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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Wunsch, al-Fanudahi wäre an einem derart öffentlichen Ort nicht ganz so offensichtlich auf sie zugesteuert.
    Dem Mann fehlt jedes Taktgefühl, dachte sie. Nicht genug, dass er seine Karriere in Gefahr bringt, mit meiner tut er das Gleiche!
    Sie bedachte ihn mit einem verärgerten Blick, aber mit dem Herzen stand sie nicht dahinter. Obwohl sie (im Gegensatz zu ihm) politisch viel zu scharfsinnig war, offizielle Weisheiten in einer Art donquichotischem Kreuzzug offen infrage zu stellen, nötigte al-Fanudahis offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber offiziellem Missvergnügen ihr Respekt ab. Natürlich war er noch immer nur Captain, obwohl er zwanzig T-Jahre mehr auf dem Buckel hatte als sie – und in der Schlachtflotte diente. Während Teague also bereit war, ihn zu respektieren, beabsichtigte sie keineswegs, ihn jemals nachzuahmen.
    Allerdings stellte sie relativ oft fest, dass sie zumindest seinen etwas weniger hanebüchenen Theorien in vollem Umfang zustimmen musste.
    »Was soll ich wovon halten, Daud?«, fragte sie nach kurzem Schweigen.
    »Von unserem neusten Leckerbissen«, erwiderte al-Fanudahi. »Sie wissen schon, dem von unseren Freunden auf Manticore.«
    »Ich weiß nicht, ob wir das hier besprechen sollten«, entgegnete sie mit leichtem Nachdruck. »Wir sind nicht gerade in dem sichersten …«
    Sie verstummte, als ein uniformierter Steward ihr die Suppe auftrug. Er vergewisserte sich, dass sowohl ihr Wasserglas als auch das Glas mit dem Eistee gefüllt waren, dann nahm er al-Fanudahis Bestellung entgegen. Teague ertappte sich dabei, wie sie hoffte, die Unterbrechung würde ihren politisch völlig unbeholfenen Offizierskameraden von seinem selbstzerstörerischen Thema ablenken.
    Wirklich zu erwarten war das natürlich nicht. »Na, kommen Sie schon«, sagte er und bestätigte damit, dass ihre Vermutung zutraf, noch ehe der Steward ganz außer Hörweite war. »Sie glauben doch nicht ernsthaft, der gesamte Inhalt der manticoranischen Note hätte sich hier noch nicht bis zum letzten kleinen Ensign rumgesprochen oder? Ich meine, Sicherheit, Irene? Im Navy Building?«
    Er schnaubte und ließ die Augen rollen. Teague funkelte ihn an, doch ihr Zorn verrauchte ein wenig, als sie das amüsierte Funkeln in eben diesen Augen bemerkte. Dieser verkommene Mistkerl machte sich über sie lustig!
    Sie setzte zu einer scharfen Erwiderung an, die er nicht so schnell vergessen würde, doch dann zügelte sie sich. Zum einen hätte sie ihn damit wahrscheinlich nur noch mehr amüsiert, bedachte man seinen offensichtlich verdrehten Sinn für Humor. Und zweitens hatte er recht. Ohne Zweifel hatten sich die Informationen, die sie beide befehlsgemäß als »ultrageheim« zu behandeln hatten, mittlerweile im gesamten Navy Building herumgesprochen.
    Ich sollte ihn trotzdem zum Schweigen bringen, denn ich weiß genau, dass er etwas sagen wird, bei dem ich nicht will, dass irgendjemand auf die Idee kommt, ich könnte ihm darin zustimmen. Andererseits ist er so viel rangdienstälter als ich – er ist wahrscheinlich der rangdienstälteste Captain in der gesamten Navy, so oft hat man ihn bei der Beförderung schon übergangen. Auf keinen Fall wird jemand einem Grünschnabel wie mir etwas vorwerfen können, nur weil einer der alten Hasen, mit denen ich zusammenarbeite, beschließt, mich beim Mittagessen vollzutexten.
    Genau – ihre Lippen zuckten und bildeten dabei fast so etwas wie ein Lächeln –, wenn ich ihn einfach reden lasse und nur hin und wieder höflich nicke, kann ich wahrscheinlich jeden, der uns beobachtet, davon überzeugen, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als dass er seine absurden Theorien einpackt und weggeht.
    Sie seufzte und tauchte den Löffel in die Hummersuppe, die vor ihr stand. »Na schön. Ich kann Sie ja sowieso nicht davon abhalten, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte er munter zu. »Also, um meine ursprüngliche Frage zu wiederholen: Was halten Sie von der ganzen Sache?«
    Er klang so heiter wie immer, aber er kniff gespannt die Augen zusammen, und Teague begriff, dass es ihm ernst war. Sie musterte ihn ein, zwei Sekunden lang, dann schluckte sie einen Löffel von der köstlichen dicken Suppe und sah ihm in die Augen.
    »Bei allem schuldigen Respekt, Captain«, sagte sie, »ich sehe vor allem, dass ein bestimmter Schlachtflottenadmiral nicht mal den Verstand besitzt, den Gott jeder Küchenschabe schenkt.«
    Das war nicht gerade der respektvollste Kommentar, den ein kleiner Captain über

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