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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und löffelte ihre kalt gewordene Suppe herunter. Sie schindete Zeit, und sie wusste es, doch al-Fanudahi wartete geduldig.
    »Ich weiß es nicht«, gab sie schließlich zu. »Glauben Sie, die Daten sind vielleicht zu gut? Dass ihre Qualität beweist, dass sie gefälscht sind?«
    »Nein, sie sind nicht gefälscht«, sagte er tonlos. »Auf keinen Fall. Den Mantys muss von Anfang an bewusst gewesen sein, dass wir irgendwann die Ortungsergebnisse unserer eigenen Schiffe erhalten werden. Wenn etwas gefälscht wäre, würden wir es am Ende also herausfinden, und ich glaube nicht, dass wir ihren kleinen Scherz dann besonders komisch fänden.«
    »Also …«, sagte sie langsam.
    »Also gibt es hier nur vier realistische Möglichkeiten, Irene.« Er hob die linke Hand und zählte sie an den Fingern ab. »Erstens: Die Mantys haben irgendwie Bordsensoren entwickelt, die außerhalb unserer Raketenreichweite solch eine Auflösung ermöglichen. Zwotens: Die Mantys haben eine Aufklärungsplattform entwickelt, deren Stealth so gut ist, dass keine unserer Ortungscrews sie bemerkt hat, obwohl die Dinger sich auf Kernschussweite genähert haben müssen. Drittens: Die Mantys haben einen so guten Ortungsschutz entwickelt, dass sie damit ein ganzes Sternenschiff auf solch kurze Entfernung heranbringen können, ohne dass wir etwas davon merken. Oder viertens: Admiral Byng entschied sich, ohne Warnung drei manticoranische Zerstörer wegzupusten, während er einem vierten Schiff, dass sich weit innerhalb seiner Raketenreichweite befunden haben muss, fröhlich davonzudampfen gestattete. Nun, welche Möglichkeit erscheint Ihnen am wahrscheinlichsten?«
    Als sie ihn anblickte, hatte sie das deutliche Gefühl zu fallen.
    »Es muss eine Aufklärungsplattform gewesen sein«, sagte sie.
    Er nickte. »Genau meine Schlussfolgerung. Das wirft aber eine andere interessante kleine Frage auf. Ich kenne in unserem Bestand keine Aufklärungsplattform, die selbst innerhalb von Strahlwaffenreichweite Daten dieser hohen Qualität erstellt hätte, geschweige denn innerhalb von Lenkwaffenreichweite. Und Sie?«
    »Nein«, sagte sie unglücklich.
    »Ich rufe ständig mir selbst ins Gedächtnis, dass wir von Byng noch nichts gehört haben«, fuhr al-Fanudahi fort. »Vielleicht hat er etwas aufgefasst und sich dennoch zum Feuern entschlossen, aber selbst bei ihm fällt es mir schwer, das zu glauben. Außerdem haben wir noch einen anderen kleinen Punkt zu bedenken. Selbst wenn es eine ferngesteuerte Plattform war, muss irgendwo jemand gewesen sein, der ihre Daten übernommen hat. Ich bin geneigt, mich zu fragen, ob selbst ein Josef Byng – und übrigens finde ich, dass Sie den Küchenschaben vorhin übel Unrecht getan haben – so dumm sein kann, drei Zerstörer und ihre gesamten Besatzungen zu vernichten, obwohl er weiß, dass die Kamera ihn im Bild hat!«
    »Das deutet auf einen manticoranischen Ortungsschutz hin, der ausreicht, um vor Byng zu verschleiern, dass Chatterjee auf dem Weg systemeinwärts wenigstens ein Schiff zurückgelassen hatte«, schloss sie noch weniger glücklich.
    »Mir jedenfalls sieht es ganz danach aus«, stimmte er zu.
    »Verflixt«, sagte sie sehr, sehr leise, blickte auf den Rest ihrer Hummersuppe und verspürte plötzlich keinen großen Hunger mehr.
    »Irene, hören Sie zu«, sagte al-Fanudahi genauso leise, »ich weiß, dass Sie bedacht sind, sich nicht den Mund zu verbrennen, ich weiß aber auch, dass Sie anders als viel zu viele unserer geschätzten Kameradinnen und Kameraden einen funktionstüchtigen Verstand besitzen. Sie haben sich über die vielen ›absurden‹ Berichte der Beobachter aus den Systemverteidigungskräften bereits eigene Gedanken gemacht, oder nicht?«
    Sie erwiderte seinen Blick. Selbst jetzt noch widerstrebte es ihr, seinen Verdacht zu bestätigen, aber sie wusste, dass er in ihren Augen die Wahrheit sah, und schließlich nickte er.
    »Ganz wie ich dachte«, sagte er und lächelte schief. »Keine Sorge. Ich werde Ihre Karriere nicht ruinieren, indem ich unvermittelt verkünde, dass auch Sie glauben, jeder Raumfahrer der manticoranischen Navy wäre drei Meter groß, unverwundbar durch Pulserbolzen und fähig, mit bloßen Zähnen beschleunigende Raketen aus dem All zu schnappen. Ich habe so meine eigenen Erfahrungen, wie es ist, die Etiketten ›zu leichtgläubig‹ und ›Schwarzseher‹ verpasst zu bekommen. Admiral Thimár hat es sogar schon für nötig befunden, mich in Bezug auf meine offensichtlich

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