Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
Lauschen ausmachen musste. »Das Ganze wird ein bisschen zäh«, sagte sie. »Stake nicht so heftig, Achsl – bleib in meiner Nähe. Sonst verlieren wir uns noch gegenseitig in dem Nebel…«
Plötzlich packte etwas Birnorias Stab und hätte sie beinahe über Bord gerissen. »Hilfe, Sylber!«, schrie sie, wobei sie sich verzweifelt an den Stab hängte. »Ich brauche Hilfe!«
Der fähige Wieselanführer sprang mit einem Satz neben sie. Gemeinsam zerrten sie an dem Stab, der von den Kiefern eines Ungeheuers umklammert zu sein schien. Dann gab es ein überraschendes Krrchch, das beide Wiesel von den Beinen riss, sodass sie auf den Rücken landeten. Birnoria hielt immer noch das Ende des Stabes fest, doch die andere Hälfte war irgendwo am Grund des Sees geblieben.
»So, jetzt haben wir die Bescherung«, sagte Birnoria. »Wir können unser Floß nicht mehr steuern.«
Auf Birnorias Schilffloß befanden sich außer Sylber noch Miniva und Lukas. Achsl, Ohnforcht und Waldschratt bildeten die Mannschaft des vorderen Floßes.
Achsl, der das vordere Floß stakte, versuchte, sein Gefährt zu verlangsamen, doch die Strömung dort war zu stark, trotz all seiner Anstrengungen. Sie wurden außer Sichtweite getrieben. Lukas und Miniva erhielten anfangs noch eine gedämpfte Antwort auf ihre Hilferufe. Sie riefen erneut, lauschten, doch bald herrschte vollkommene Stille.
»Haaaalllooo?«, rief Sylber verzweifelt. »Seid ihr da?«
Kein Laut kam als Antwort.
Nachdem sie eine Zeit lang herumgetrieben waren, sagte Sylber: »Wir müssen mit den Pfoten paddeln.«
Birnoria betrachtete nervös das Ende der abgebrochenen Stange, die allem Anschein nach Bissspuren von Zähnen aufwies. »Was ist mit dem Geschöpf, das dies hier durchgebissen hat? Wahrscheinlich ist da unten irgendwo ein riesiger Fisch. Meint ihr, er wird noch mal angreifen?«
»Die Stange könnte sich auch am Boden des Sees verfangen haben«, sagte Sylber hoffnungsvoll.
»Das glaube ich nicht«, entgegnete Miniva. »Ich bin einer Meinung mit Birnoria – wir sollten unbedingt auf der Hut sein.«
Und tatsächlich, noch während sie sprach, brach der silbergrüne Rücken eines großen Hechts durch die Wasseroberfläche. Er war sechs Mal länger als jedes Wiesel und strotzte nur so vor Körperkraft. Sie erhaschten einen Blick auf seine kalten, boshaften Augen und die dornige Zahnreihe in seinem Maul, bevor er wieder untertauchte, unter das Floß.
Jedes der Wiesel durchfuhr ein Schaudern, als ihnen klar wurde, dass es noch mehr solcher Ungeheuer unter dem Floß geben konnte, die durch das trübe Gewässer glitten und nach dem Fleisch anderer Wesen trachteten.
»Ich glaube, wir behalten am besten unsere Pfoten für eine Weile bei uns«, sagte Sylber leise. »Ist dieses Floß stabil genug, um dem Angriff eines dieser Hechte standzuhalten?«, fragte er Lukas. »Auf einmal kommt es mir sehr zerbrechlich vor.«
Birnoria nahm einige Wurfpfeile von ihrem Gürtel, während das Floß ziellos weitertrieb, irgendeiner trägen Strömung folgend.
Als das Geschöpf erneut durch die Oberfläche brach, diesmal noch näher bei ihrem Fahrzeug, zielte sie mit einem Pfeil genau auf seinen Kopf. Anstatt wegzuflitzen, wie sie es erwartet hatte, machte der Hecht einen Sprung aus dem Wasser und verschluckte den auf ihn zukommenden Pfeil. Scheinbar rutschte er ihm so leicht wie eine Libelle die Kehle hinab. Dann tauchte der große Fisch wieder ab. Zweifellos war der Pfeil keine sehr bekömmliche Mahlzeit, die da im Magen des Geschöpfes eingegraben war.
Der Hecht tauchte nicht wieder an die Oberfläche auf, doch hin und wieder erblickten sie seine dunkle Gestalt, die unter ihrem Schilfgefährt hin und her huschte. Der kaltblütige Killer hatte offenbar nicht die Absicht, einen weiteren Angriff zu unternehmen, doch anscheinend wollte er das Floß beschatten. Trotz seiner verzerrten Sicht erkannte er zweifellos vier schmackhafte Gestalten, und er war gewiss nicht bereit, auf eine mögliche Leckerei so ohne weiteres zu verzichten.
Schließlich ließ das Gefährt die Nebelbank hinter sich und gelangte in klareres Wasser, wo Bless- und Moorhühner in lautlosem Zickzack den See durchquerten. Die Vögel musterten die Wiesel neugierig, gingen jedoch unbeeindruckt ihren eigenen Angelegenheiten nach, ohne sich weiter um die Gruppe zu kümmern. Nach längerer Zeit trollte sich der Hecht in tieferes Wasser und ließ endlich von ihnen ab.
»Sieht irgendjemand eine Spur von dem anderen Floß?«, fragte
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