Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
recht mürrisches Lachen hervor.
»Wir haben nie von einer ruhigen Ecke gesprochen«, antwortete er seiner Königin. »Aber andererseits, so wie die Leute nach der Monica-Affäre die Hörner einzogen, hätte ich nie gedacht, dass es dort noch einmal so … interessant werden könnte.«
»Nein?« White Havens jüngerer Bruder, William Alexander, Baron Grantville und Premierminister des Sternenkönigreichs von Manticore, würde eindeutig kein Lachen hervorbringen, nicht einmal ein mürrisches. Seine Miene zeigte tiefe Sorge, und er schüttelte den Kopf. »›Interessant‹ ist nicht gerade das Wort, das ich benutzen würde, Hamish. Dem, was diese kleine Westentaschenatombombe uns antun wird, kommt es nicht einmal nahe.«
»Nein, ganz gewiss nicht, Willie«, sagte Honor Alexander-Harrington zu ihrem Schwager. Sie wirkte fast genauso besorgt wie er. Sie hob die Hand und streichelte dem cremefarben-grauen Baumkater auf der Lehne ihres Stuhles die Ohren. »Ich muss zugeben, ich habe ein wirklich schlechtes Gefühl bei der Sache.«
»Ganz davon abgesehen, dass wir soeben drei Zerstörer und ihre gesamten Besatzungen verloren haben, nehme ich an, Honor?«, fragte Elisabeth.
»Das ist ganz genau, was ich meine.« Honor presste die Lippen zusammen und machte mit der rechten Hand eine wegwerfende Geste. »Ich möchte nicht falsch verstanden werden, aber nach den Verlusten, die wir – und Haven – in der Schlacht von Manticore erlitten haben, ist der Verlust von Menschenleben für mich von geringerer Bedeutung als die Frage, wie sie sich auf die Zukunft auswirken. Ich sage das nicht gern, und wenn ich es tue, dann spreche ich nicht als ein Mensch namens Honor Alexander-Harrington, sondern als Admiral Alexander-Harrington, Kommandeurin der Homefleet.«
»Das verstehe ich«, sagte die Königin und legte Honor die linke Hand aufs Handgelenk. »Und um ehrlich zu sein, stimme ich dir zu hundert Prozent zu. Das ist vielleicht sogar der einzige Grund, weshalb ich auf schwache Spitzzüngigkeiten zurückgreife – damit ich den Tatsachen nicht offen ins Gesicht sehen muss. Aber ich nehme an, genau das ist jetzt erforderlich, oder?«
»Gelinde gesagt«, sagte Grantville.
Er blickte auf die Rückseiten seiner Hände, die vor ihm gefaltet auf der Tischplatte lagen, dann sah er die anderen drei Personen in der Runde an. Sir Thomas Caparelli, der Erste Raumlord, saß rechts neben White Haven. Honor saß zur Linken ihres Mannes, zwischen ihm und der Königin, und Zwoter Raumlord Patricia Givens hatte links von Grantville Platz genommen, zwischen ihm und Caparelli. Sir Anthony Langtry, der Außenminister des Sternenkönigreichs, machte die Versammlung komplett und saß zwischen Grantville und der Königin.
»Neuigkeiten zur Lage bei Torch, Pat?«, fragte der Premierminister Admiral Givens, zu deren Aufgaben die Leitung des Office of Naval Intelligence gehörte.
»Nein, keine echten«, gab sie zu. »Sicher wissen wir im Moment nur, dass ein Verband aus der ›Flüchtlingsflotte‹ aus ehemaligen SyS-Angehörigen, der in die Dienste von Manpower getreten ist, den Angriff durchgeführt hat. Konteradmiral Rozsak hat ihn abgefangen, und wie es aussieht, haben er und Barregos mehr Technologietransfer von Erewhon erhalten, als wir dachten. Oder sie haben die Neubauten schneller in Fertigung bringen können. Ich bin mir sicher, für die andere Seite war es eine ziemlich hässliche Überraschung, aber trotzdem musste er heftige Verluste hinnehmen. Offen gesagt hat es einige meiner Experten – und mich ebenfalls – ziemlich überrascht, dass er ihnen derart in die Parade gefahren ist. Ich glaube, das ist der bisher deutlichste Beweis, dass er und Gouverneur Barregos ihre vertraglichen Pflichten ernst nehmen.«
»Aber es ist nicht sonderlich fraglich, dass Manpower dahintersteckte?«
»Im Grunde überhaupt nicht«, antwortete Givens. »Seit Terekhov die Anhur imNuncio-System aufgebracht hat, wissen, wir, dass Manpower jedes flüchtige SyS-Schiff anwirbt, das es finden kann. Wir hätten nie erwartet, dass die Havies für solch eine Operation eingesetzt werden könnten, aber alles, was wir schon wussten, spricht dafür, dass Manpower hinter dem Angriff steckt, und die Vernehmung von Überlebenden bestätigt es.«
»Ich sehe schon, worauf du hinauswillst, Willie«, sagte Honor. »Du fragst dich, ob die zeitliche Übereinstimmung ein Zufall ist oder nicht.«
»Ganz genau.« Grantville schnaubte und sah seine Schwägerin kopfschüttelnd an.
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