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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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manticoranischen Eloka-Plattformen hoch, die Blender genannt wurden, und strahlten ihre Störsignale mit unglaublicher Energie ab. In der Solaren Liga hatte niemand gewusst, dass es der RMN gelungen war, an Bord ihrer Raketen Fusionsreaktoren unterzubringen, und niemand hatte sich Gedanken gemacht, was Störsender und Täuschkörper mit solch einer Energiemenge anstellen konnten. Leider war es für die Jean Bart viel zu spät, um solche Gedanken noch anzustellen, denn schon blühten die gleißend hellen Blasen von Kernexplosionen im Multimegatonnenbereich auf, die Röntgenlaserstrahlen gebaren.
    Trotz der manticoranischen Durchdringungshilfen, trotz taktischer Schwächen, trotz Überraschung und trotz ihrer katastrophalen Unterschätzung der Bedrohung gelang es der SLN, dreiundsiebzig ankommende Raketen zu stoppen. Weitere dreißig Typ 23 trugen nur Durchdringungs-Eloka-Gefechtsköpfe, womit »nur« einhundertsiebenundvierzig echte Schiffskiller übrig blieben. Einhundertsiebenundvierzig Raketen, von denen jede sechs separate Lasergefechtsköpfe trug, die darauf ausgelegt waren, die Panzerung von Superdreadnoughts zu durchschlagen.
     
    Ein gieriger, wortloser Laut zog durch die Brücke von HMS Tristram, als Rapiere aus kohärenter Röntgenstrahlung sich tief in die Jean Bart bohrten.
    Nein, keine »Rapiere«, dachte Abigail Hearns hinter dem harten, kalten Zorn in ihren Augen, während die bombengepumpten Laser wüteten, riesige Splitter aus dem Rumpf des Schlachtkreuzers rissen und ganze Bruchstücke herausfetzten. Das klingt zu sauber, zu präzise. Das sind Schlachtbeile. Oder Kettensägen.
    Der Typ 23 war zur Vernichtung von Superdreadnoughts gedacht, Schiffen mit unvorstellbar zäher, buchstäblich meterdicker Panzerung. Schiffen, die ausgeklügelt unterteilt waren wie ein Bienenstock, voller Sperrtore, Panzerschotte und Kofferdämmen – allesamt dazu bestimmt, Schaden einzugrenzen. Ihn von lebenswichtigen Zonen fortzuleiten. Nahezu unvorstellbare Gewalt zu schlucken und trotzdem gefechtstüchtig zu bleiben.
    Doch SLNS Jean Bart war kein Superdreadnought.
    Ihr Impellerkeil stoppte Dutzende – Aberdutzende – Laserstrahlen. Ihre Täuschkörper lockten wieder andere von ihrem Rumpf weg. Doch noch mehr Dutzende wurden weder aufgehalten noch getäuscht, und mit verächtlicher Mühelosigkeit durchschlugen sie die Schlachtkreuzerseitenschilde und die Schlachtkreuzerpanzerung. Sie rissen an ihren Eingeweiden wie die Krallen eines riesigen Dämons. Und dann plötzlich … zerfiel SLNS Jean Bart einfach.
    Abigail Hearns sah zu, wie beinahe eine Million Tonnen Sternenschiff auseinanderbrachen, und ihr steinharter Blick zuckte nicht einmal. Tief in ihr war ein Gefühl des Entsetzens, des schrecklichen Mitleids mit den Tausenden von Menschen, die gerade gestorben waren. Die meisten von ihnen hatte keine andere Schuld auf sich geladen, als die Befehle eines in verbreche rischem Ausmaß dummen und arroganten Vorgesetzten zu befolgen. Abigail wusste es, und an dieser Stelle tief in ihr, wo sie es wusste, trauerte sie um die Opfer, doch selbst das konnte ihren Triumph nicht dämpfen, den Mord an den Kameraden aus ihrem Geschwader vergolten zu haben.
    Siehe, ich habe dich zum scharfen, neuen Dreschwagen gemacht, der Zacken hat, dass du sollst Berge zerdreschen und zermalmen und die Hügel zu Spreu machen, zitierte ihr Verstand kühl die alten Worte, während die Wrackteile sich im taktischen Display auszubreiten begannen. Du sollst sie zerstreuen, dass sie der Wind wegführe und der Wirbel verwehe.
    Doch hörbar meldete sie nur:
    »Ziel vernichtet, Ma’am.«
     
    Mann, es war also doch Overkill, dachte Michelle Henke und musterte die expandierende Wolke aus Trümmern und Gas, die einmal ein solarischer Schlachtkreuzer gewesen war, doch der Gedanke kam gedämpft, fast wie ein Flüstern. Trotz all des Todes und der Verwüstung, deren Zeugin sie in zwei Jahrzehnten Krieg geworden war, hatte die Hinrichtung der Jean Bart etwas Schreckliches an sich. Und »Hinrichtung« ist genau das richtige Wort für das, was passiert ist, sagte sie sich. Michelle hatte erwartet, dass die Solarier nichts ahnend und hilflos wären, dass sie ihr Flaggschiff mit einer Salve vernichten könnte, doch selbst in ihren kühnsten Prognosen hatte sie nicht erwartet, welch großen Vorsprung die Royal Manticoran Navy gegenwärtig tatsächlich besaß.
    Aber da liegt doch der Hase im Pfeffer, nicht wahr, Mädchen? Das kleine Wörtchen »gegenwärtig«. Na,

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