Weber David - Schwerter des Zorns - 3
die Möglichkeit
besteht, dass diese Verbindung aus Misstrauen gegen Triahm und
der Gabe der Wahrsicht, die er vielleicht besitzt, erklärt, warum er
einen solchen Widerwillen gegen die Geliebte seines Cousins hegt.«
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Andererseits spielt
das wohl kaum eine Rolle. Oder ist es Euch wirklich wichtig, dass
Euch Trisu nicht leiden kann? Ihr habt schließlich vor, diesen Mann
umzubringen, Dahlaha, also was macht es da, wenn Ihr ihm nicht
sonderlich am Herzen liegt?«
»Es macht überhaupt nichts!«, entgegnete sie vehement. »Nur verhindert er durch seine Abneigung mir gegenüber, dass ich in seinen
Haushalt so eingreifen konnte, wie es mir in Kalatha gelungen ist.
Ich wollte kein großes Risiko eingehen, deshalb vermochte ich Leute
wie diesen Salthan bisher nicht auszuschalten.«
»Es besteht keinerlei Notwendigkeit, Salthan aus dem Weg zu räumen«, erklärte Varnaythus nach kurzem Nachdenken. »Das können
wir getrost Triahm überlassen, wenn Trisu erst einmal tot ist. Das ist
ja das Wundervolle. Auf diesem Schauplatz müssen wir selbst so
gut wie gar nicht eingreifen.«
»Das weiß ich. Trotzdem würde ich mich wohler fühlen, wenn ich
die Lage besser unter Kontrolle hätte.«
»Es kann nie zu viel Kontrolle geben«, stimmte ihr Varnaythus zu.
»Trotzdem scheint mir, als hättet Ihr die Lage im Griff.
Es ist wichtig, die Kriegsbräute zu einer offenen Provokation zu
bewegen, nicht aber, ob Trisu so darauf reagiert, wie wir es wollen.«
Er lehnte sich mit einer ausholenden Geste zurück und lächelte eisig. »Wenn es am Ende so weit ist, ist doch nur von Bedeutung, wovon alle glauben, dass es passiert ist, nicht aber, was wirklich geschah.«
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L EEANA , DAS IST Garlahna Lorhanalfressa. Während deiner Probezeit
wird sie deine Mentorin sein.«
Leeana sah die junge Kriegsbraut an, die kaum sechs Jahre älter
war als sie selbst. Garlahna war erheblich kleiner als Leeana, hatte
braunes Haar und braune Augen. Sie sah so aus, als würde sie gern
lächeln, doch gerade jetzt verrieten ihre Miene und Haltung Aufmerksamkeit und fast brüske Sachlichkeit. Sie stand in einer Art entspannter Hab-Acht-Stellung da, die Füße leicht gespreizt und die
Hände auf dem Rücken verschränkt, während sie ihre Achtsamkeit
zwischen Leeana und Erlis Rahnafressa teilte. Erlis war die blonde,
braunäugige Kommandeuse einer Hundertschaft, was in etwa dem
Rang eines Hauptmannes in der König-Kaiserlichen Armee des Reiches der Axt entsprach. Und sie war für die Ausbildung der neuen
Kriegsbräute zuständig, die der Kriegsjungfern. Mit ihren dreiundvierzig Jahren schien sie bereits ein wenig alt für ihren Rang, aber
sie wirkte geschickt und ziemlich humorlos. Dass sie ihren linken
Arm kurz über dem Ellbogen verloren hatte, erklärte möglicherweise, warum sie nicht höher befördert worden war. Sie erinnerte Leeana sehr an eine weibliche Ausgabe von Sir Jahlahan Schwertweber.
Die drei standen in dem nassen Gras hinter der überdachten
Übungshalle und Leeana kam sich vor, als wäre sie in der falschen
Kleidung auf einen Ball gegangen. Sie trug das Wams und die Lederhose, gegen die ihre Mutter so hartnäckig gewettert hatte, aber
trotzdem fühlte sie sich ein wenig zu ausgesucht gekleidet. Erlis und
Garlahna trugen beide das traditionelle Chart und das Yathu der
Kriegsbräute. Ersteres war ein kurzer grüner Rock, der bis zur Mitte
des Oberschenkels reichte, und Letzteres hätte man mit sehr viel
Wohlwollen als ein kurzes, sehr knappes Mieder beschreiben können. Allerdings war es nicht mit Fischgräten verstärkt, sondern bestand aus handschuhweichem Leder, das mit Wollstoff gesäumt
war. Während ein übliches Mieder von unten stützte, so dass die
Schultern gar kein oder so gut wie kein Gewicht tragen mussten,
war das Yathu mit verstellbaren Schulterriemen ausgestattet, die
sich am Rücken der Trägerin zwischen den Schulterblättern kreuzten. Es war kürzer, enger und fester als die üblichen Mieder, die
Leeana bisher gesehen hatte. Sie begriff zwar, dass diese Stütze
nützlich sein konnte, sie selbst aber brauchte so etwas nicht. Jedenfalls noch nicht. Garlahna dagegen war zwar kleiner als Leeana, hatte jedoch erheblich größere Brüste, die ihr Yathu deutlich, man hätte
fast sagen können drastisch betonte.
Leeana hatte zwar Geschichten über die »unzüchtigen« und »schockierenden« Gewänder der Kriegsbräute gehört, doch bis sie nach
Kalatha kam, hatte sie noch nie eines gesehen. Sie
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