst offenbar nicht zum Schweigenden Orden«, murmelte die Gestalt mit einem unterdrückten Kichern. »Sonst dürften wir nicht miteinander reden.«
    »Ich gehöre dem Hohen Orden der Wieselschaft an«, erklärte Lukas stolz. »Und Ihr? Wie heißt Euer Orden?«
    »Wir nennen uns die Brüder der Trommel«, antwortete die Gestalt. »Die Trommel ist unser Symbol für die Stimme des Herrn. Er spricht mittels der Trommel zu uns.«
    Lukas riss die Augen auf. »Nun, das ist aber mal ein ungewöhnlicher Orden. Wie viele seid ihr?«
    »Nur ich«, murmelte die Gestalt. »Die anderen… sind alle weg… alle weg.«
    »Wie traurig«, sagte Birnoria. »Sind sie gestorben?«
    »Nein, sie haben sich dem Herrn anheim gegeben«, antwortete die Gestalt einigermaßen geheimnisvoll. »Aber kommt – ihr müsst müde sein. Ich zeige euch eure Zellen…«
    »Zellen?«, rief Achsl aufgebracht. »Ich gehe in kein Verlies.«
    »Nein, nein«, beschwichtigte ihn die Gestalt, »du hast mich falsch verstanden – ich meine Mönchs zellen. Dort schlafen und beten wir Brüder. Unsere Kammern nennt man Zellen.«
    »Stimmt das, Lukas?«, fragte Achsl misstrauisch und wandte sich dem Wiesel zu.
    »Ja, das stimmt. Mach dir keine Sorgen, Achsl.«
    Also folgten sie der Gestalt aus der Eingangshalle in gewundene Korridore. Während sie so dahingingen, hatte Sylber das Gefühl, als ob sich der Boden bewegte, ganz sachte, und er hörte ein Knirschen, als ob zwei große Steine aneinander gerieben würden. Er sprach den Mönch deswegen an.
    »Dieses Geräusch? Oh… das ist nur unser alter Dampfkessel drunten im Keller. Man hört ihn von Zeit zu Zeit.«
    Waldschratt, der jetzt, nachdem er im Innern des Klosters war, kühner geworden war, beschloss, die Frage zu stellen, die ihnen allen auf den Lippen lag, seit der Mönch die Tür geöffnet hatte. »Verzeihung«, sagte der Magier, »aber dürfte ich fragen, welche Art von Geschöpf Ihr seid? Ihr könnt kein Mensch sein, da es auf Welkin keine Menschen mehr gibt. Und Ihr seid keine Statue, weil Eure Aussprache so klar und deutlich ist. Vielleicht…«
    Der Mönch war stehen geblieben und hatte sich zur vollen Höhe von etwas über eineinhalb Metern aufgerichtet. Er überragte die kleinen Wiesel um einiges, eine sehr eindrucksvolle Gestalt. »Das ist verboten«, ließ er sie wissen. »Unser Orden verbietet das.«
    »Verbietet was?«, fragt Sylber.
    »Es ist uns nicht gestattet, die Natur unserer irdischen Daseinsformen preiszugeben. Wir sind das, was man Gnostiker nennt, versteht ihr? Gnostiker glauben, dass alle Dinge der Welt und des Fleisches Teufelswerk sind. Deshalb gehen wir nicht auf die Form oder das Erscheinungsbild unserer Körper ein; wir dürfen lediglich über unsere Seelen reden. Der Geist ist das Wichtigste, nicht Knochen und Blut.«
    »Oh, dem kann ich voll und ganz zustimmen«, erwiderte Lukas. Der Geist ist das Wichtigste – aber man kann die Tatsache nicht missachten, dass wir nun mal irdische Formen haben.«
    »O doch, das müssen wir«, antwortete der Mönch. »Wir müssen diese Tatsache missachten, sonst würden wir sie anerkennen. Falls ich jemals gewusst habe, was ich bin, so habe ich es vergessen, weil ich schon so lange nicht mehr darüber nachgedacht habe. Es ist unwichtig. Unser Orden befiehlt uns, das, was wir in diesem Leben sind, aus unseren Kopf zu streichen, und uns darauf zu konzentrieren, was wir im nächsten möglicherweise sein werden…«
    »Wie demütig«, sagte Birnoria.
    »Wie fromm«, meinte Achsl.
    »Wie praktisch«, murmelte Sylber, jedoch nicht so laut, dass der Mönch ihn hätte hören können.
    »Und hier«, rief der Mönch theatralisch aus, als sie zu einer Reihe von steinernen Räumen mit Holzpritschen und Strohmatratzen kamen, »sind eure Zellen. Ruht euch nur aus, bevor ihr esst. Schlaft gut, Freunde, schlaft tief.«



Neuntes Kapitel
    Als Sylber in seiner Zelle war, schlief er überhaupt nicht, und schon gar nicht tief. Irgendetwas an diesem Ort kam ihm nicht geheuer vor.

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