Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
angeht.«
»Das kann man ihr wohl kaum verübeln«, sagte Michelle. »Wie Sie wissen, ist Dresden nicht gerade ein Garten Eden. Und es ist noch zu früh, als dass irgendein Talbotter schon sagen könnte, inwieweit sich das Sternenkönigreich nun wirklich von den früheren Landbesitzern unterscheidet.«
»Dresden keinen Garten Eden zu nennen ist eine hübsche Untertreibung, wenn ich das sagen darf, Ma’am.« Gervais’ Gesicht war noch dunkler geworden, seine Stimme klang düster. »Ich bin froh, ihn mit eigenen Augen gesehen zu haben. Manchmal habe ich gedacht, Helga übertreibe, was die Verhältnisse dort angeht. Jetzt weiß ich es besser.«
»Willkommen bei der ›wohlwollenden Ver nachlässigung‹ der Grenzsicherheit, Lieutenant.« Michelle knurrte es fast. »Wenn diese nichtsnut zigen Bastarde auch nur ein Zehntel der Etatmittel, die sie für gepolsterte Toilettensitze ausgeben, auf den Randplaneten investieren würden, um die sie sich kümmern sollten …«
Sie unterbrach sich mit einem raschen, knappen Kopfschütteln.
»Aber ich will nicht davon anfangen«, sagte sie in beiläufigerem Ton und lächelte ihren Flaggleutnant wieder an. »In der Zwischenzeit hoffe ich, dass Ihrem Feldzug bei Ms. Boltitz Erfolg beschieden ist, Gwen. Wenn Sie irgendwelche … äh, ranghöhere Unterstützung brauchen, um Ihre ehrwürdigen Absichten in Bezug auf sie zu kommunizieren …?«
Sie gestattete ihrer Stimme, vielsagend zu verhallen, und Gervais spürte, wie er wieder rot wurde.
»Das schaffe ich schon, Ma’am«, sagte er mit völliger Aufrichtigkeit, die Augen wieder fest auf den Hauptplot gerichtet. »Wirklich.«
»Wir erfassen zusätzliche Transponder, Ma’am«, meldete Dominica Adenauer.
»Wirklich?« Michelle drehte sich mit dem Sessel dem Operationsoffizier zu. Zwar hatte sie erwartet, dass während ihrer Abwesenheit weitere Schiffe eintrafen, aber trotzdem war es schön festzustellen, dass ihre Erwartungen sich bewahrheitet hatten. »Was für Transponder?«
»Es sieht nach einem vollen Geschwader Saganami-Cs aus, Ma’am. Und dazu eine Flottille Rolands .«
»Ausgezeichnet!« Michelle lächelte breit. »Ich nehme an, einer der Saganami-Cs sendet Flaggschiffcode?«
»Jawohl, Ma’am. Es ist die Quentin Saint-James .«
»Tatsächlich?« Als Michelle den Namen hörte, zog sie überrascht eine Braue hoch. Ich möchte nur wissen, was aus dem letzten Schiff dieses Namens geworden ist, dachte sie. Dann wandte sie sich an Lieutenant Commander Edwards.
»Bill«, sagte sie, »rufen Sie bitte die Quentin Saint-James. Ich möchte den Geschwaderkommandeur sprechen … wer immer es auch ist!«
»Jawohl, Ma’am«, bestätigte der Signaloffizier lächelnd und begann, Befehle einzugeben. Aufgrund der Neigung von Depeschen, Schiffsverlegungen immer hinterherzuhinken, ohne sie je einzuholen, waren kleine Unsicherheiten wie diese bei Weitem nicht ungewöhnlich. Und die Eile, mit der das Sternenimperium seine Navy neu verteilte, um auf Ereignisse im Quadranten zu reagieren, machte alles noch schlimmer.
Wie mein jüngster Ausflug deutlich gezeigt hat, dachte sie, und ihr Gefühl, etwas geleistet zu haben, verblasste ein wenig. Das alles musste getan werden, aber ich wünschte wirklich, es wäre schneller gegangen!
Sie hörte das leise Murmeln von Edwards’ Stimme, mit dem er ihr Gesprächsersuchen an die Quentin Saint-James weiterleitete, doch im Moment befand sich die Artemis noch gut neun Lichtminuten von dem Schweren Kreuzer entfernt, und auch das Gravimpulscom arbeitete nicht zeitverlustfrei. Schneller als das Licht schon, aber nicht augenblicklich. Auf diese Entfernung unterlag jede wechselseitige Konversation einer Signalverzögerung von siebzehneinhalb Sekunden, und Edwards benötigte einige Minuten, um zu seinem Gegenstück im Schweren Kreuzergeschwader durchzukommen.
»Ma’am«, sagte er schließlich, »ich habe die Verbindung, um die Sie gebeten haben.«
»Wirklich?«, fragte Michelle wieder. Sie zog eine Augenbraue hoch, weil sie in Edwards’ Stimme etwas gehört hatte, das ihr verdächtig wie ein Unterton der Freude vorkam.
»Jawohl, Ma’am. Ich habe den Kommandeur von CruRon Vierundneunzig am Com. Ein … Commodore Terekhov oder so ähnlich.«
Michelle riss die Augen auf, dann lächelte sie noch breiter als zuvor.
Himmel, dachte sie, dann müssen sie ihm einen Impelleremitter in den A… äh, den Allerwertesten gesteckt und ihn wieder in unsere Richtung geschossen haben, ehe die Hexapuma auch
Weitere Kostenlose Bücher