Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Menschen schon auf den ersten Blick. Doch er
empfand keinerlei Zweifel. »Ja. Ich wünschte, Erselbst hätte mich
auf dich vorbereitet, Schwertschwester«, knurrte er, »aber offen
sichtlich wollte Er mir die Überraschung nicht verderben.«
»Das ist ja alles sehr rührend«, mischte sich Wencit ein, »aber wie
Terrian bereits sagte, ich habe euch aufgestöbert und mein Hintern
ist beinahe am Sattel festgefroren. Meint ihr, ihr könntet eure intime
Plauderei auch nach drinnen verlegen und sie vor einem lodernden
Kamin fortsetzen, wie es unter zivilisierten Menschen üblich ist?«
»Zivilisiert, hm?« Terrian schnaubte. »Seit wann seid Ihr zivilisiert,
Wencit?«
»Seit ich auf der Stelle festzufrieren drohe«, erwiderte der Zaube
rer gereizt. Terrian lachte.
»Es stimmt mich ungeheuer froh, dass es offenbar doch etwas gibt,
das Eure Gedanken mit der Zivilisation aussöhnen kann! In diesem
Fall können wir Euch gewiss zu Diensten sein.« Er nickte dreien der
Tempelwächter zu, die ihm und Kaeritha die Treppe hinunter ge
folgt waren. Die Männer traten vor. »Wenn Ihr, Wencit, und Lord
Brandark und auch Ihr, Herr Yorhus, meinen Männern die Pferde
überlassen würdet? Sie werden alle Eure Tiere versorgen und Euer
Gepäck abladen, während wir unser Gespräch unter den von Euch
so herbeigesehnten zivilisierteren Umständen fortsetzen.«
»Wie also kann der Orden Euch dienlich sein, Milord?« fragte Herr
Terrian eine gute Stunde später. Bahzell ließ den gewaltigen Hum
pen mit heißem Apfelmost sinken und runzelte leicht die Stirn. Der
Schneesturm wütete nach wie vor, war jedoch durch die dicken
Mauern kaum zu hören. Der Pferdedieb hatte seine Füße vor das lo
dernde Feuer im Kamin des Arbeitszimmers gelegt, in dem Herr
Terrian arbeitete, und das ihm auch als Salon diente. Der Raum war
ebenso gut geheizt wie jeder Raum im Ordenshaus in Belhadan, und
Bahzells Zehen und seine Nase waren schon weitgehend aufgetaut.
Er gab sich gerade dem Genuss hin, den Sturm überlebt zu haben,
doch Terrians Frage riss ihn aus dem sinnlichen Vergnügen, die
Wärme durch seinen Körper kriechen zu fühlen, und zwang ihn,
nachzudenken.
»Ich glaube, der Orden hat bereits alles getan, worum ich bitten
könnte, Herr Terrian«, erwiderte er kurz darauf. »Abgesehen von
dem heutigen Wetter vielleicht, woran er nichts ändern konnte, ha
ben Herr Charrow und Herr Yorhus alles getan, um mir diese Reise
zu dem am wenigsten unerfreulichen Wintermarsch zu gestalten, an
den ich mich erinnern kann.«
»Es freut mich, das zu hören.« Terrian nippte an seinem Humpen
mit Apfelmost. Dann warf er Yorhus einen weiteren, durchdringen
den Blick zu. »Vor allem deshalb, weil mir Berichte zu Ohren ge
kommen sind, die mir Herr Charrow durch die Kanäle der Magier
übermittelt hat. Wenn ich sie recht verstanden habe, gab es einige,
sagen wir, Meinungsverschiedenheiten, was Euern Rang betrifft?«
Bahzell wollte antworten, doch Yorhus kam ihm zuvor.
»Die gab es, Milord General«, erwiderte der Ritterkommandeur
förmlich. Er senkte den Kopf, aber seine Stimme bekam wieder die
sen merkwürdigen Tonfall, als genieße er es, seinen Fehler zuzuge
ben. »Zu meiner Schande habe ich viel zur Ursache für diese Mei
nungsverschiedenheiten beigetragen. Aber Lord Bahzell und To
manâk Selbst haben mir meinen Irrtum vor Augen geführt und
mein Verhalten so nachdrücklich verändert, dass weder sie noch Ihr
jemals ein weiteres Versagen meinerseits erleben werdet.«
Terrian kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, spitzte die Lip
pen, und warf Bahzell einen kurzen Blick zu, wobei er beide Brauen
hob. Bahzell zuckte mit den Ohren, um die wortlose Frage zu bestä
tigen. Es freute ihn, dass Terrian die Zwanghaftigkeit in Yorhus' Ge
ständnis sofort erkannt hatte. Er würde sobald wie möglich mit dem
Ordensgeneral über seine Absicht sprechen, den Ritterkommandeur
nach Jashân zu entsenden, damit ihm Tothas die Flausen austrieb.
Allerdings hatte er kein Verlangen, dieses Gespräch vor so vielen
Zuhörern zu führen. Schon die Höflichkeit gebot, dass er dies unter
vier Augen mit dem Rittergeneral besprach, und so wandte er sich
mit einem Lächeln Kaeritha zu.
»Aye, Herr Terrian. Man könnte wohl von Meinungsverschieden
heiten reden. Euren Worten von vorhin entnehme ich, dass uns
Dame Kaeritha ebenfalls einiges über diese Art von Meinungsver
schiedenheiten zu erzählen hat.«
»Das könnte ich allerdings … wenn ich Lust dazu hätte, alte Miss
verständnisse
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