Wechselspiel der Liebe
Kleid. »Das hat Cota heute genäht?«
»Nein, damit fing ich schon an Bord des Schiffs an. Und heute nachmittag haben wir's fertiggestellt.«
»Offenbar bist du eine fachkundige Schneiderin.«
»Nun, ich habe dir ja gesagt, daß ich tüchtig bin und alle Pflichten einer Ehe- und Hausfrau erfüllen werde.«
»Mir kommt's nur auf eine einzige Pflicht an.«
Ihre Wangen färbten sich noch dunkler. »Habe ich dich vielleicht in irgendeiner Weise enttäuscht?«
»Keineswegs — und ich habe dir nur vorübergehend gestattet, diese Pflicht zu vergessen«, erwiderte er belustigt.
Entschlossen wechselte sie das Thema. »Jarrett, warum sind diese Männer gekommen?«
Er zögerte. »Das erkläre ich dir später. Jetzt haben wir keine Zeit dafür.«
»Sag mir nur ...« Als er ihr das Kleid aus den Händen nahm, verstummte sie verwirrt.
Verwundert musterte er den eleganten Schnitt. »Paris? Kommst du aus dem Ausland? Natürlich ist Jeeves überzeugt, daß du einer vornehmen Familie entstammst und vor irgendeinem Skandal geflohen bist. Mitten in den Sumpf ...«
»Ich habe dir zuerst eine Frage gestellt«, fauchte sie und entriß ihm ärgerlich das Kleid. »Warum besuchen uns diese Soldaten?«
Statt zu antworten, ließ er seinen Blick über ihren Körper wandern. »Außergewöhnlich.«
»Das Kleid?«
»Das auch«, erwiderte er lächelnd. »Aber vor allem die Figur, die darin stecken wird.« Wieder nahm er ihr das Kleid aus den Händen, warf das Resultat stundenlanger Arbeit achtlos beiseite und umfaßte Taras Schultern. »Wir sollten uns etwas mehr um unsere Ehe bemühen. Es bekümmert mich, daß du glaubst, du hättest mich enttäuscht.«
Viel zu heiß begehrte sie ihn. Ihr Herz schlug wie rasend, und sie mußte nach Atem ringen. »Jarrett — die Gäste warten ...«
»Ach ja, ich darf dich nicht anrühren. Aber ich habe von Anfang an nicht verhehlt, was ich von dir verlange.«
»Jarrett!« protestierte sie und wußte nicht, warum sie sich so unglücklich fühlte. »Soeben hast du mir erklärt, du hättest keine Zeit, meine Fragen zu beantworten. Ich möchte endlich erfahren ...«
Abrupt ließ er sie los, was sie verblüffte, aber irgendwie auch enttäuschte. »Darüber reden wir heute abend.« Seine schwarzen Augen waren unergründlich. Er ging zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte. »Übrigens, ich muß dich warnen. Heute abend werde ich nicht vor deiner Tür Wache halten. Es interessiert dich, wo ich schlafe? Diesmal gibt es keinen Zweifel. Bei dir. Und wir werden kaum Ruhe finden.« Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer.
11
Tara zitterte so heftig, daß sie sich aufs Bett setzen mußte. Fürchtete sie das Ende des Dinners? Oder haßte sie die Stunden, die verstreichen würden, ehe sie mit Jarrett allein war?
Oh, das Dinner ... Hastig sprang sie auf, griff nach dem Kleid aus gelber Seide und weißer Spitze, das er so sorglos zu Boden geworfen hatte, und strich es glatt. Sie nähte den restlichen Saum, dann schlüpfte sie in ihre Kreation. An die Nacht wagte sie nicht mehr zu denken. Was immer geschehen mochte, sie würde eine Antwort auf ihre Frage fordern, warum die Soldaten nach Cimarron gekommen waren.
Die Gentlemen standen im Speisezimmer und nippten an ihren Drinks. Formvollendet wurde sie begrüßt, und Jarrett rückte ihr einen Stuhl zurecht. Schneeweiß schimmerte die Tischdecke unter kostbarem Silber und blau gemustertem Porzellan.
Wahrscheinlich hat Lisa dies alles in die Ehe mitgebracht, dachte Tara, dann tadelte sie sich selbst, weil sie einen so unvernünftigen Groll gegen die Tote hegte.
Jeeves räusperte sich diskret, und sie merkte, daß er neben ihr stand. Offenbar wartete er auf ihre Anweisung, den Wein einzuschenken und den ersten Gang servieren zu lassen. Lächelnd nickte sie ihm zu, und er grinste aufmunternd.
Höflichkeitsfloskeln wurden ausgetauscht. Der blonde, sommersprossige Sergeant Rodney Culpepper — liebenswert und freundlich wie ein junges Hündchen — erzählte ihr, dieser Winter sei viel angenehmer als der letzte. Und Captain Argosy schwärmte von der reichen Ernte, die das ganze Jahr über gedieh. Ein wahres Wunder ...
»Ach ja, und da wäre auch noch das Wunder des Indianerkriegs«, murmelte Tara und schaute ihren Mann an, der am anderen Ende der langen Tafel saß. Wie erwartet,
runzelte er die Stirn, und seine schwarzen Augen verengten sich.
»Nun, dies ist ein neues Land«, erwiderte Tyler Argosy, »zum Großteil unberührte Wildnis — längst nicht
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