Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts
freundliche braune Augen und dichtes schwarzes Haar. Im Aufstehen reichte er seine Bierdose an einen seiner Freunde weiter, dann ging er die Stufen hinunter in Richtung Auto.
Alex zuckte mit den Schultern und folgte ihm. »Si, puede que su Si me haces un buen precio, podria pagarte ahora mismo.« Ich warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu, als sie beide um den Mustang herumgingen und sich in rasantem Spanisch unterhielten. Wo hat er das gelernt?, fragte ich mich. Ich wusste so gut wie gar nichts über ihn – außer dass er mich nicht besonders zu mögen schien. Nach dieser Erkenntnis fühlte ich mich plötzlich unglaublich einsam. Ich sah weg und lehnte mich an die Ziegeltreppe.
Nachdem sie ungefähr fünf Minuten lang gefeilscht hatten, zog Alex den Briefumschlag aus seiner Jackentasche und zählte ein paar Scheine ab. Grinsend steckte der Typ das Geld ein und händigte ihm einen Schlüsselring aus, an dem ein Paar winziger, flauschiger Würfel baumelte. »Gracias, amigo.«
»Gracias«, sagte Alex, während sie sich die Hände schüttelten. Er warf seine Tasche auf den Rücksitz und wir stiegen ein. Der Wagen hatte tiefschwarze, rissige Vinylsitze und ein elegant geschwungenes Armaturenbrett. »Abzocker«, knurrte Alex, als er den Motor anließ.
»Warum?«, fragte ich matt. Er gab keine Antwort. Der Wagen hustete kurz, dann fuhren wir los und ließen die Männer auf der Treppe hinter uns am Straßenrand zurück. Ich stieß geräuschvoll die Luft aus, denn urplötzlich hatte ich die Nase gestrichen voll davon, dass er mich nicht beachtete. »Warum Abzocker?«, fragte ich erneut, diesmal mit Nachdruck.
Ein Muskel an Alex’ Kinn arbeitete, während er fuhr. Schließlich sagte er: »Er wollte nicht unter neunhundert gehen, obwohl ich bar bezahlt habe.«
»Tatsache? Dann muss er echt verzweifelt gewesen sein«, sagte ich leise. Alex schaute mich an und ich zuckte mit den Schultern und ließ mich in den Sitz zurückfallen. Ich war nicht in der Stimmung, ihm zu erklären, dass klassische Mustangs wahnsinnig begehrte Liebhaberautos waren und dass das Fahrwerk von diesem hier sich in einem super Zustand befand, selbst wenn an der Karosserie das eine oder andere gemacht werden musste. Der Typ hätte sich eine goldene Nase verdienen können, wenn er ihn, statt an Alex, an einen Sammler verkauft hätte.
Als wir Richtung Norden fuhren, entdeckte ich an einer Straßenecke das vertraute rote Schild eines K-Mart-Discounters. Ich räusperte mich. »Warte mal. Könnten wir kurz anhalten?«
»Wozu?«
»Na ja – ich brauche ein paar Sachen.«
Er sah total genervt aus, hielt aber an und stellte sich vor eine Parkuhr. »Wir haben jetzt wirklich keine Zeit für eine Shoppingtour.«
Ich funkelte ihn böse an. »Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung. Du hast ja schon alles dabei, was du brauchst. Ich habe noch nicht mal saubere Unterwäsche. Ich bin sofort wieder da.« Damit stieg ich aus und knallte die Autotür zu. Im K-Mart ging ich in die Bekleidungsabteilung und wählte schnell fünf Unterhöschen in meiner Größe aus. Ich ließ meine Finger über ein T-Shirt gleiten und wünschte mir, ich könnte es mir leisten, aber dafür reichte mein Geld nicht – und ich würde ganz bestimmt nicht zum Auto zurückgehen und Alex darum bitten.
Als ich an der Kasse anstand, fiel mein Blick auf eine Schlagzeile in der News of the World:
DIE ENGEL SIND MITTEN UNTER UNS,
SAGT ARBEITSLOSE MUTTER.
Ich starrte die Buchstaben an und der hell erleuchtete Laden verschwamm vor meinen Augen. Es stimmte also, das alles war wirklich passiert. Und deshalb stand ich hier in New York, kaufte billige Unterwäsche und war im Begriff, mit einem Jungen, den ich kaum kannte, einmal quer durchs Land zu fahren.
Ich war ein Halbengel.
»Kann ich Ihnen weiterhelfen?«, rief die Kassiererin.
Mit einem Ruck kam ich wieder zu mir und ging mit den kleinen Plastikbügeln, die ich fest umklammert hielt, nach vorne zur Kasse. Ich schob sie über den Tresen. »Äh ja … ich nehme die hier, bitte.«
Als ich wieder nach draußen kam, lehnte Alex am Wagen und trank einen Starbucks-Kaffee. Eine leichte Brise spielte mit seinen Haaren. Auch wenn er einfach nur so dastand, in verwaschenen Jeans und Lederjacke, strahlte er irgendwie Selbstvertrauen aus – als fühle er sich in seiner Haut vollkommen wohl. Ein Mädchen, das ungefähr so alt war wie ich, warf ihm im Vorbeigehen mehrere Blicke zu, aber er schien es nicht zu bemerken. Einen Moment lang war es
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