Wechselspiel der Liebe
sinken.
»Niemand wird dich ermorden«, erwiderte er tonlos.
»Ganz recht. Weil ich dir nicht ins Landesinnere folgen werde.«
»Was?« stieß er hervor.
»Ich werde nicht ...«
Mit zwei Schritten war er bei ihr, packte ihre Oberarme und zog sie an sich. Ihre Knie wurden weich, aber sie zwang sich, den durchdringenden, wütenden Blick seiner schwarzen Augen standzuhalten. »Nein, ich werde dir nicht auf die Plantage folgen!« rief sie verzweifelt. »Weil ich keine Lust habe, mich von diesen Wilden umbringen zu lassen.«
»Niemand wird dir auch nur ein Haar krümmen. Immerhin habe ich dich geheiratet, um dich zu beschützen.«
»Ja, du hast mir geholfen, und dafür danke ich dir aufrichtig. Aber du mußt dich nicht verantwortlich fühlen ...«
»Und du? Glaubst du etwa, du wärst mir nicht verpflichtet?« Schmerzhaft gruben sich seine Finger in ihre Arme, und er schüttelte sie so heftig, daß sich ihr Haar aus den Nadeln löste und auf den Rücken fiel.
»Ich habe keineswegs vor, davonzulaufen ...«
»Was dann?«
»Laß mich los! Du tust mir weh!«
»Wenn du mir nicht erklärst, was du denkst, werde ich noch viel härter zupacken.«
»Verdammt, du trägst keine Verantwortung für mich! Natürlich bin ich dir dankbar, weil du mir zur Flucht verholfen hast, aber jetzt kann ich auf eigenen Füßen stehen. Mach dir keine Sorgen um mich! So schnell wie möglich werde ich wieder aus deinem Leben verschwinden. Ich bedeute dir ohnehin nichts. Wenn ich auch nicht viel über deine erste Frau erfahren habe — so weiß ich doch, daß dein Herz immer noch ihr gehört.«
»Jetzt bist du meine Frau«, erwiderte er heiser.
»Aber nicht die Frau, nach der du dich sehnst.« Offenbar schürte sie mit jedem Wort seinen Zorn. »Du tust mir weh!« wisperte sie.
Abrupt ließ er sie los, eilte zur Tür, drehte sich wieder zu ihr um. Die Wut in seinen ausdrucksvollen dunklen Augen machte ihr angst, aber sie wußte nicht, ob sie davonlaufen oder sich in seine Arme werfen, mit beiden Fäusten gegen seine Brust hämmern oder ihn küssen wollte.
»Falls dich deine Vorgängerin interessiert...«, herrschte er sie an. »Soviel kann ich dir versichern, sie war kein Feigling. Und sie fürchtete sich nicht vor Menschen, die anders waren, vor Orten, die sie nicht kannte.«
»Ich bin nicht Lisa!« erinnerte sie ihn.
»Das weiß ich. Aber du bist meine Frau — und mir verpflichtet'.« fügte er warnend hinzu. »Wohin ich gehe, wirst auch du gehen. Und solltest du davonlaufen, werde ich dich überall finden. Du warst mit der Heirat einverstanden. Niemand hat dich dazu gezwungen. Und jetzt wirst du dein Gelübde in Ehren halten.«
»Und du?« fauchte sie. »Du hast gelobt, für deine Ehefrau zu sorgen. Und jetzt schickst du deine zweite genauso leichtfertig in den Tod wie die erste? Zu diesen Wilden?«
In seinen Augen schien ein schwarzes Feuer zu flackern. Diesmal glaubte sie allen Ernstes, er würde sie schlagen, und sie kämpfte mühsam mit den Tränen.
Aber er ging nicht zu ihr. Statt dessen entgegnete er leise: »Du solltest lieber Mitleid mit diesen armen Wilden empfinden.« Dann wandte er sich ab und stürmte aus dem Zimmer. Krachend fiel die Tür hinter ihm ins Schloß. Tara sank zitternd aufs Bett. Nicht nur die Angst vor der Zukunft bedrückte sie. Die Enttäuschung, die sie Jarrett bereitete, weckte einen seltsamen Schmerz in ihrem Herzen.
Am liebsten wäre sie auf der Stelle davongelaufen ... Nein, das würde sie nicht tun, sondern ihre verdammte Pflicht erfüllen. Außerdem wollte sie die Wahrheit über die tapfere Lisa herausfinden, über den Mann, der diese Frau so sehr geliebt hatte.
Später wußte sie nicht mehr, wie lange sie reglos dagesessen hatte, in ihre Gedanken versunken. Warum kam Jarrett nicht zurück? War er zu einer anderen Frau gegangen — zu dieser Sheila, der exotischen Schönheit, die ihn so schmachtend angeschaut hatte? Die heiße Eifersucht, die sie erfaßte, verblüffte sie selbst. Nein, bald würde er zurückkehren — zu seiner Frau ...
Aber die Stunden verstrichen, und er ließ sich nicht blicken. Müde streckte sich Tara auf dem Bett aus, aber erst im Morgengrauen fielen ihr die Augen zu.
7
Sie schreckte aus dem Schlaf auf und blinzelte ins Tageslicht, das Mrs. Conollys größtes, komfortabelstes Gästezimmer erfüllte. Vollständig angekleidet, lag sie auf dem Bett, nachdem sie stundenlang auf Jarrett gewartet hatte und erst in der Morgendämmerung eingeschlummert war.
Jetzt stand er
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