Weber David - Schwerter des Zorns - 3
geschah, als eben dieser weibliche Paladin und Bahzell
nach Navahk kamen.«
»Tharnatus war ein Narr und Sharnâ ist ein Feigling«, konterte sie
und verzog verächtlich ihre vollen Lippen. »Ich kann nicht glauben,
dass Eure Lady sich in diese ganze Schweinerei hat hineinziehen lassen. Carnadosa war schon immer sehr gerissen und ich frage mich,
was SIE sich dabei gedacht hat, Perlen vor die Säue zu werfen!«
»Die Lady des Zauberstabs ist gerissen!«, stimmte Varnaythus ihr
zu. »In diesem Fall jedoch hatte SIE keine Wahl. Die Entscheidung
kam von Phrobus selbst.«
Dahlaha schaute von ihrem Weinglas auf. Ihre Miene war angespannt, doch dann zuckte sie mit den Schultern.
»Ich verstehe noch immer nicht, warum Phrobus zugelassen hat,
dass sich ausgerechnet Sharnâ um den Hradani kümmert. Zugegeben, selbst ER hätte mit einer Horde unwissender Barbaren fertig
werden sollen. Aber SEIN Vater muss gewusst haben, dass er wie
üblich nicht vorausschauend genug denkt. Dann hat Er auch noch
Tharnatus zu seinem Oberpriester bestimmt. Tharnatus!« Sie lachte
bellend. »Er war genauso dumm wie Triahm, was er in Navahk ja
hinlänglich unter Beweis gestellt hat! Erst hat er seine eigene Klugheit und Macht überschätzt, und dann hatte Sharnâ zu viel Angst
vor Tomanâk, um sich ihm offen entgegenzustellen, als Tharnatus
seine Hilfe am dringendsten benötigte. Das wird uns nicht passieren. Meine Lady fürchtet nichts und niemanden. Wenn wir IHRE
Hilfe brauchen, wird SIE uns beistehen und Tomanâk ins Gesicht
spucken, wenn es sein muss!«
Varnaythus betrachtete sie einige Sekunden lang. Sein Bauch verkrampfte sich bei dem Ausdruck auf ihrem Gesicht. Es war sehr gut
möglich, dass sie zu viel Vertrauen in die Absichten ihrer Göttin
setzte. Andererseits… Dahlahas Schutzpatronin war dafür berüchtigt, dass SIE sich weder zurückhielt noch irgendwelche Beschneidungen IHRER Macht duldete. Oder Wert auf das legte, was die
meisten Sterblichen geistige Zurechnungsfähigkeit genannt hätten.
Der Hexer-Priester erinnerte sich an sein Gespräch mit Jerghar über
die Beschränkungen, denen auch Gottheiten unterlagen, und er
fühlte, wie ihm Schweißperlen vom Haaransatz über die Stirn zu
laufen drohten.
»Ich glaube zuversichtlich, dass es nicht dazu kommen wird«, sagte er nach einer Weile. Er kontrollierte seine Worte und seinen Tonfall sorgfältiger, als er es üblicherweise in einem Gespräch mit Dahlaha tat.
»Ich bezweifle das ebenfalls sehr.«
Auch Dahlaha schien sich zu zügeln. Sie hob das Weinglas an die
Lippen, trank einen Schluck und stellte es dann mit übertriebener
Sorgfalt auf den Tisch zurück.
»Alle Fäden des Netzes sind gesponnen«, erklärte sie. »SIE wussten genau, was SIE taten, als SIE entschieden, diesen Teil des Plans
in IHRE Hände zu legen.« Ihr Lächeln war so eisig und kalt wie verblichene Knochen. »Wir haben IHRE Agenten an allen entscheidenden Orte platziert, einschließlich der Menschen, die nicht einmal
wissen, dass sie für SIE arbeiten.«
»Haben wir auch Agenten in Trisus Haushalt?«, erkundigte sich
Varnaythus sachlich, und Dahlaha verzog das Gesicht.
»Nein«, gab sie zu. »Dort nicht.« Gereizt zuckte sie ihre vollkommenen Schultern. »Trisu hat etwas an sich, das mich irritiert. Wenn
ich ihn ansehe, finde ich in seinem Blick nicht dasselbe wie in den
Augen anderer Männer.«
Sie nahm das Weinglas hoch, doch diesmal starrte sie nur mürrisch in die rubinrote Flüssigkeit, statt zu trinken. Varnaythus beobachtete sie hinter seiner unbeteiligten Maske. Ganz offensichtlich
verärgerte es sie, dass Trisu der Verlockung ihrer Schönheit und ihrer Sinnlichkeit widerstand. Hinter ihrem Zorn lag jedoch mehr als
schlichter Groll. Sie strahlte auch Unsicherheit aus, fast eine Spur
von Furcht, und Varnaythus legte den Kopf auf die Seite.
»Was genau seht Ihr denn in seinen Augen?«, fragte er schließlich,
und diesmal zuckte Dahlaha in unverhülltem Ärger die Achseln.
»Argwohn«, zischte sie und starrte ihren Mitverschwörer giftig an.
Wieder flackerte dieses grüne Licht in ihren Augen, wenn auch
schwächer als zuvor, und Varnaythus nahm ihren Ärger beinahe
körperlich wahr. Diesmal war sie wütend auf ihn, weil er sie gezwungen hatte, das zuzugeben. Doch er war nur zu gern bereit, ihren Zorn in Kauf zu nehmen, wenn er dafür nur SIE nicht enttäuschte.
»Argwohn? Gegen was?« Sein Ton war gelassen, doch er rief Dahlaha ins Gedächtnis, dass er ihr Vorgesetzter war, jedenfalls vorläufig, und er
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