Wechselspiel der Liebe
bedroht wurde. Ihr oder Williams Skalp ...
»Tara!« Plötzlich preßte sich eine Hand auf ihren Mund, und sie fuhr aus dem Schlaf empor. Jarrett beugte sich über sie, und sie starrte in seine kohlschwarzen Augen.
»Bald wird ein halbes Regiment in unser Zimmer stürmen, um zu sehen, ob ich dich ermorde!« stieß er hervor und entfernte seine Hand von ihren Lippen.
»Hier ist kein halbes Regiment. Du sagtest doch, Captain Argosy sei mit Rice und Culpepper an Bord seines Schiffes gegangen.«
»Weil ich nicht wollte, daß du draußen vor dem Haus schreist«, gab er leichthin zu. »Und warum brüllst du mitten in der Nacht, so als wären alle Teufel hinter dir her?«
»Du hast mich belogen ...«, begann sie ihn zu beschuldigen.
Aber er fiel ihr ungeduldig ins Wort. »Wer ist William?«
Sie konnte nicht verhindern, daß ihr Tränen in die Augen stiegen, und sie zitterte am ganzen Körper.
»Tara, wer ist William?«
Sein Blick erschien ihr gnadenlos wie harter Stahl. Zögernd öffnete sie die Lippen, aber ehe sie sprechen konnte, wurde sie von einem heftigen Schluchzen geschüttelt. Zu ihrer Verblüffung nahm er sie in die Arme, stellte keine Fragen mehr. Sanft streichelte er ihr Haar, strich wirre Strähnen aus ihrem Gesicht. »Es ist ja schon gut. Schlaf weiter. Ich bin bei dir.«
Aber morgen nicht mehr ! hätte sie beinahe gerufen.
»Hier bist du sicher«, flüsterte er. »Das schwöre ich dir.«
Allmählich ließ das Zittern nach. In Jarretts Nähe fühlte sie sich geschützt und geborgen. Der Traum verblaßte in ihrer Erinnerung, sie war so müde.
Nur langsam kehrte sie aus der Tiefe ihres Schlafs ins Bewußtsein zurück. Wie gern wäre sie in jenem schwarzen Abgrund geblieben. Aber irgend jemand schüttelte sie, und sie öffnete die Augen.
Jarrett saß auf der Bettkante und beugte sich über Tara, die Hände zu beiden Seiten ihres Kopfes ins Kissen gestützt. Obwohl der Tag eben erst anbrach, war er vollständig bekleidet, mit einer engen braunen Hose, einem weißen Hemd, am Kragen geöffnet, einer grünen Weste und einem hautfarbenen Jackett. Die Stiefel reichten fast bis zu seinen Knien. Straff aus dem Gesicht gekämmt, war sein Haar im Nacken zusammengebunden, was seine Züge noch markanter erscheinen ließ — und in diesem Augenblick bedrohlich. »Wer ist William?«
Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Das braucht dich nicht zu interessieren.«
»Wer ist William?« wiederholte er.
»Jarrett ...«
»Verdammt, wer ist William?« Schmerzhaft gruben sich seine Finger in ihre Schultern.
Er hatte versprochen, nicht zu fragen. Aber nun blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als zu antworten. »Mein Bruder ...« Krampfhaft schluckte sie ihre Tränen hinunter, schob Jarretts Hände weg und drehte sich zur Seite. Könnte sie doch in tröstlichem Schlaf versinken ...
»Dein Bruder? Schwörst du das?«
Ihr halberstickter Huch mußte ihn überzeugt haben, denn er strich ihr Haar beiseite und küßte ihren Nacken. »Darüber sprechen wir, wenn ich zurückkomme.«
O ja, er würde sie mit neuen Fragen bestürmen und sich weigern, ihr von seiner eigenen Vergangenheit zu erzählen.
Sie spürte, wie er vom Bett auf stand. Wenige Sekunden später fiel die Tür hinter ihm ins Schloß. In heller Verzweiflung sprang sie auf, wickelte sich in ein Laken und wollte ihm folgen — zu spät. Sie hörte seine Stimme, die Jeeves im Erdgeschoß irgend etwas zurief, eilte ans Fenster — und sah ihn nur noch davonreiten.
Heiße Tränen rollten über ihre Wangen. Sie wünschte sehnlichst, er wäre bei ihr geblieben — nicht nur, weil sie die Wildnis fürchtete. Vor allem, weil sie ihn liebte ...
12
Wie Tara bald feststellte, glich Cimarron einer gutgesicherten Festung. Bewaffnete Männer bewachten das Anwesen rund um die Uhr. In der vierten Nacht nach Jarretts Abreise schlief sie furchtlos ein, fühlte sich beschützt und geborgen.
Nach drei durchwachten Nächten war sie so erschöpft, daß sie keine bösen Träume wahrnahm, falls sie davon heimgesucht wurde.
Jeeves zeigte ihr das ganze Haus, und sie bewunderte das elegante, komfortable Interieur. Jarretts Schlafzimmer, bei Taras Ankunft ausschließlich maskulin, änderte sich mit der Zeit und wurde auch ihr Reich. Neben seinem Rasierzeug lagen nun ihre Toilettensachen. Jeeves brachte ihr einen Queen Anne-Drehspiegel und eine passende Frisierkommode.
Jeder Raum war geschmackvoll eingerichtet — ein Gästezimmer mit französischen Antiquitäten aus dem
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