Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Vonderland und der Reiterei
der Sothôii unterstützt wurde.
Persönlich hatte Bahzell kein Verlangen danach, eine KaiserlichKönigliche Armee gegen sich marschieren zu sehen, ob sie nun von
der Kavallerie der Sothôii unterstützt wurde oder nicht, aber im Mo
ment fand er den Anblick der harten, erfahrenen Wachposten beina
he ebenso tröstlich wie den des Westtores selbst. Er bemerkte die
Überraschung der Männer, als sie seine Uniform sahen, und unter
drückte ein Lächeln. Was hielten sie wohl von einem Hradani als
Paladin des Tomanâk? Sie waren jedoch zu gut ausgebildet, als dass
sie sich Deutliches hätten anmerken lassen, und der unerschütterli
che Leutnant, der die Wachabteilung kommandierte, erwiderte Bah
zells Gruß mit erhobener Faust, als wäre ein Hradani ein vollkom
men normaler Anblick.
In dem langen Torweg war es ungewöhnlich leise, trotz des Huf
geklappers, dem Knarren der Lederharnische und dem Rattern der
Wagen und ihren Gespannen. Auf der anderen Seite jedoch erwarte
te sie wieder der Schneesturm. Die Gebäude der Stadt nahmen ihm
etwas von seiner Wucht, aber der Wind heulte nach wie vor wie ein
Meer von Seelen in Krahanas Orkus. Nach der kurzen Pause im Tor
weg kam ihnen der Lärm sogar noch schlimmer vor, und Bahzell
schüttelte sich, bevor er sich zu Wencit umwandte.
»Hattet Ihr zufällig ein Plätzchen für uns im Sinn, bevor Ihr Euch
entschlossen habt, uns abzuholen?«
»Zufällig hatte ich das«, bestätigte Wencit. »Folgt mir.«
Er trieb sein Ross behutsam voran und trottete durch den Schnee
sturm über die verlassene Straße. Bahzell und seine Gefährten folg
ten ihm in die Hauptstadt.
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In dieser Nacht gewann Bahzell nur einen flüchtigen Eindruck von
Beilhain. Die Stadt wirkte irgendwie geräumig und die Herrschaft
lichkeit ihrer breiten Avenuen stand in starkem Gegensatz zu Bel
hadans gemütlich verwinkelten Gassen. Einige Bauwerke fielen ihm
besonders ins Auge, zum Beispiel eine mächtige Gruppe von Statu
en, die an einer großen Kreuzung plötzlich aus dem Schneetreiben
auftauchte. Oder die schneebedeckten Brunnen, deren Wasser im
Winter abgestellt war. Sie schienen sich endlos über einen ungeheu
ren, gepflasterten Platz zu erstrecken. Die Sicht war jedoch zu einge
schränkt, und außerdem fror Bahzell zu sehr, um sich genauer um
zusehen. Natürlich merkte er, dass er durch die größte Stadt der be
kannten Welt marschierte, aber ihm ging einfach zu viel im Kopf
herum, und er hatte zu viel Schnee in den Augen, um die Szenerie
angemessen zu betrachten.
Das änderte sich schlagartig, als sie Wencits Ziel erreichten.
Der Zauberer zügelte sein Pferd auf einem Platz, der noch größer
war als die Plätze, die sie überquert hatten. Eine doppelte Reihe von
Straßenlaternen führte weiter die Avenue entlang, auf der sie sich
befanden, bis sie von zwei weiteren Reihen gekreuzt wurden. Die
Dochte brannten trotz des Windes ruhig hinter ihrem Glas, doch ob
wohl weitere Laternen den Platz säumten und ihn in ihr gelbliches
Licht tauchten, war die gegenüberliegende Seite nicht zu sehen. Das
Gebäude, vor dem sie standen, erhob sich jedoch aus dem Schnee
treiben wie eine Klippe aus Marmor. Lampen hinter den hohen,
bunten Glasfenstern tauchten den Schnee in wundervolle Farben.
Bahzell bewunderte die zierlichen Stützpfeiler, die sich so hauchzart
wie Mottenflügel zum Dach hinaufstreckten, während das Licht der
Laternen den Schnee um sie herum in einen geheimnisvoll glühen
den Nebel tauchte. Bahzell konnte gerade noch die eleganten, un
deutlichen Umrisse der Türme und Kuppeln erkennen, die sich hoch
über ihm erstreckten.
Flache Stufen reichten über die gesamte Breite des majestätischen
Porticos vor dem Eingang, dessen Säulen wie Tomanâks Morgens
tern geformt waren. Die mit Dornen gespickte Spitze der Waffe
diente als Kapitell. Der Türsturz in der Mitte des Vorgiebels wies die
Form zweier gekreuzter Schwerter auf und maß wenigstens fünf
zehn Meter in der Breite. Das Portal darunter bestand aus zwei ge
schlossenen Türflügeln aus Schmiedeeisen. Trotz des Schneetreibens
erkannte Bahzell die Flachreliefs auf diesen massiven Türen, die
Krieger darstellten, die in tödliche Kämpfe mit Dämonen, Dunklen
Göttern und anderen Kreaturen der Finsternis verwickelt waren, so
wie das majestätisch strenge Gesicht von Tomanâk selbst, das von
seinem Platz über diesen Türen hinabsah. Es war von zwei unge
heuren Fenstern aus buntem Glas flankiert, die wie nach unten ge
richtete
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