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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kriegsgott
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Dort wo wir bei seinem Tod
lebten, hatte sie keine Familie, und sie tat, was eine ›Fremde‹ zum
Überleben zu tun hatte, die drei Kinder ernähren musste und keinen
Mann hatte. Ich habe sie geliebt und nie aufgehört, sie zu lieben,
aber für ein Kind waren die Entscheidungen, die sie traf, nur schwer
zu verstehen. Ich würde fast alles dafür geben, wenn ich die Dinge,
die ich oftmals gedacht und auch zu ihr gesagt habe, wieder zurück
nehmen könnte. Das ist natürlich nicht möglich. Also kann ich nur
ihr Andenken in Ehren halten und versuchen, andere zu beschützen,
die in einer ähnlichen Lage sind.«
    Sie trank einen tiefen Schluck Apfelmost und starrte ins Feuer.
Bahzell hörte, wie sich hinter ihm Herr Yorhus unruhig bewegte. Er
warf einen Blick über die Schulter und sah die Empörung auf dem
Gesicht des Ritterkommandeurs. Nicht über Kaeritha, sondern über
das Schicksal ihrer Mutter. Er schien ebenso wie Bahzell erraten zu
haben, was Kaerithas Geschichte nur angedeutet hatte, und sein
Blick verriet seine Wut. Kaeritha schien das jedoch nicht zu bemer
ken. Sie schaute weiterhin auf die tanzenden Flammen, als sie wei
tersprach.
    »Ich war dreizehn, als meine Mutter starb. Meine jüngere Schwes
ter war bereits irgendeiner Seuche zum Opfer gefallen, ich weiß
nicht genau, welcher. Damals war ich noch zu jung. Mein Bruder
war zum Militär eingezogen worden, als unser örtlicher Baron be
schloss, Truppen für einen Raubzug im Bürgerkrieg von Ferenmoss
auszuheben. Ich blieb auf mich allein gestellt. Für mein Alter war
ich schon damals ziemlich groß und hübscher als die meisten ande
ren Mädchen. Einige meiner Nachbarn fanden, dass ich alt genug
war, um den Platz meiner Mutter einzunehmen. Ich schloss mich ih
rer Meinung nicht an, und als einer versuchte, mich dazu zu zwin
gen …« Sie glitt mit den Fingern über die Narbe auf ihrer Wange,
und Bahzell hörte das Zischen, mit dem Yorhus seinen Atem einsog.
»… entriss ich ihm den Dolch und tötete ihn.« Sie riss den Blick vom
Feuer los und sah Bahzell an. »Allerdings habe ich ihm das Sterben
wohl nicht sonderlich leicht gemacht.«
    »Und das war gut so«, erwiderte Bahzell. Unter den Stämmen der
Hradani wurde Vergewaltigung nicht einmal unter dem Einfluss
der Blutrunst geduldet. Das galt offiziell sogar in Navahk, wo Prinz
Churnazh sein grausames und brutales Szepter schwang. Churnazh
und mindestens drei seiner vier Söhne waren als Vergewaltiger be
kannt, auch wenn das niemand offen zu sagen wagte. Dennoch
wusste die Öffentlichkeit, dass Bahzell Kronprinz Harnak beinah
totgeschlagen hatte, als der ein Dienstmädchen vergewaltigte, und
dass dieser Bahzell daraufhin durch einen halben Kontinent verfolgt
hatte. Nicht einmal die Navahkaner wären Harnak gefolgt, solange
diese Gerüchte kursierten, und der einzige Weg, sie zum Schweigen
zu bringen, war, Bahzell und sein Opfer zu töten. Harnaks Plan war
jedoch fehlgeschlagen und die beiden erfreuten sich bester Gesund
heit, im Gegensatz zu jenem selbst. Bahzell bezweifelte, dass sich
Harnaks Vater allzu sehr über den Tod seines Ältesten grämte, an
gesichts der Belastung für die Krone, zu der sich Harnak entwickelt
hatte.
    Zu seiner Überraschung hatte Bahzell jedoch bald festgestellt, dass
unter den anderen Menschenrassen Vergewaltigung viel verbreite
ter war. Das bestürzte ihn sehr, denn ein solches Verbrechen konnte
er nicht verstehen und verachtete es zutiefst.
    Kaeritha schien von seiner nachdrücklichen Zustimmung ein we
nig überrumpelt. Sie musterte ihn kurz, dann verzog sie den Mund.
»Hätte der Magistrat deine Auffassung geteilt, würde ich vermut
lich noch immer in Moretz leben«, sagte sie sarkastisch. »Zufällig be
zweifelte ich jedoch, dass sie den Zwischenfall von meiner Warte
aus beurteilen würden, also flüchtete ich. Ich will dich nicht mit Ein
zelheiten langweilen. Schließlich landete ich in Morfintan in den
Südmarschen, fast verhungert und starrend vor Schmutz. Meine
Wunde hatte sich infiziert, und die Stadtwache griff mich wegen
Streunens auf. Von der Justiz der Axtmänner wusste ich natürlich
nichts und durchlitt Todesängste, als man mich in den Gerichtssaal
schleppte. Die einzigen Ratsherren, denen ich bis dahin begegnet
war, hatten sich als meine natürlichen Feinde entpuppt. Deshalb
war ich überhaupt nicht darauf vorbereitet, als mich einer ansah
und den Gerichtsdiener hinausschickte, damit der die Gemahlin des
Ratsherrn holte. Er übergab mich ihr, damit sie mich

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