Wechselspiel der Liebe
so kultiviert wie New York, Philadelphia, Boston, Richmond oder Charleston.«
»Kommen Sie aus dem Norden, Mrs. McKenzie?« erkundigte sich Sergeant Rice.
»Aus dem Norden?« wiederholte sie leise, starrte auf ihren Teller und spürte immer noch Jarretts durchdringenden Blick.
»Sicher sind sie eine Südstaaten-Lady«, meinte Rice, der vorhin erklärt hatte, er stamme aus Alabama.
»Auch bei uns in den Nordstaaten gibt es viele schöne Frauen«, warf Sergeant Culpepper ein.
»Jedenfalls bin ich nicht in Florida geboren, Gentlemen«, versicherte sie lachend.
»Aber Mrs. McKenzie, Sie müssen doch ...«, begann Rice.
Zu Taras Verwunderung war es Jarrett, der ihr zu Hilfe kam. »Meine liebenswürdige Frau möchte keinen von Ihnen beiden enttäuschen. Wir haben uns in New Orleans kennengelernt und dort auch geheiratet. Danach wollte ich so schnell wie möglich hierher zurückkehren — angesichts der Umstände.«
Er hatte sie gerettet und ihr außerdem eine Gelegenheit gegeben, endlich herauszufinden, was sie wissen wollte. »Welche Umstände?« fragte sie in unschuldigem Ton.
Sekundenlang herrschte drückendes Schweigen, und sie begegnete wieder dem Blick ihres Mannes. Nur er würde antworten. In seiner Gegenwart wollten ihr die anderen gewiß nichts erklären.
»Nicht weit von hier lebt eine Familie, die zur Tampa Bay reisen möchte«, entgegnete er leichthin. »Sie wohnt nicht am Fluß, sondern im Landesinnern, und ich werde sie abholen.«
»Was?« wisperte sie. Schmerzhaft hämmerte ihr Herz gegen die Rippen.
»Ich werde die Leute eskortieren«, sagte Jarrett ungeduldig.
»Aber — Captain Tyler hat ein Schiff voller bewaffneter Soldaten.«
»Nur eine kleine Kompanie. Nicht genug, um erfolgreich an Land zu kämpfen. Diese Situation kann ich besser bewältigen.«
»Warum?«
»Weil wir keine Attacke provozieren wollen. Wir möchten nur die Familie in Sicherheit bringen und ein weiteres Gemetzel vermeiden. General Clinch führt seine Truppen auf irgendwelche Schlachtfelder, und Milizeinheiten schließen sich zusammen. Deshalb ist es vernünftiger, wenn ich mich um diese spezielle Angelegenheit kümmere.«
Damit hatte er ihr alles und nichts erzählt. Ehe Tara noch eine Frage stellen konnte, fügte er in energischem Ton hinzu: »Meine Liebe, ich fürchte, wir bereiten unseren Gästen Unbehagen.«
Zum Teufel mit den Gästen ... Sie starrte ihn an, legte ihr Besteck beiseite und nippte an ihrem Wein, dann schenkte sie Captain Tyler, Sergeant Rice und Sergeant Culpepper ein strahlendes Lächeln. »Verzeihen Sie, Gentlemen! Sie alle müssen sich entspannen und Ihren Besuch auf Cimarron genießen. Nun werde ich Sie allein lassen, damit Sie in Ruhe Ihren Brandy trinken und Zigarren rauchen können.«
Weder der Kaffee noch das Dessert waren serviert worden. Aber als Hausherrin hatte Tara das Recht, die Mahlzeit zu beenden, wann immer es ihr beliebte. Wie gern hätte sie Jarrett die Augen ausgekratzt ... Sie ertrug es nicht, noch länger an der Tafel zu sitzen und vorzugeben, alles wäre in bester Ordnung.
Sie erhob sich, und alle Herren sprangen auf.
»Bitte, Tara ...«, begann Jarrett, doch da hatte sie das Zimmer schon verlassen.
Durch die Hintertür eilte sie auf die Veranda, in die Nacht hinaus, über den Rasen. Unter einem hohen Baum blieb sie stehen, um Atem zu schöpfen. Sie blickte zum Fluß hinab, wo die Militärschaluppe dicht neben der Magda lag. Beide Schiffe wurden von gelblichen Laternen erhellt.
Großer Gott, er würde fortgehen! Er hatte sie in diese Wildnis gebracht, und nun ließ er sie allein! Wie viele schlaflose Nächte würde sie verkraften und sich fragen müssen, ob er noch lebte?
»Verdammt!«
Beinahe schrie sie auf, als Jarretts Hand ihre Schulter packte. Er war ihr unbemerkt gefolgt und hatte sie gefunden, obwohl sie im schwarzen Schatten stand.
Vergeblich versuchte sie sich loszureißen. »Du — gehst weg ...«
»Nun, ich dachte, du würdest mich nicht vermissen.«
»Und ich glaubte, du würdest mich niemals diesen Wilden ausliefern.«
»Hast du auf dieser Plantage schon einen Wilden gesehen?«
Tara ignorierte diese Frage. »Mußt du dich nicht um deine Gäste kümmern? Mein plötzlicher Aufbruch war durchaus akzeptabel, denn sie vermuten sicher, ich hätte die Flucht ergriffen, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, daß mein Mann mit aller Macht skalpiert werden will. Aber du darfst die Gentlemen nicht im Stich lassen.«
»Doch, meine Süße«, konterte er und zog sie
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