Wechselspiel der Liebe
Waisenkind Sheila zu sich genommen, einen schönen, exotischen Mischling. Gewissenhaft achtete sie auf die gute Erziehung des Mädchens und schickte es regelmäßig zur Sonntagsschule. Dort verführte Sheila alle jungen Burschen, die ihre Klasse besuchten. Sie war wild und zügellos, aber offen und ehrlich. »Willkommen daheim«, flüsterte sie Jarrett zu, den sie kannte, seit sie denken konnte.
»Vielen Dank.«
»Wie ich sehe, macht Ihnen dieses ganze Gerede keine Angst«, sagte sie anerkennend.
»Gewiß nicht«, bestätigte er. Als Sheila den Tisch verlassen hatte, erhob er seinen Bierkrug und prostete seiner Frau zu. »Willkommen zu Hause, Mrs. McKenzie.«
»Aye, auch wir heißen Sie herzlich willkommen, Tara!« rief Nancy enthusiastisch.
Lächelnd nippte Tara an ihrem Tee. »Welch ein Zuhause«, murmelte sie. Ihre Stimme verriet nicht, was sie dachte, doch der Blick, den sie Jarrett zuwarf, sprach Bände.
»Was wollte Captain Argosy?« erkundigte sich Nancy. Währenddessen stellten Mrs. Conolly und ein kräftiger Schwarzer große Platten mit Roastbeef, Brot und verschieden Gemüsen auf den Tisch. Auch Sheila erschien wieder, um den beiden zu helfen.
»Er bot mir ein Kommando an«, antwortete Jarrett.
»Und du hast es abgelehnt, nicht wahr?« seufzte Nancy.
»Natürlich. Und du weißt, warum.«
»Wirst du Verhandlungen führen, wenn man dich darum bittet?« fragte Josh, und Jarrett nickte grimmig.
»Sei versichert, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um das Blutvergießen in Grenzen zu halten.«
Bedrückt starrte Nancy auf ihren Teller hinab. »Aber du kannst nicht ändern, was geschehen ist. Und das war schlimm genug. Die Indianer versteckten sich im Dickicht und schossen Major Dades Soldaten einfach nieder. Und wie gräßlich die armen Männer zugerichtet wurden ...«
»Nancy!« unterbrach Josh seine Frau energisch.
Jarrett beobachtete Tara, die ihr Besteck ergriffen und wieder beiseite gelegt hatte.
»Essen Sie, Mrs. Reynolds!« bat Sheila. »Alle müssen essen. In den nächsten Tagen werden wir unsere ganze Kraft brauchen.«
»O Jarrett ...« Unsicher wandte sich Nancy zu ihrem Freund. »Ich kenne dich, und ich weiß, wozu du imstande bist. Aber an deiner Stelle würde ich mich jetzt nicht auf die Plantage wagen ...«
»Unsinn!« fiel Sheila ihr ins Wort und schenkte Jarrett noch etwas Ale nach. »Unserem Mr. McKenzie droht keine Gefahr. Beide Seiten brauchen ihn, und seine Plantage wird gut verteidigt.«
»Sicher!« mischte sich Tara in scharfem Ton ein. »Auch Major Dade hat für eine gute Verteidigung gesorgt.«
»Er wurde überrumpelt«, entgegnete Sheila. »Und das kann Mr. McKenzie nicht passieren.«
Herausfordernd hob Jarrett die Brauen und schaute seine Frau an. »Zweifelst du an meiner Fähigkeit, dich zu beschützen, meine Liebe?«
Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete, und er glaubte beinahe, die Spannung zu spüren, die zwischen ihnen knisterte. »Nun, ich zweifle an der Fähigkeit jedes einzelnen, sich gegen eine Übermacht zu wehren.«
Verächtlich schnaufte Sheila und entfernte sich. Nancy schob ihren Stuhl zurück und gestand leise: »Oh, ich fühle mich nicht gut ...«
Sofort sprang Tara auf. »Dann gehen wir nach oben, Nancy. Legen Sie sich für ein paar Minuten hin. Danach geht's Ihnen sicher wieder besser.«
»Ja, vielleicht ...«
Tara wollte nicht zugeben, daß auch ihr elend zumute war. Strahlend lächelte sie Robert und Josh an und ignorierte Jarrett. »Entschuldigen Sie uns, Gentlemen.« Alle Herren erhoben sich, und Tara spürte Jarretts durchdringenden Blick, weigerte sich aber, ihn anzuschauen.
Fürsorglich führte sie Nancy in ihr Zimmer und half ihr, sich hinzulegen. Dann schob sie ihr ein weiches weißes Kissen unter den Kopf.
»Oh, das tut gut!« seufzte Nancy. Eine Zeitlang musterte sie Tara schweigend, dann fügte sie hinzu: »Also ist er mit einer Frau nach Hause gekommen ... Wer hätte das gedacht?« Sie lachte leise. »Sein Interesse an der holden Weiblichkeit ist zwar nie ganz erloschen, aber ich hätte mir nicht träumen lassen, daß er eine neue Liebe finden würde. Jarrett und Lisa waren noch so jung, als sie geheiratet haben, und einander so ähnlich ...«
»In welcher Weise?« Tara setzte sich auf den Bettrand und versuchte möglichst beiläufig zu sprechen, um ihre Neugier zu verbergen.
»Nun ja, beide liebten das Land und den Fluß und ihr schönes Haus. Seltsam ... Auch Josh ist ganz vernarrt in Florida. Früher war er
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