Weber David - Schwerter des Zorns - 3
das Leben
schwer macht. Kriegsbräute können es sich nicht leisten, allzu dünnhäutig auf solche Zwischenfälle zu antworten. Aber all diese Vorfälle sind nur die Anzeichen für ein ernsthafteres Problem.«
»Was für ein Problem?«
»Es gab gewisse… Vorfälle im Tempel der Lillinara in Quaysar«,
erklärte Yalith. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht und versuchte
sichtlich, ihren glühenden Zorn zu beherrschen. Dann machte sie
eine Pause, und Kaeritha wartete, bis die Domina ihre Wut unter
Kontrolle hatte.
»Da Ihr Tomanâk folgt, nicht Lillinara, ist Euch vielleicht nicht
klar, dass der Tempel in Quaysar eine besondere Bedeutung für Die
Mutter hat«, fuhr sie nach einer Weile fort. »Es ist kein sonderlich
großer Tempel, doch er ist sehr alt. Die Stadt Quaysar selbst ist
ebenfalls eher klein, und ihre Bevölkerung ist in den letzten fünfzig
oder sechzig Jahren stark zurückgegangen. Wer geblieben ist, arbeitet letztlich für den Tempel. Dieser Heilige Ort war jedoch für die
Kriegsbräute schon seit jeher von besonderer Bedeutung, ebenso wie
Kalatha, trotz der eher geringen Größe unserer Stadt. Denn in Quaysar wurde die Originalcharta von König Gartha zum ersten Mal
formell ausgerufen. Man könnte das Kapitel von Quaysar als das
›Mutter-Kapitel‹ der Kriegsbräute bezeichnen, so wie Kalatha unsere ›Mutter-Freistadt‹ ist. Bedauerlicherweise liegt Quaysar ebenfalls
in Lorham. Einer der Gründe, aus denen Lord Kellos die Stadt Kalatha den Kriegsbräuten geschenkt und die Krone sie als Freistadt anerkannt hat, war unsere Nähe zu Quaysar.«
»Ihr habt Recht, das wusste ich nicht«, murmelte Kaeritha. »Tellian
hat mir zwar gesagt, dass Kalatha Eure älteste Freistadt ist, aber ich
wusste weder von Quaysar noch von seiner Bedeutung für Euch.«
»Woher hättet Ihr das auch wissen sollen?«, meinte Yalith. »Wir
hätten Quaysar sehr gern unter unser Kapitel gestellt. Bedauerlichweise waren die Lordhüter von Lorham uns gegenüber nicht so aufgeschlossen wie Lord Kellos. Was uns damals nicht weiter störte,
angesichts des Respekts und der Freiheit, die jeder Tempel genießt.
Ganz gleich, ob Trisu und seine Vorfahren nun die Kriegsbräute
schätzten oder nicht, niemand, der bei Verstand ist, würde den Tempel irgendeiner Göttin oder eines Gottes schänden oder beleidigen.
Jedenfalls dachten wir das.«
»Ihr meint, Trisu hat so etwas getan?«, fragte Kaeritha scharf.
»Ich meine«, entgegnete Yalith grimmig, »dass er wiederholt seine
Respektlosigkeit, ich würde sogar sagen, seine unverhüllte Verachtung für den Tempel in Quaysar gezeigt hat. Er hat die Stimme von
Quaysar persönlich beleidigt, indem er deutlich seine Gleichgültigkeit dafür zeigte, dass sie für Die Mutter spricht. Er hat sogar fast öffentlich behauptet, sie äußere sich gar nicht im Namen Der Mutter.«
Kaeritha war schockiert. Natürlich begegneten alle Herrscher Göttern mit einem unterschiedlichen Maß an Ehrerbietung und Respekt,
und einige von ihnen schienen sogar all die Götter für unbedeutend
zu halten, außer dem Gott oder der Göttin, die sie selbst anbeteten.
Aber nur ein Idiot würde einer Göttin öffentlich so verachtend und
herablassend gegenübertreten, wie Yalith es von Trisu beschrieben
hatte! Unabhängig von dem, was er selbst glaubte oder nicht, ein
solches Verhalten musste seine Untertanen beleidigen und gegen
ihn aufbringen!
»Das alles wäre schon schlimm genug«, fuhr Yalith bitter fort,
»aber das ist noch nicht alles. Zwei Dienerinnen des Tempels wurden von Quaysar mit einer Nachricht der Stimme für mich nach Kalatha gesendet. Sie sind jedoch niemals hier angekommen.«
Diesmal war Kaeritha mehr als nur schockiert.
»Domina Yalith, wollt Ihr damit andeuten…?«
»Ich will keineswegs behaupten, dass Trisu persönlich etwas mit
ihrem Verschwinden zu tun hatte«, unterbrach die Kriegsbraut Kaeritha, bevor sie ihre Frage bis zum Ende aussprechen konnte. »Hätte
ich Beweise dafür oder auch nur starke Hinweise darauf, so hätte
ich ihn bereits vor seinem Lehnsherrn Baron Tellian angeklagt, dessen könnt Ihr sicher sein. Oder zumindest gefordert, dass der Fall
von den Anklägern der Krone untersucht wird. Ich glaube jedoch
eher, dass die verantwortliche Person von Trisus öffentlichem Verhalten angestachelt wurde, denn sie muss Trisus Einstellung den
Kriegsbräuten und dem Orakel gegenüber teilen, wenn er so etwas
Wahnsinniges tun konnte! Außerdem bin ich mit Trisus so genannter ›Untersuchung‹ des
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