Weber David - Schwerter des Zorns - 3
Vorfalles keinesfalls zufrieden. Er behauptet,
er könnte keinerlei Beweise finden, die darauf schließen ließen, was
mit den Dienerinnen der Stimme geschehen wäre. Er hat sogar behauptet, sie wären gar nicht verschwunden, sondern diese ganze
Geschichte sei nur eine Erfindung.«
Kaeritha runzelte die Stirn. In Trisus Korrespondenz mit Tellian
und seinen Richtern wurde dieser Zwischenfall mit keinem Wort erwähnt. Im Lichte dessen, was ihr Yalith jetzt erzählte, wirkte diese
Auslassung fast schon bedrohlich.
»Die Stimme konnte nicht herausfinden, was mit ihren Dienerinnen geschehen ist?«, fragte Kaeritha.
»Offenbar nicht.« Yalith seufzte. »Die Stimme hat nur festgestellt,
dass sie beide tot sind. Wie und wo genau sie gestorben sind, kann
sie nicht sagen.«
Es lief Kaeritha kalt über den Rücken. Der Mord an geweihten
Dienern eines Tempels, vor allem an Akolythen, die dem persönlichen Dienst einer Stimme von Lillinara geweiht waren, stellte ein
unfassbar schweres Verbrechen dar. Dass Trisu in Lorham nicht jeden Stein umdrehte, um die Schuldigen zu finden, war wirklich erschreckend.
Vielleicht ist das der Grund, warum Tomanâk eines seiner Schwerter ins Spiel gebracht hat, dachte sie grimmig.
»Wann genau ist das passiert?«, fragte sie schroff.
»Es ist noch nicht lange her.« Yalith blickte auf den Kalender auf
ihrem Schreibtisch. »Vor knapp vier Wochen.«
Kaeritha schöpfte Hoffnung. Falls die Morde erst so kurze Zeit zurücklagen, hatte Trisu sie Tellian gegenüber vielleicht deshalb nicht
erwähnt, weil er selbst noch ermittelte. Immerhin war Trisu für die
Aufklärung des Verbrechens zuständig, wenn es sich in Lorham ereignet hatte, und nicht Tellian. Falls er das jedoch nicht schaffte, hatte er das Recht und auch die Pflicht, seinen Lehnsherrn um Hilfe zu
bitten. Vielleicht war Trisu jedoch der Meinung, dass er seine eigenen Mittel noch nicht genügend ausgeschöpft hatte.
Sicher, dachte Kaeritha, ganz bestimmt denkt er das.
Und dass sich diese Morde erst jüngst ereignet hatten, erklärte
zweifellos ebenfalls, warum Tellian weder von Yalith noch von der
Stimme von Quaysar selbst in Kenntnis gesetzt worden war. Yalith
war, im Gegensatz zu Trisu, kein Vasall Tellians und von daher
auch nicht verpflichtet, ihm einen solchen Vorfall zu melden. Außerdem musste Tellian auch nicht unbedingt etwas unternehmen, wenn
sie es ihm berichtete. Obwohl er zweifellos reagiert hätte, wenn ihm
jemand einen so ernsten Vorfall gemeldet hätte, in den einer seiner
Vasallen verwickelt sein könnte. Für die Stimme wiederum war Trisu die zuständige Person, an die sie sich wegen einer Ermittlung
wenden und von der sie Gerechtigkeit einfordern konnte. Erst wenn
er das nicht zu ihrer Zufriedenheit leistete, war sie berechtigt, sich
an seinen Lehnsherrn zu wenden.
»Vielleicht versteht Ihr jetzt, warum es mich überrascht hat, einen
Paladin des Tomanâk zu sehen – statt einer Walküre Der Mutter«,
meinte Yalith.
»Ehrlich gesagt, das überrascht mich selbst ein wenig«, gab Kaeritha zu. Obwohl sie insgeheim dachte, dass die Walküren von Lillinara ein bisschen zu erpicht darauf waren, die Opfer zu rächen, als
dass sie wirklich Gerechtigkeit walten ließen. Dennoch verblüffte es
sie, dass Lillinara keine ihrer Walküren ausgesandt hatte, die sich
dieser Lage annahm. Die Silberne Lady war für die vernichtende
Vergeltung berüchtigt, mit der sie jene heimsuchte, die ihre Anhänger schikanierten.
Sie sprach ihre Gedanken laut aus. »Sollte Trisu Euch wirklich so
feindselig behandeln, wie Ihr es andeutet, feindselig genug jedenfalls, dass er sich durch seine Abneigung gegen Kriegsbräute zu einer öffentlichen Verhöhnung von Lillinara hinreißen lässt, hielten
Sie und Tomanâk es vielleicht für besser, eines Seiner Schwerter zu
entsenden. Da ich zudem eine Frau bin, dürftet sowohl Ihr Kriegsbräute als auch die Stimme mich leichter anerkennen können, und
weil ich Tomanâk und nicht Lillinara diene, muss mich auch Trisu
achten, obwohl ich eine Frau bin.«
»Ich hoffe, dass Ihr Recht behaltet, Dame Kaeritha«, sagte Yalith
ernst. »Denn wenn sich an dem Verhältnis zwischen Kalatha und
Lorham nicht bald etwas verbessert, und zwar deutlich, dann wird
die Lage in Kürze außer Kontrolle geraten.«
Kaeritha sah sie fragend an, und die Domina schüttelte ernst den
Kopf.
»Kalathas Bedeutung als unsere älteste Freistadt bringt mit sich,
dass sich sämtliche Kriegsbräute über alles kundig machen, was hier
vorgeht, Milady.
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