Wechselspiel der Liebe
wenn Sie wollen.«
»Und ich muß keine Erklärungen abgeben?«
»Keine«, bestätigte er.
»Aber irgendeinen Preis werden sie doch verlangen?« fragte sie leichthin. »Ich besitze nichts, keinen Schmuck, nicht einmal das Geld, das ich im Gasthaus verdient habe. Nur die Kleider, die ich am Leib trage ...«
»Vertrauen Sie mir. Und wenn Sie splitternackt wären, das würde mich nicht kümmern. Ich brauche weder Ihren Schmuck noch Ihr Geld. Sie selbst sind der Preis, mein liebes Mädchen.«
Alle Farbe wich aus ihren Gesicht. »Wie oft soll ich noch beteuern, daß ich keine . . .« Abrupt verstummte sie, brachte das Wort >Hure< nicht über die Lippen und senkte den Blick. »Offensichtlich gehöre ich Ihnen für diese Nacht«, flüsterte sie unglücklich. »Aber ich kann nicht hierbleiben.« Entschlossen verdrängte sie ihre Verzweiflung und erwiderte McKenzies Blick. »Ich muß weg — weit weg von New Orleans, von allem ...«
»Wie Sie wünschen. Ich kann Sie wegbringen.« »Wohin?«
»Nach Florida.«
»Jacksonville?«
»Noch weiter weg. Ich besitze eine Plantage inmitten der Wildnis. Dort wird's Ihnen gefallen.«
»Aber dieses Land ist das Eigentum der Indianer.« »Nur teilweise. Ich habe meine Plantage rechtmäßig erworben.«
Krampfhaft schluckte sie. »Sümpfe und Indianer und Alligatoren ...«
»Mein Zuhause.«
»Und all die schrecklichen Probleme mit den Seminolen ...«
»Und mit den Mikasukis«, fügte er hinzu, und Tara wurde noch bleicher. »Aber die Gegend hat auch ihre Vorteile. Es ist sehr schwierig, jemanden in dieser Wildnis aufzuspüren. Deshalb kamen die Seminolen in den Süden. Sie sind Flüchtlinge, was auch der Name ihres Volkes besagt. Flüchtlinge oder Renegaten.«
Ihre Augen spiegelten das Mondlicht wider. Und er spürte, wie neue Lebensgeister in ihm erwachten. Je länger er sie betrachtete, desto heißer begehrte er sie — und desto zorniger verfluchte er sie. Er wußte nicht, ob er sich wieder so lebendig fühlen wollte.
»Bringen Sie mich in diesen Sumpf, um mich dann im Stich zu lassen?« wisperte sie.
»Gibt es irgend einen anderen Ort, wo Sie Zuflucht fänden?«
»Nein ...«
»Haben Sie ein Verbrechen begangen? Vielleicht einen Mord?«
»Ich sagte bereits ...«
»Ja, ich weiß. Sie können nicht reden — oder Sie wollen nicht. Aber ich frage nicht, welcher Tat Sie bezichtigt werden, sondern ob Sie eine Schuld auf sich geladen haben.«
»Nein, ich bin keine Mörderin!« beteuerte sie leidenschaftlich. »Das schwöre ich.«
»Dann bringe ich Sie aus der Stadt. Und ich werde Sie nirgendwo im Stich lassen. Wie viele sind hinter Ihnen her? Nur die zwei Männer?«
Zögernd erwiderte Tara: »Nur diese beiden, glaube ich.«
»Könnten sie die Behörden zu Hilfe rufen?«
»Keine Ahnung«, flüsterte sie bedrückt.
»Allzuviele Anhaltspunkte geben Sie mir nicht«, seufzte er. »Wenn Ihre Verfolger genug zahlen, würde Eastwood nicht zaudern, Sie zu verkaufen. Immerhin können wir ein bißchen Zeit gewinnen. Ich werde Ihnen keine weiteren Fragen stellen, ich bitte Sie nur, mir zu vertrauen.« Sie schwieg, und er schaute sich im Dunkel um. »Jetzt sind sie nicht mehr am Dock. Kommen Sie!«
Sie eilten durch die finsteren Hafengassen, vorbei am Fisch- und Gemüsemarkt, dann wandten sie sich landeinwärts. Bald verklang die Musik, die aus den Tavernen drang, und sie erreichten ein Stadtviertel mit eleganten, pastellfarbenen Häusern. Von den hellen Fassaden hoben sich dunkle, schmiedeeiserne Tore, Balkone und Spaliere ab.
Plötzlich trat ihnen ein Mann in den Weg. Tara hatte ihn weder gesehen noch seine Schritte gehört. Doch ihr Begleiter war auf den Angreifer vorbereitet, einen kräftig gebauten, rothaarigen Burschen, der ein Messer schwang.
McKenzies Faust traf den Arm seines Gegners mit voller Wucht, und Taras Atem stockte, als sie einen Knochen knacken hörte.
Klirrend landete das Messer auf einem Gehsteig, der zu einem Gasthof führte. Der Mann umklammerte fluchend seinen gebrochenen Arm, und McKenzie packte ihn am Kragen. »Was wollen Sie?«
»Nur Ihr Gold.«
»Was hat sie getan?«
Erstaunt hob der Gauner die Brauen. »Sie? Ich will nur das Gold, Mister!«
Ungeduldig schob McKenzie ihn beiseite und starrte Tara an. »Kennen Sie ihn?«
Wortlos schüttelte sie den Kopf.
Da wandte er sich wieder an den Mann. »Also sind Sie nur ein gewöhnlicher Dieb?«
Der Rothaarige nickte verängstigt.
»Verschwinden Sie!«
»Ja, sofort«, versicherte der Mann hastig.
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