Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
nicht ein sterbendes Wiesel oder ein Jägerhermelin und bitten ihn oder sie, Sylber eine Nachricht zu überbringen…«
»Sei kein Narr, Kunicht!«
»Wenn das so ist«, gab Kunicht eingeschnappt zurück, »dann stimme ich dafür, dass wir nach Hause in den Halbmondwald gehen und diese ganze Angelegenheit vergessen. Ich habe es satt, herumgestoßen zu werden, von euch und allen anderen. Es steht mir bis hier.« Er zog eine imaginäre Linie quer über seinen Latz. »So, was sagst du jetzt?«
»Wenn du den Weg zurückgehen möchtest, den wir gekommen sind«, sagte sie süßlich, »dann ist das deine Sache, Kunicht. Wir gehen zurück zu Maghatschs grüner Kapelle. Ich hoffe nur, du wirst nicht von Wölfen aufgefressen oder von Sheriff Trugkopp getötet oder von irgendwelchen schurkischen Statuen verschleppt.«
»Ich habe meine Stimme noch nicht abgegeben«, erwiderte Kunicht in beleidigtem Ton. »Habe ich etwa gestimmt? Ich habe nur gesagt, was ich möglicherweise tun würde, wenn es hart auf hart ginge. Tatsächlich stimme ich dafür, dass wir unseren Weg fortsetzen, in die Berge, um das Adlernest zu finden.«
»Nun, ich stimme dafür, dass wir zur grünen Kapelle zurückkehren«, sagte Alissa. »Es steht also zwei gegen einen.«
»Ich hasse euch beide!«, schrie Kunicht. »Ich hasse euch beide – abgrundtief.«
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Als Sylber am Morgen erwachte, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass drei Mitglieder seiner Gruppe fehlten. Anscheinend waren sie während der Nacht verschwunden. Er befragte den Iltis, der etwas schwammig daherredete und ausweichend antwortete. Sylber hegte schon seit einigen Tagen den Verdacht, dass die Gruppe nicht über die volle Wahrheit ihrer derzeitigen Lage aufgeklärt worden war.
»Ich habe keine Ahnung, wo sie hingegangen sein könnten«, sagte der gertenschlanke Jäger und polierte dabei seine Wurfpfeile. »Vielleicht sind sie noch irgendwo hier in der Nähe.«
Doch Sylber, der gehörig die Nase voll hatte von der stumpfsinnigen Plackerei, konnte seine Freunde innerhalb von Jagdhalla nirgends finden. In jedem Winkel des großen einräumigen Gebäudes hielten sich Gruppen von Jägern auf, die während des Frühstücks ihre Waffen einsatzbereit machten, indem sie die Federn an ihren Wurfgeschossen und Pfeilen zurechtstutzten oder ihre Steinschleudern verstärkten. Es waren grobe und zu allem bereite Kerle mit struppigen Fellen, jedoch klugen, aufmerksamen Augen in den wettergegerbten Gesichtern.
»Hat irgendjemand von euch unsere Wieselfreunde gesehen?«, erkundigte sich Sylber bei ihnen. »Ihr müsstet sie eigentlich kennen – sie sind schon seit einer Woche hier.«
Bei den meisten der Jäger löste diese Frage ein bedächtiges Kopfschütteln aus, manchmal ein Blinzeln und zuweilen auch gar keine Reaktion.
Einige fuhren unbeeindruckt mit dem Zuspitzen ihrer Pfeile mittels Sandstein fort. Andere schnitzten mit geschärften Steinen an Bogenhölzern herum. Es waren keine geselligen Typen, sondern eigenbrötlerische Säugetiere, die der Tod zusammengeführt hatte, und sie sprachen nur, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ.
Die Jäger hatten ihre Stapel von Fellen als Gesellschaft, die sie als Decken verwendeten. Diese Berge von Häuten stanken immer noch, obwohl sie geschabt und gegerbt worden waren. Holzkohlestücke schmückten die groben Steinplatten dort, wo die Asche von den Feuern zurückblieb. Einige der Jäger benutzten abgewetzte Holzklötze als Kopfstützen und Sitze, und die Zähne ihrer Trophäen lagen am Boden verstreut herum. Jagdhalla war ein Ort zielgerichteter Geschäftigkeit, umgeben vom Staub der Jahrhunderte, eingehüllt in den allgegenwärtigen Geruch von Leder, Bernsteinmark und gewachsten Schnüren.
»Nun, das war’s dann also«, sagte Sylber wütend, indem er sich wieder Birnoria und den anderen zuwandte. »Keines von diesen Geschöpfen mit den mottenzerfressenen Fellen hat Alissa, Kunicht oder Grind gesehen. Anscheinend sind die drei einfach vom Erdboden verschwunden. Wenn es sich nur um Kunicht und Grind handeln würde, würde ich sagen, sie sind schlichtweg abgehauen. Aber nicht im Fall von Alissa. So etwas würde sie niemals ohne Grund tun.«
»Was sollen wir deiner Meinung nach also tun?«, fragte Ohnforcht. »Ich habe diesen Ort hier gründlich satt…«
Während er sprach, füllte er seine Schüssel mit dem Ragout aus dem Kessel, doch der Iltis, der gleich am Anfang ihres Hierseins mit ihnen gesprochen hatte, legte ihm
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