Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts
Abschluss in Politikwissenschaft und …«
… und leidest zeit deines Lebens unter wiederkehrenden Depressionen, während du dich ständig fragst, ob du die richtige Wahl getroffen hast Ich brachte die Worte nicht über die Lippen.
»… und kannst wirklich etwas bewirken«, schloss ich lahm.
Beths Gesichtsausdruck war eisig. Sie stopfte das Taschentuch zurück in ihre Handtasche, ohne mich anzusehen. »Und was ist mit dem anderen Weg?«, fragte sie schließlich. »Trete ich in die Church of Angels ein?«
»Ja, aber … es ist nicht gut für dich. Du scheinst irgendwie krank zu werden und –«
»Krank?« Sie hob den Blick.
»Na ja, irgendwie bist du die ganze Zeit müde. Erschöpft. Du –«
»Aber macht es mich glücklich? Dort zu sein?« Sie beugte sich vor, angespannt und ohne eine Miene zu verziehen.
»Ich glaube schon«, räumte ich widerwillig ein. »Es war alles ziemlich durcheinander, aber … doch, ja. Anscheinend triffst du deinen Engel wieder und später sind da auch noch andere Engel. Du wirst von den Leuten in der Kirche akzeptiert. Zum allerersten Mal erscheint dir dein Leben sinnvoll. Aber –«
Beths Augen strahlten. »Willow, das ist ja wundervoll!«, hauchte sie. »Das war es, was ich wissen musste. Dann wäre es also kein Fehler, dann –«
»Doch!«, fuhr ich sie an. Meine Stimme klang scharf und schneidend und Beths Augenbrauen schossen vor Verblüffung in die Höhe. »Glaub mir, das ist kein guter Weg«, sagte ich. »Alles hat sich einfach nur … kalt angefühlt.« Mein Herz klopfte, als ich an die klammen grauen Wolken dachte. Auf einmal kamen mir bloße Worte blödsinnig und unzureichend vor.
Beth saß regungslos da und starrte mich an. Ich konnte leise den Fernseher im anderen Zimmer hören und das gedämpfte Gemurmel der Pflegerin, die mit Mom sprach. Endlich räusperte sich Beth. »Was meinst du damit, kalt? Etwa wie … der Tod?«
Frustriert strich ich mir die Haare zurück. »Keine Ahnung! Ich habe schon öfter den Tod vorausgesehen, aber das war etwas ganz anderes. Ich weiß doch auch nicht, was das zu bedeuten hat. Ich weiß nur, dass es nicht gut ist.«
Beth schien tief in Gedanken versunken und in ihrem Blick lag Besorgnis. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Ich … ich weiß nicht, was ich glauben soll. Was du da sagst … stimmt überhaupt nicht mit meinen Gefühlen überein. Ich weiß einfach, dass der Engel mir guttut. Ich kann es doch spüren, hier drin!« Sie klopfte sich mit der Hand an die Brust. »Ich habe keine Ahnung, was du gesehen hast, aber –«
»Aber so sicher bist du dir scheinbar nicht, sonst wärst du nicht hier«, unterbrach ich sie verzweifelt.
Sie sah erschrocken hoch.
»Und diese Müdigkeit, Beth? Die hat doch mit dem Engel angefangen, oder nicht? Du bist doch immer noch müde, sogar in diesem Augenblick! Deine Muskeln tun weh und du fühlst dich schlapp und ausgelaugt und …«
Beth wurde rot. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, schob sie ihren Stuhl zurück. Dann stand sie auf und warf sich ihre Tasche über die Schulter. »Danke für das Treffen, Willow«, sagte sie tonlos. »Was schulde ich dir?«
Ich sprang auf. »Warte! Bitte, sei doch mal ehrlich – wenn einem etwas guttut, dann fühlt man sich doch nicht so mies dabei.« Meine Stimme klang flehend und ich umklammerte mit beiden Händen die Stuhllehne.
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Beth, ohne aufzusehen. »Mir geht es gut. Hier, ist das genug?« Sie zog ein ledernes Portemonnaie aus ihrer Handtasche und hielt mir einen Zwanziger hin. Als ich ihn nicht annahm, legte sie ihn auf den Esstisch und klemmte ihn unter die Zuckerdose. »Also gut, ich gehe jetzt wohl besser –«
»Nein!« Ich packte ihren Arm. »Bitte, Beth, bitte, hör mir zu – dieses Ding bringt dich um!«
Ihre Augen blitzten und sie riss sich los. Mich verließ der Mut und ich verstummte. Ich war zu weit gegangen und hatte sie gegen mich aufgebracht. Verdammt! Verdammt!
Beths Stimme war kühl. »Danke für das Treffen«, sagte sie abermals. »Es war wirklich interessant. Mach dir keine Umstände, ich finde allein hinaus.« Und damit schob sie die Schiebetüren auseinander und verschwand im Flur. Einen Augenblick später hörte ich die Haustür, etwas lauter als nötig, ins Schloss fallen.
Ich stützte mich auf den Esszimmertisch, als sich das schmerzliche Gefühl meiner Niederlage in mir ausbreitete.
Hätte ich die Sache anders anpacken können? Wenn ich meine Worte sorgfältiger gewählt
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