Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
als auch Reiter waren von Grünspan überzogen.
Das Metall wies Risse auf, wie lange klaffende Wunden. Drei an der Seite des Rosses hätten die Rippen entblößt, wenn darunter welche gewesen wären. Aber natürlich war das Geschöpf hohl. Zwei lange Risse in der Brust des Königs waren an den Rändern nach außen aufgebogen, als ob ihm ein gewaltiges Schwert von hinten durch den Rücken gestoßen worden wäre und ihn wie Papier durchschnitten hätte.
Die Augen des Königs waren nur leere Höhlen in seinem Kopf, obwohl es den Anschein hatte, als könne das Pferd sehen. »Helft ihm«, rief der König. »Helft ihm.«
Diese Worte verblüfften die beiden Wachhabenden, die einander ratlos ansahen. » Wem sollen wir helfen?«, fragte Miniva.
»Dem Dachs. Helft ihm. Dem Gefangenen der Hexe.«
Mit diesen Worten galoppierte die Bronzestatue davon, lautstark durch die unteren Äste der Bäume brechend. Die Krone des Königs verfing sich mehrmals in den Zweigen und einige ihrer Spitzen waren nach hinten verbogen. Das Schwert in seiner Rechten hieb blindlings und wirkungslos auf Gebüsch und Dornengestrüpp ein, während er hindurchritt. Ein ziemlich dicker Ast, auf halber Länge durchgebrochen, erwischte den König an der Schulter und hinterließ eine tiefe Beule. Bald waren Pferd und Reiter außer Sichtweite, im Geflecht der Bäume verschwunden.
Sylber, den die Geräusche aufgeweckt hatten, erhob sich von seinem Bett aus weichen Tannennadeln und rannte herbei. »Was war das?«, rief er.
»Ein Blechkamerad – ein Gong«, antwortete Lukas. »Irgendein König auf einem Pferd.«
»Was wollte er?«
Lukas erklärte seinem Anführer, dass der Gong die Hexe und ihren Gefangenen erwähnt habe. »…ein Dachs, wie er meinte. Nichts, worüber man sich ernsthafte Sorgen machen muss, so wie es sich anhörte. Außerdem geht uns das überhaupt nichts an.«
Doch inzwischen waren alle aufgewacht und hörten zu.
Sylber erwiderte: »Ich bin nicht so sicher, dass uns das nichts angeht – oder zumindest mich. Es gibt einen Dachs, dem ich sehr viel verdanke, im Namen meines Vaters. Vielleicht handelt es sich um eben jenen.«
Grind sagte: »Dann hat Maghatsch also einen Dachs erwischt und hält ihn als Gefangenen?« Dabei zuckte er mit den Schultern. »Wer ist denn dieser Dachs, den du im Sinn hast, Boss?«
Als er den Blick schweifen ließ, wurde Sylber bewusst, dass die anderen so ziemlich dasselbe empfanden wie Grind. Sie empfanden keine besondere Zuneigung für Dachse, die im Allgemeinen selbstsüchtige Geschöpfe waren. Dennoch war ihm nur zu bewusst, dass er kein Tier hilflos in den Klauen von satanischen Wesen wie Maghatsch lassen konnte. Er betrachtete nachdenklich die Schneise, die der Bronzekönig mit seinem Reittier und seinem Schwert geschlagen hatte. »Ich fürchte, wir können die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen, auch wenn es sich möglicherweise um eine Falle handelt.«
»Was?«, schrie Kunicht. »Du denkst doch wohl nicht im Ernst daran, diesen Gefangenen zu retten, oder? Einen Dachs! Schließlich haben wir mit Dachsen nicht das Geringste zu schaffen!«
»Dachse gehören nicht zu unseren Feinden. Was wäre, wenn es um einen von uns ginge und ein Dachs würde um Hilfe gebeten?«, gab Sylber zu bedenken. »Ein Geschöpf sollte nach der Qualität seines Charakters beurteilt werden, nicht nach der Dicke seines Fells. Dieser Dachs könnte durchaus ein wertvolles Tier sein. Wir dürfen ihn nicht den Klauen dieser Hexe überlassen, ohne zumindest den Versuch zu unternehmen, ihm zu helfen.«
Kunicht legte den Kopf zwischen die Pfoten. »Nein, nein… ich fasse es nicht. Wir haben eigens einen Umweg gemacht, um eine Begegnung mit dieser Hexe zu vermeiden – und jetzt liefern wir uns ihr aus. Natürlich ist das ein Trick. Was sollte es sonst sein? Sie hat den Gong ausgeschickt, damit er uns zum Umkehren verlockt. Begreifst du das denn nicht?«
Birnoria schüttelte den Kopf. »Sylber hat Recht. Jemand hat uns um Hilfe gebeten. Wir müssen unser Bestes tun. Dachs oder nicht Dachs, wir müssen umkehren.«
Kunicht stieß einen verzweifelten Klagelaut aus. »Ihr Narren! Ihr werdet hereingelegt! Es handelt sich ganz offensichtlich um eine Falle. Nun, ich komme nicht mit«, fügte er hitzig hinzu. »Ihr könnt ruhig in euer Unglück rennen, wenn ihr unbedingt wollt. Ich bleibe, wo ich bin.«
Grind sagte: »Ein aufbrausender kleiner Wüterich, was?«
»Ich meine es ernst«, schrie Kunicht. »Ich bleibe hier.«
Alissa
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