Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts
dem Killer, der sie eigentlich hätte töten sollen. »Was ist mit den Fernsondierern?«, fragte er.
Jonah fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Na ja … mehrere von ihnen sind nach Schenectady gefahren, um die Gedanken dieses Mädchens, Beth, zu lesen und sich den Halbengel in ihren Erinnerungen anzusehen – aber sie sagen, dass es seine Zeit braucht, falls sie überhaupt etwas erkennen können.«
Raziel verzog das Gesicht. Das hatte er sich bereits gedacht.
Dafür, ohne direkten physischen Kontakt Informationen zu bekommen, reichten die übersinnlichen Fähigkeiten der meisten Engel nicht aus. Und sogar die wenigen, die diese Kunst beherrschten, landeten oft nur Zufallstreffer.
»Zeit«, murmelte er und trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch herum. Im Hinblick auf die Zweite Welle, die in gut einem Monat stattfinden sollte, war Zeit genau das, was er definitiv nicht hatte.
Wieder einmal packte ihn die Wut bei dem Gedanken daran, dass der Killer Paschar getötet hatte. Von den Schmerzen und dem Verlustgefühl einmal abgesehen, die jeder Engel beim Tod eines anderen empfand, war Paschar der Einzige gewesen, der tatsächlich Kontakt zu dem Mischlingsmädchen gehabt hatte – der Einzige, der sie möglicherweise schneller hätte aufspüren können.
»Was ist mit der Tante?«, fragte er. »Nervt die immer noch mit ihren Fragen?«
Jonahs braune Locken wippten, als er den Kopf schüttelte.
»Nein. Die Polizei hat die Ermittlungen bereits eingestellt. Ihr wurde gesagt, dass das, ahm … Mädchen … einen heimlichen Freund hatte und dass sie mit ihm durchgebrannt ist. Sie scheint es zu glauben. Sie ist der Kirche dankbar dafür, dass sie das Foto ihrer Nichte auf ihre Internetseite gestellt hat. Sie glaubt, dass wir bemüht sind, bei der Suche nach ihr zu helfen. Die Freundin ist nicht überzeugt, aber niemand nimmt sie für voll.«
»Gut«, sagte Raziel kurz. Es hätte ihm nichts ausgemacht, die Tante oder die Freundin aus dem Weg zu räumen, aber es wäre ein zusätzliches Ärgernis gewesen, das er jetzt nicht gebrauchen konnte.
»Was ist mit unserem Verbindungsmann in New Mexico?«
Jonah schluckte. »Tja, er hält nach ihnen Ausschau und steht im Kontakt mit der Niederlassung in Albuquerque. Er denkt aber, dass sie schon längst da sein müssten, wenn sie wirklich dorthin unterwegs wären. Also wollen sie vielleicht doch woandershin. Wohin, weiß er allerdings auch nicht. Er sagt, dass der Killer sehr, ahm … einfallsreich ist.«
Raziel zischte durch die Zähne. So viel hatte er sich inzwischen auch schon ausrechnen können. Er schwieg und verfluchte seine Entscheidung, gerade diesen Killer zu behalten. Jemand, der so erfolgreich Engel tötete, musste ja offensichtlich etwas auf dem Kasten haben. Rückblickend hätte ihnen klar sein müssen, dass er irgendwann Scherereien machen würde. Und jetzt schienen sich er und der Halbengel zusammengetan zu haben. Der Gedanke, dass diese Kreatur noch immer auf freiem Fuß war, während die Zweite Welle unmittelbar bevorstand, war zutiefst beunruhigend.
Jonah rutschte auf seinem Stuhl herum. »Wir haben ein paar Hinweise von Kirchenmitgliedern erhalten«, bot er an.
Raziels Assistent war wie geschaffen für seinen Job. Er war den Engeln treu ergeben, ohne von ihnen verletzt worden zu sein – die Energie des Jungen war einfach nicht besonders verlockend. Es gab allerdings Zeiten, da hätte Raziel ihn mit Freuden erwürgt.
»Ja?«, sagte er scharf. »Weiter, Jonah, raus mit der Sprache.«
Jonah räusperte sich und blickte wieder in seine Unterlagen. »Na ja … tatsächlich haben wir mehrere Tausend Hinweise bekommen, seit wir die Information veröffentlicht haben, aber nur ein paar davon erscheinen vielversprechend. Ein Mädchen in Madison, Wisconsin, auf das die Beschreibung passt. Kirchenmitglieder überprüfen sie bereits. Und ein Hinweis aus der Nähe von Toronto … ein weiterer aus Brooklyn … einer aus Eugene, Oregon … einer aus Dalton City, Tennessee … einer aus –«
Raziel spürte, wie er allmählich die Beherrschung verlor. »Jonah, hast du auch irgendwelche guten Nachrichten für mich?«, unterbrach er ihn mit eisiger Stimme. »Oder nur eine endlose Liste von Orten, an denen irgendwer irgendwelche langhaarigen blonden Mädchen gesehen hat?«
Jonah zog den Kopf ein. Es raschelte, als er abermals in seinen Unterlagen herumblätterte. »Ahm … na ja, die Meldung aus Dalton City war ein bisschen anders; dort hat ein Gemeindemitglied
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