Weber David - Schwerter des Zorns - 3
machte ihr unmissverständlich klar, dass er eine Antwort
erwartete.
»Ich weiß es nicht«, räumte sie schließlich ein und warf den Kopf
wütend zurück. »Ihm ist klar, dass ich Triahms Geliebte bin, aber er
ist viel zu prüde, um darauf einzugehen. Außerdem mag er Triahms
Frau. Ich bin davon überzeugt, dass er Triahms Treulosigkeit auch
deshalb so verabscheut. Aber das ist nicht alles. Leider weiß ich
nicht genau, was sich außerdem hinter seiner Ablehnung verbirgt.«
Sie hasste es, all das zugeben zu müssen, aber Varnaythus’ Blick
erwiderte sie offen. Ihm kam es vor, als würde sie ihre Bedenken
ehrlich äußern. Jedenfalls so ehrlich, wie es einer Frau wie ihr möglich war.
»Offensichtlich weiß er jedoch noch nicht, wem Ihr dient«, bemerkte der Hexer-Priester. »Sonst wäret Ihr bereits tot oder aber auf
der Flucht, mit einer ganzen Horde seiner Truppen auf den Fersen.
Das wäre von IHREM Standpunkt aus fast genauso schlimm. Ich
frage mich…«
Er verstummte und starrte ins Leere, nämlich auf etwas, das nur er
sehen konnte, während er abgelenkt mit den Fingern auf seinem
Schenkel trommelte. Dahlaha wartete so lange schweigend ab, wie
sie konnte, dann räusperte sie sich vernehmlich. Sein Blick zuckte zu
ihr zurück.
»Ihr fragt Euch was?«, forschte sie ungeduldig.
»Ich überlege, ob er vielleicht die Gabe hat«, antwortete der HexerPriester.
»Die Gabe?« Jetzt richtete sich Dahlaha beunruhigt auf ihrer Chaiselongue auf. »Wäre das denn möglich?«
»Selbstverständlich ist das möglich.« Varnaythus verzog das Gesicht. »Er ist ein Sothôii. Wie stark verkommen dieses Volk seit dem
Fall von Kontovar auch immer sein mag, sie stammen dennoch von
den ältesten Adelsfamilien des Reiches von Ottovar ab. In den
Adern einiger Nachfahren finden sich möglicherweise sogar noch
Spuren von Ottovars und Gwynythas Blut. Die meisten überlebenden Hexerlords von Kontovar stammen aus eben denselben Adelshäusern ab, bei Phrobus. Die Kunst steckt ihnen im Blut und in den
Knochen, Dahlaha. Wir können von Glück reden, dass sich ihre Vorfahren so vollständig jeder Hexerei enthalten haben, seit sie nach
Norfressa flohen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Trisus
Blutlinie die Gabe in sich trägt, aber er kann es auf keinen Fall selbst
wissen. Trotzdem, wenn sie noch kräftig genug ist, könnte er wenigstens einen Hauch der Wahrsicht behalten haben. In diesem Fall
erkennt er möglicherweise, dass sich hinter Eurer äußeren Fassade
etwas gänzlich anderes verbirgt. Aber er kann nicht herausfinden,
was es ist, jedenfalls nicht ohne eine gründliche Ausbildung, die er
unmöglich genossen haben kann. Dennoch verlassen sich viele Menschen, die diese Wahrsicht besitzen, darauf, auch wenn sie nicht einmal wissen, worum es sich überhaupt handelt.« Er zuckte die Achseln. »Die meisten halten es für einen Instinkt, nehmen an, dass sie
ungewöhnlich genaue ›Ahnungen‹ haben und belassen es dabei.«
»Ihr habt niemals davon gesprochen, dass er solche Fähigkeiten
besitzen könnte!«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Ihr mich danach gefragt
hättet«, erwiderte Varnaythus kalt. »Wie Ihr selbst mehrfach betont
habt, obliegt dieser Teil der Operation Eurer alleinigen Verantwortung, Eurer und der Verantwortung Eurer Lady. Ich habe angenommen, dass Ihr mich gefragt hättet, wenn Ihr meiner Unterstützung
bedurftet.«
Dahlaha starrte ihn böse an und suchte offenbar nach einer giftigen Erwiderung, aber seine Argumentation war unangreifbar. Für
die Teile des Großen Planes, durch welche das Königreich in Lorham und Kalatha ins Wanken gebracht werden sollte, war tatsächlich sie verantwortlich.
»Wohlan«, fauchte sie schließlich, »und wenn schon? Doch verratet mir wenigstens eines: Kann er mit dieser unausgebildeten Gabe
auch Triahms Rolle durchschauen?«
»Das hat er vermutlich bereits«, erwiderte Varnaythus gelassen.
»Zu unserem Glück kann er jedoch keine Gedanken lesen, nicht einmal, wenn die Gabe ausgebildet wäre. Er ist kein Hexer, Dahlaha,
nicht einmal ein Magier. Trisu hat sicherlich schon vor langer Zeit
begriffen, dass sein lieber Cousin Triahm seinen Mut hasst und sich
darüber empört, dass ein Mann, zehn Jahre jünger als er selbst, die
Titel geerbt hat, nach denen er so gierte. Trisu traut Triahm nicht
einmal so weit, wie er einen Windrenner werfen könnte. Die Gabe
wird nur bestätigen, dass sein anfänglicher Verdacht berechtigt war.
Weiter kann sie ihm nicht helfen. Obwohl natürlich
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